EC Bad Nauheim: Das läuft gut, das sind die Baustellen

Fünf Niederlagen, zwei Siege, 16:29 Treffer. Der Sieben-Spiele-Praxis-Test ist abgeschlossen. Was die reinen Ergebnisse des EC Bad Nauheim wert sind, wird sich ab kommenden Freitag zeigen. Die Vorbereitungs-Analyse.
Der EC Bad Nauheim läuft seiner Zeit hinterher. Und zwar aktuell rund 17 Stunden. Diese Zeit fehlt Harry Lange und seinem Team an Eistraining in der Saisonvorbereitung, die angesichts eines sehr schlanken Kaders darauf ausgerichtet war, die Übungseinheiten sensibel zu dosieren. Verschiedene Elemente des Spiels haben noch nicht in der gewünschten Form praktiziert und verinnerlicht werden können. »Die Jungs sind auf dem richtigen Weg. In diesem Jahr dauert vieles etwas länger«, sagt Lange angesichts der außergewöhnlichen Umstände.
So präsentieren sich die Neuzugänge: Die Roten Teufel hatten bis abschließenden Vorbereitungsspiel am Sonntag nur vier Neue unter Vertrag genommen.
Richards Babulis, der Backup, hatte seine guten Trainingseindrücke anfangs nicht im Spiel bestätigen können. Der U20-Meister der Vorsaison (Eisbären Berlin) wirkte nervös, zeigte abschließend, am Freitag gegen Memmingen, aber solide 30 Minuten.
Marius Erk überzeugte von Beginn an. Der Rückkehrer, von 2015 bis 2018 in Bad Nauheim unter Vertrag, spielt einen soliden, robusten Part in der Abwehr, schaltet sich immer wieder in die Offensive ein.
Erst verspätet war Tim Coffman zur Mannschaft gestoßen. Der US-Amerikaner deutet seine individuelle Klasse zwar an, muss das System der Roten Teufel - und damit auch seine Rolle - aber erst noch verinnerlichen.
Michael Bartuli und seine Fähigkeiten kennt man als Förderlizenzler aus der Vorsaison. Er löst seine Aufgabe in den hinteren Reihen, ist präsent, unbequem und übernimmt die Drecksarbeit.
Das läuft gut : Lauterbach, Limburg, Villach, Krefeld, Limburg und schließlich - eine Woche vor dem Saisonstart - Bad Nauheim. Die Roten Teufel haben aufgrund von infrastrukturellen Maßnahmen am Stadion eine regelrecht Vorbereitungs(tor)tour hinter sich. »Trotz der Umstände, trotz der vielen Fahrten und Reisen: Die Jungs ziehen mit. Keiner jammert. Und auch von den Familien gibt’s Unterstützung. Das ist ungemein wichtig«, sagt Harry Lange. Die Roten Teufel sieht er auf dem richtigen Weg. »Es geht vorwärts, aber eben langsam. Wir sind noch nicht dort, wo wir gerne wären.«
Der Fokus lag zunächst auf der Defensive, auf dem Verhalten im eigenen Spieldrittel. In der vergangenen Woche wurde zum ersten Mal überhaupt eine erste Powerplay-Einheit eingelegt. In Überzahl läuft die Scheibe zwar durchaus rund, scheinen die Teufel mit nun zwei ausgeglichenen Formationen schwerer auszurechnen. Die Effektivität im Abschluss fehlt allerdings noch.
Das muss besser werden: Baustellen gibt’s reichlich. Im Kader und auch auf dem Eis. Neben den Umständen der Vorbereitung ist die Suche nach Ergänzungen ein latentes Thema in der Wetterau. Stefan Reiter hatte im Juli überraschend mitgeteilt, seinen Vertrag nicht erfüllen zu wollen. Die Suche nach Ersatz zieht sich in die Länge. Dazu kommt die noch immer offene Personalie Andreas Pauli. Der Stürmer hat den Fokus auf seine berufliche Ausbildung gelegt. In der vergangenen Woche ist der 29-Jährige in das Eistraining bei den Roten Teufeln eingestiegen, Bis Ende des Monats will der Stürmer nun testen, ob sich Sport, Beruf und Familie vereinbaren lassen. »Ich habe richtig Bock. Mir fehlen die Jungs. Aber es muss auch passen. Ich will der Mannschaft weiterhelfen können«, sagt Pauli.
Neben 30 Toren auf der Kontingentposition (Tristan Keck) wurden auch die Positionen von Reiter und Pauli, beide sind für 15 bis 20 Tore gut, noch nicht ersetzt. Das wird im Abschluss deutlich. Auffällig zudem: Vorjahres-Topscorer Taylor Vause hat ebenso wie Jordan Hickmott noch nicht einen Treffer erzielt. Allerdings: Auch in der Vorjahrs-Vorbereitung war der spätere Shooting-Star nur Mitläufer gewesen. Er wird den Schalter umlegen können.
Deutlich wird, die Rädchen greifen noch nicht ineinander. Was den Teufeln aktuell fehlt: die Konstanz. Zehn powervolle Minuten hier, zehn starke Minuten dort, zwei, drei druckvolle Wechsel hintereinander - das ist in einer ausgeglichenen Liga (noch) zu wenig.
Die Schlüsselfrage: Kurz- und mittelfristig muss es gelingen, die Offensive mit Scoring Touch zu ergänzen. Perspektivisch stellt sich die Frage, wie schnell sich Backup Babulis im Profibereich akklimatisieren kann, um Stammkeeper Felix Bick zwischen Pfosten auch einmal zu entlasten.
Das sagt der Trainer : »Wir haben gute Phasen in unserem Spiel, leisten uns aber zu viele Fehler. Auch fehlt uns ein bisschen das Tempo. Die Jungs wissen, dass sie eine Schippe drauflegen müssen.«
Die Testspiel-Resultate: Graz 2:3 n.P.; Klagenfurt 1:7, Lausitz 1:4, Ravensburg 4:2, Köln 2:5, Memmingen 4:3, Freiburg 2:5.
Die Torschützen: Jerry Pollstrone (3), Michael Bartuli (2), Kevin Niedenz (2), Justin Büsing, Kevin Schmidt, Mick Köhler, Tobias Wörle, Huba Sekesi, Christoph Körner, Patrick Seifert, Marc El-Sayed und Marius Erk (je 1).