Das Phänomen SVP Fauerbach

Der SVP Fauerbach nimmt mit zwei Mannschaften am Spielbetrieb im Fußballkreis Friedberg teil. Das ist außergewöhnlich für einen kleinen Stadtteil in Zeiten von Spielgemeinschaften. Wie das geht? Wir haben uns umgehört.
Butzbach-Fauerbach hat nur rund 750 Einwohner. Der dortige Sportverein kann aber eigenständig mit zwei Mannschaften in der Fußball-Kreisliga C Friedberg teilnehmen - außergewöhnlich in Zeiten von Spielgemeinschaften. Allein 13 C-Lizenz-Trainer kümmern sich um Herren, Frauen und Jugend. Die Bereitschaft, ehrenamtlich zu unterstützen, ist groß. Doch: Was unterscheidet den SVP Fauerbach von Vereinen vergleichbar kleiner Stadt- und Ortsteile?
In der Tabelle der Fußball-Kreisliga C Friedberg, Gruppe 1 überwintert die erste Mannschaft des SVP Fauerbach auf Platz fünf, nicht viel fehlt zum Relegationsrang (sieben Punkte Differenz), wobei die Philippseck-Kicker eine Partie weniger ausgetragen haben als der Zweitplatzierte, die SG Wohnbach/Berstadt II. Weiter hinten, auf Position elf, folgt die Reservemannschaft, eine von zwölf Zweitmannschaften in der 14er-Konkurrenz. Ohne Spielabsage ist Klub bislang durch die Saison gekommen. Die Frauen kicken gleichzeitig erfolgreich in der Kreisoberliga (Platz drei), und in der Jugendspielgemeinschaft Hausberg sind rund 150 Spielerpässe auf den Stadtteil-Verein ausgestellt. 13 Trainer haben die C-Lizenz erworben. Das ist außergewöhnlich in Zeiten von Zusammenschlüssen und Rückzügen.
»Der Ort steht zusammen. Wir kümmern uns um den Mensch, nicht nur rein um den Fußballer. Das Miteinander, die Gemeinschaft haben einen hohen Stellenwert. Das kommt an«, sagt Andreas Kattenberg. Der Trainer der beiden Herren-Mannschaften hatte den Klub bis zum vergangenen Sommer als Vorsitzender geführt.
Für »Zusammenhalt«, für »geselliges Vereinsleben« und »für Jugendförderung« ist im Leitbild des Klubs zu lesen. Die noch jungen Abteilungen Fitness und Wandern sowie eine Volleyball-Gruppe ergänzen das Angebot, auf rund 500 Mitglieder ist der Verein angewachsen. Mit der Freiwilligen Feuerwehr und der Aktionsgemeinschaft Grüne Insel (AGGI) prägt der Klub mit seinen Veranstaltungen das soziale Leben im Ort.
Rückblende: 2013. Die Herren kicken in der vorderen Tabellenhälfte der Kreisliga B, doch kann der Klub, damals 380 Mitglieder stark, gerade einmal vier Jugendliche melden. Kattenberg, der als Vorsitzender die Nachfolge von Gerald Schneider antritt, legt seinen Fokus auf die Nachwuchsarbeit - das soll sich auszahlen. In den nun kommenden fünf Jahren werden jeden Sommer fünf Jugendliche in die Senioren aufrücken.
»Nur das sorgt für Nachhaltigkeit und junge Leute; im Kader, im Vorstand und im Vereinsleben«, sagt Kattenberg, der im Sommer auf Grund eines Wohnortwechsels den Vorsitz abgegeben hat und nun als Trainer der Herren-Mannschaft tätig ist. Timo Jung ist als bisheriger Stellvertreter aufgerückt, mit Magdalena Düringer, Christine Rose (Kasse) und Carolin Jung (Schriftführerin) ergänzen drei Frauen den geschäftsführenden Vorstand, der durch 14 Beisitzer unterstützt wird.
Im Jahr 1971 war der SV Phillipseck gegründet worden. 1990 erfolgte die Namensänderung in SVP Faurbach, sechs Jahre später wurde eine Frauenmannschaft gegründet. Im Jahr 2002 konnten alle drei Senioren-Mannschaften die Meisterschaft feiern.
Sportlich ist die Herren-Mannschaft, die zwischen 2002 und 2004 der damaligen Bezirksliga Friedberg angehört hatte, in den vergangenen Jahren in der B-Liga kontinuierlich durchgereicht worden. Im Sommer 2022, nach intensivem Austausch mit den Spielern, entschied man sich zum freiwilligen Rückzug.
Ein Kern von rund 40 Akteuren steht Kattenberg für beide Manschaften zur Verfügung. Stefano Capacchione ist mit 14 Toren (bei insgesamt 36 Treffern der ersten Mannschaft) die Schlüsselfigur in der Offensive. Kapitän ist Robin Groß, der als »Sechser« das Mittelfeld zusammenhalt, zusammen mit Maximillian Spottog, der eine starke Vorrunde gespielt hat. Der »Oldie« im Kader ist Rainer Grün. »Er weiß was er macht und bringt Ruhe rein, wenn es erforderlich ist«, sagt der Trainer.
»Wir hatten drei Jahre mit sportlich negativer Entwicklung. Rückblickend war die Entscheidung auch richtig, in der C-Liga neu zu starten«, sagt Kattenberg, der quasi 24/7 für den Fußball lebt. Zum 1. Februar ist der 37-Jährige vom Hessischen Fußball-Verband zum Deutschen Fußball-Bund gewechselt, als Senior Manager in der Vereinsberatung.