EC Bad Nauheim: In Kassel ist der (Rote) Teufel los

Eishockey-Wahnsinn in Kassel! Der EC Bad Nauheim überrascht die Huskies in Spiel drei der Playoff-Halbfinal-Serie.
(mn). Rote Teufel in Ekstase! Der EC Bad Nauheim übernahm am Dienstagabend völlig überraschend die 2:1-Führung in der Best-of-seven-Serie im Playoff-Halbfinale der Deutschen Eishockey-Liga 2. Beim Hauptrunden-Dominator Kassel Huskies gewannen die Mittelhessen mit 4:3 (2:1, 2:1, 0:1). Jordan Hickmott und Jerry Pollastrone trafen jeweils doppelt für die Mittelhessen die in der mit 5700 Zuschauern ausverkauften Eissporthalle am Auepark von 350 Fans aus der Wetterau lautstark unterstützt worden waren. Weiter geht’s am Donnerstag (19.30 Uhr) im Colonel-Knight-Stadion.
»Ich bin stolz auf die Jungs. Unser Ziel ist es, von Spiel zu Spiel besser zu werden. Das ist uns gelungen. Und gerade das dritte Drittel macht Mut für mehr«, sagte Harry Lange, der Trainer, nach dem sechsten Sieg im siebten Playoff-Spiel der Saison 2022/23.
Hoch dramatisch hatten sich die Schlusssekunden gestaltet. Da freute sich Bad Nauheim mit einer Zwei-Tore-Führung über eine Powerplay-Situation (57.), kassierte dann aber eine Strafzeit (59.), den Anschlusstreffer 72 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit und musste sich mit zwei Feldspielern weniger bis zur Schlusssirene retten.
Bei Kassel kehrte Jerry Kuhn ins Tor zurück, zudem war gegenüber Spiel zwei auch Tim McGauley wieder dabei. Die Gäste spielten in gleicher, unveränderter Besetzung.
Kassel setzte zwar die offensiven Akzente (17:7 Torschüsse im ersten Abschnitt), wirkte dabei aber längst nicht mehr so wuchtig und furchteinflößend wie zum Serien-Start 96 Stunden zuvor. Klar, die Huskies kamen zu Chancen, zu guten Möglichkeiten. Felix Bick im Gäste-Tor parierte jedoch gegen Darren Mieszkowski und Lois Spitzner, die die besten Optionen hatten. Auch eine erste Unterzahl-Situation wurde überstanden (5.). Richtig turbulent wurde es in den letzten vier Minuten des ersten Abschnitts. Beim zweiten erfolgsversprechenden Vorstoß legte Pollastrone den Puck in die Mitte, wo er den Weg über die Linie fand (17.) - 0:1. Bad Nauheim schien auch eine zweite Unterzahl zu überstehen - Marc El-Sayed hatte sich zweimal aufopferungsvoll in Schüsse geworfen und diese geblockt - da fand Mieszkowski doch noch eine Lücke, erzielte den Ausgleich (19.). Doch wie schon am Freitag ist den Mittelhessen erneut ein Nadelstich kurz vor der Drittelpause gelungen. Diesmal hatte Christoph Körner, über rechts kommend, Kuhn schon verladen, den Querpass konnte Pollastrone ins leere Tor schieben (20.).
Für einen frühen Schreckmoment hatte Michael Bartuli gesorgt (4.). Mit hoher Geschwindigkeit war der Gäste-Stürmer mit den Füßen voran in die Bande geknallt. Er kamnach Behandlung zwar noch einmal zurück auf das Eis, blieb zum Schlussdrittel aber in der Kabine.
Zu Beginn des zweiten Abschnitts standen die zuletzt so powerplaystarken Roten Teufel das erste Mal mit einem Mann mehr auf dem Eis, blieben ungefährlich und waren direkt im Anschluss in Unterzahl gefordert. Hier nutzten die Wetterauer eine Unaufmerksamkeit der Huskies. Taylor Vause bediente Hickmott, und dieser konnte die Führung ausbauen (26.). Plötzlich war es ruhig geworden im Stadion. Kassel schien für einige Minuten der Stecker gezogen. Die Huskies mussten diese für sie unbekannte und unerwartete Situation erstmal verdauen. Bad Nauheim legte durch Hickmott aus der Distanz sogar zur 4:1-Führung nach (30.). Die Hausherren wirkten verunsichert. Allerdings: Gerade einmal die Hälfte der Spielzeit war zu diesem Zeitpunkt abgelaufen. Ein Schuss von Ex-Teufel Joel Keussen schlug nur vier Minuten später zum 2:4-Anschluss ein - und Kassel war zurück in der Partie.
Kassel wirkte im Schlussabschnitt druckvoll, aber kopflos zugleich. Drei Überzahl-Situationen spielten den Huskies in die Karten, doch brachte Bad Nauheim einmal mehr mit Herz und enormer Leidensfähigkeit den Sieg über die Zeit.
Kassel Huskies: Kuhn - Shevyrin, Faber, Keussen, Tramm, Geischeimer, Müller, Dotter - Lowry, Weidner, McGauley, Preto, Ahlroth, Mieszkowski, Spitzner, Arniel, Keck, Reuß, Tschwanow, Schlenker.
EC Bad Nauheim: Bick - Köhler, Sekesi, Schmidt, Seifert, Erk, Hafenrichter, Wachter - Herrmann, Coffman, Hickmott, Pollastrone, Vause, Körner, Cerny, Weiß, Steck, Pauli, El-Sayed, Bartuli.
Im Stenogramm / Tore: 0:1 (17.) Pollastrone (Köhler, Körner), 1:1 (19.) Mieszkowski (Schlenker, Ahlroth - PP1), 1:2 (20.) Pollastrone (Körner), 1:3 (26.) Hickmott (Vause, Erk - SH1), 1:4 (30.) Hickmott (Coffman), 2:4 (34.) Keusssen (Tramm, Weidner), 3:4 (59.) Lowry (Arniel) - Schiedsrichter: Brill/Schadewaldt. - Strafminuten: Kassel 8, Bad Nauheim 14. - Zuschauer: 5700 (ausverkauft).
Playoff-Halbfinale: Ravensburg - Krefeld x:x (Serie: 2:0). - Playdowns: Heilbronn - Bayreuth 4:1 (Serie: 2:1)
