EC Bad Nauheim: Mit Herz und Hingabe zum Serien-Ausgleich

Der EC Bad Nauheim lässt das Colonel-Knight-Stadion beben. Die Roten Teufel schlagen die Kassel Huskies am Sonntag und gleichen im Playoff-Halbfinale aus.
(mn). Leidenschaft. Herz. Hingabe. Der EC Bad Nauheim hat am Sonntagabend mit einer wahrlich aufopferungsvollen Leistung im Playoff-Halbfinale der Deutschen Eishockey-Liga 2 den 1:1-Ausgleich in der Best-of-seven-Serie gegen die Kassel Huskies erzwungen. Für die Nordhessen war im 58. Saisonspiel erst die siebte Niederlage. Vor 4450 Zuschauern im ausverkauften Colonel-Knight-Stadion feierten die Roten Teufel einen 4:1 (3:1, 0:0, 1:0)-Erfolg.
Sieben Sekunden vor Schluss schnürte Jordan Hickmott mit seinem zweiten Tagestreffer, einem Schuss ins inzwischen leere Gäste-Gehäuse den Sack zu. Neben dem Kanadier hatten Fabian Herrmann und Mick Köhler zu einer frühen Drei-Tore-Führung getroffen. Dem prompten Anschluss durch Tristan Keck folgte spätestens ab dem zweiten Abschnitt eine regelrechte Abwehrschlacht; auch auf Grund von insgesamt fünf kräfteraubenden Unterzahl-Situationen, die allesamt schadlos überstanden wurden. Die Hausherren wiederum hatten gleich zwei frühe Powerplay-Möglichkeiten genutzt, die die Spielstätte am Kurpark regelrecht hatten explodieren lassen. Glück für Bad Nauheim: Die Huskies trafen durch Keck, Lois Spitzner und Darren Mieszkowski gleich dreimal Latte oder Pfosten. Zudem waren die Roten Teufel über die kompletten 60 Minuten von einem enormen Spielglück vor dem eigenen Tor begleitet worden.
»Bad Nauheim war sehr effektiv und hat drei unserer Fehler zu drei Toren genutzt. Wir haben im Anschluss viel Druck aufgebaut, aber das Tor nicht erzielt«, sagte Bo Subr von den Kassel Huskies. Für den Vorjahres-Meister-Coach der Löwen Frankfurt war es die erste Playoff-Niederlage in der DEL2. Harry Lange, der Trainer der Roten Teufel, bilanzierte: »Das erste Drittel war richtig gut. In den Playoffs haben Über- und Unterzahl-Situationen eine besondere Bedeutung. Und gegen eine Mannschaft wie Kassel gewinnt man nur, wenn man mit dieser Leidenschaft spielt.«
Bad Nauheim spielte gegenüber der Freitag-Partie unverändert. Bei Kassel fehlten überraschend noch Tim McGauley und Tomas Sykora, so dass die Nordhessen nur drei Kontingentspieler im Kader hatten. Die Hausherren nutzten eine frühe Überzahl, trafen nach nur 27 Sekunden Powerplay durch Herrmann, nach einer im Training x-fach einstudierten Kombination. Noch schneller ging es im zweiten Powerplay. Nur fünf Sekunden standen die Mittelhessen mit einem Mann mehr auf dem Eis, als Hickmott auf 2:0 erhöhen konnte. Als Köhler schließlich ein Solo in der zehnten Minute mit dem dritten Treffer abschloss, traute so mancher seinen Augen kaum. Allerdings, Keck bestrafte eine Unaufmerksamkeit mit dem 1:3 nur 22 Sekunden später. Auf der anderen Seite hatte Pascal Steck die Chance, auf 4:1 zu stellen, verpasste die Möglichkeit aber.
Die Roten Teufel waren gegenüber Spiel I kaum wiederzuerkennen, waren bissig, willig, wollten diesen Erfolg unbedingt. Kassel übernahm aber spätestens nach der ersten Pause die Kontrolle, immer wieder stockte dem Anhang der Teufel der Atem, doch irgendwie gelang es immer wieder, Schüsse zu blocken, Pässen eine entscheidende Richtungsänderung zu geben oder den einschussbereiten Gegnerspieler noch aus dem Spiel zu nehmen. Selten - so der Eindruck - tickte die Spielzeituhr langsamer herunter. Köhler und Vause (34./35.) verpassten bei ganz seltenen Entlastungsangriffen den vierten Treffer.
Eng für die Defensiv wurde es, als Köhler eine Fünf-Minuten-Strafe absaß (Faustkampf mit Ribnitzsky), während Patrick Seifert in der Kabine behandelt werden musste. Aber auch das steckte die Mannschaft weg.
Zum Schlussabschnitt stellten die Hausherren auf fünf Verteidiger und drei Angriffsreihen um, bündelten die erfahrenen Kräfte. Bitter: eine Hinausstellung wegen Zeitspiels (52.). Bad Nauheim überstand auch diese Unterzahl, hatte durch einen Alleingang von Vause noch einmal die Chance zur Entscheidung, dann nahm Kassel rund drei Minuten vor der Schlusssirene den Torwart vom Eis. Hickmott sorgte schließlich für die Erlösung.
EC Bad Nauheim: Bick - Sekesi, Köhler, Schmidt, Seifert, Erk, Hafenrichter, Wachter - Herrmann, Coffman, Hickmott, Pollastrone, Vause Körner, Steck, Weiß, Cerny, Bartuli, El-Sayed, Pauli
Kassel Huskies: Kielly - Shevyrin, Faber, Keussen, Tramm, Müller, Dottner, Geischeimer - Schlenker, Weidner, Lowry, Spitzner, Arniel, Keck, Preto, Ahlroth, Mieszkowski, Ribnitzsky, Tschwanow, Reuß.
Im Stenogramm / Tore: 1:0 (4.) Herrmann (Coffman, Schmidt - PP1), 2:0 (10.) Hickmott (Herrmann, Coffman - PP1), 3:0 (10.) Köhler (Bartuli, Sekesi), 3:1 (11.) Keck (Keussen), 4:1 (60.) Hickmott (Pollastrone - Emtpy Net) - Schiedsrichter: Brill/Schadewaldt. - Strafminuten: Bad Nauheim 10 plus fünf minuten (Köhler), Kassel 6 plus fünf Minuten (Ribnitzsky). - Zuschauer: 4455 (ausverkauft).
