Deutliches Votum für Juliane Kuhlmann

(amp). Zum ersten Mal in seiner 75-jährigen Geschichte steht eine Frau an der Spitze des Landessportbunds Hessen (LSBH). Juliane Kuhlmann wurde mit überzeugender Mehrheit beim 24. Sportbundtag in Wiesbaden als Nachfolgerin von Rolf Müller gewählt, der dieses Amt 25 Jahre inne hatte. Gießens Sportkreisvorsitzender Heinz Zielinski, daneben noch bisher Vizepräsident Schule, Bildung und Personalentwicklung im LSBH, hatte seine Kandidatur für das Spitzenamt kurzfristig am Abend vor der Wahl zurückgezogen.
»Ich bin erleichtert, dass so viele mich gewählt haben«, gab die 44 Jahre alte Diplom-Agrarökonomin aus Steinbach im Taunus anschließend zu. Denn die bislang als Vorsitzender der hessischen Sportjugend amtierende ehemalige Taekwondo-Sportlerin erhielt eine Zustimmung von 96,7 Prozent der Delegierten. Sie habe schon im Vorfeld viel Unterstützung erfahren und sei ruhig in den Wahlgang gegangen, berichtete sie später.
Kleine Überraschungen gab es bei den zwei verbliebenen Kampfabstimmungen, nachdem der ehemalige LSBH-Geschäftsführer Ralf Koch ebenfalls seine Kandidatur für das Vizepräsidenten-Amt Kommunikation und Marketing zurückgezogen hatte. Hier wurde Uwe Steuber gewählt. Bei der Wahl für den Bereich Schule, Bildung und Personalentwicklung setzte sich die aus der Sportjugend kommende Katja Köhler-Nachtnebel deutlich mit zwei Dritteln der Stimmen durch gegen Frank Illing aus dem Hessischen Fußball-Verband. Und bei der Nachfolge von Lutz Arndt als Vizepräsident Leistungssport vereinigte die ehemalige Spitzen-Schwimmerin Annika Mehlhorn mehr Stimmen auf sich als der aus dem Leichtathletik-Lager stammende Martin Rumpf.
Wiedergewählt wurden die Vizepräsidenten Helmut Meister (Finanzmanagement), Ralf-Rainer Klatt (Sportentwicklung) und Frank Weller (Sportmanagement). Zudem gehört Malin Hoster als Nachfolgerin von Kuhlmann an der Spitze der Sportjugend Hessen dem LSBH-Präsidium als Vizepräsidentin Kinder und Jugend an. »Ich freue mich über die Mischung«, blickte Juliane Kuhlmann auf ihre neues Führungsgremium, das deutlich verjüngt ist. Statt eines bisherigen Durchschnittsalters von 63 Jahren beträgt dieses nur noch 53.
Dass sich überraschend viele hochkarätige Vertreter aus der Politik in dem RheinMain CongressCenter eingefunden hatten, hing mit dem Abschied von Rolf Müller als Präsident der größten Personenstandsvereinigung Hessens zusammen. »Der Landessportbundtag verabschiedet eine Größe des Sports«, sagte Hessens Minister des Innern und für Sport, Peter Beuth (CDU). Müller sei 25 Jahre ein »feiner Seismograph für den Sport« gewesen, schob er nach. Dank des bisherigen Landessportbundpräsidenten habe der hessische Landtag beim Sport immer an einem Strang gezogen, lobte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bei ihrem Heimspiel in Wiesbaden.
»Du hast eine Ära geprägt!«, gab Volker Bouffier (CDU) seinem langjährigen Freund und Weggefährten mit auf den Weg. Müller habe das Amt inhaltlich und persönlich sehr geprägt, sagte der ebenfalls erst vor wenigen Wochen ausgeschiedene ehemalige Ministerpräsident. Und Torsten Burmester, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbunds, bescheinigte dem ehemaligen Leistungsschwimmer: »Du warst gut zu hören als Vertreter des Sports.«
Der so Gelobte gestand: »Ich bereue keine Minute meines ehrenamtlichen Engagements«, nachdem er am 25. Oktober 1997 in Frankfurt an die Spitze des LSBH gewählt worden war. »Ich glaube, dass der Landessportbund Hessen in den letzten 25 Jahren eine neue Qualität an Politikfähigkeit bekommen hat«, hob Müller vor allem einen Punkt beim Blick auf seine Amtszeit hervor, bevor er per Akklamation zum Ehrenvorsitzenden gekürt wurde.
Nancy Faeser hatte das zuvor indirekt bestätigt, als sie ein Programm zur Unterstützung des »Re-Starts« im organisierten Sport durch Bund und Länder ankündigte. Dabei monierten einige Kenner der Materie, dass der dabei angekündigte Betrag von 25 Millionen Euro doch allzu bescheiden ausfalle. Zudem solle noch in diesem Jahr ein »Bewegungsgipfel« in Berlin ausgerichtet werden, sagte die SPD-Ministerin. Und die Sportministerkonferenz werde aufgewertet: Sie solle in Zukunft »immer auf Ministerebene« stattfinden.
Juliane Kuhlmann wird es mit Interesse vernommen haben. Sie lädt ihr neues Präsidium am 7. Juli zur konstituierenden Sitzung ein. »Dann geht es los!«