EC Bad Nauheim: Wie Marc Lubetzki die Roten Teufel fit macht

Marc Lubetzki betreut den EC Bad Nauheim in der fünften Saison als Athletiktrainer. Im Interview spricht der 39-Jährige über Explosivität und Ernährung und beschreibt, wie er den Roten Teufeln Beine macht.
(mn). Im Studio in Berstadt hängen die Trikots gerahmt und hinter Glas. Fußball, Handball, Eishockey - bei Marc Lubetzki (Personal Training Mittelhessen) geben sich (auch) Profisportler die Klinke in die Hand, trainieren Seite an Seite. In dieser Woche begleitet der 39-jährige Wohnbacher den EC Bad Nauheim aus der Deutschen Eishockey-Liga 2 während des Trainingslagers in Ferlach, unweit der österreich-slowenischen Grenze. Im Interview spricht der ehemalige Deutsche Hochschulmeister im Boxen über Fitnesstest, Ernährung und Prävention.
Marc Lubetzki, Sie begleiten die Roten Teufel in der fünften Saison. Inwiefern hat sich Ihre Arbeit in dieser Zeit verändert, unterscheiden sich Ihre Arbeitsmethoden heute von denen im Jahr 2018?
Gewichtheben, Kniebeugen, Bankdrücken dienen als Indikatoren bei Eishockey-Profis. Daran hat sich nichts geändert. Hier müssen gewisse Kriterien, bestimmte Kraftwerte einfach erfüllt werden. Daran muss im Sommer und in der Vorbereitung gearbeitet werden, unter der Saison ist das eher schwierig. Unsere größte Herausforderung ist der personelle Umbruch im Kader. Die neuen Spieler müssen herangeführt werden. Deshalb begleite ich die Mannschaft auch in der ersten Woche im Trainingslager. Für die zweite Woche bekommen die Jungs ihre individuellen Trainingspläne.
Was konkret wurde am Samstag bei der Fitness-Überprüfung getestet?
Schnellkraft und Ausdauer. Dafür haben wir unterschiedliche Stationen.
Inwiefern stehen Sie den Sommer über mit den Spielern in Kontakt? Viele verbringen den Sommer bekanntlich in Ihren Heimatstädten.
Jeder Spieler kennt unsere Kriterien und weiß, worauf wir bei ihrer Ankunft Wert legen. Jetzt müssen wir schauen, ob im Sommer entsprechend etwas getan wurde oder nicht. Sicherlich, einige Spieler haben ihr eigenes Programm oder zu Hause ihren eigenen Trainer. Andere, wie Marc El-Sayed, Kevin Schmidt, Pascal Steck oder Fabian Herrmann, haben bei uns nach unseren Vorgaben trainiert.
Sie selbst haben nie Eishockey gespielt. Inwiefern erschwert dies Ihre Arbeit?
Überhaupt nicht. Es gibt noch immer den Mythos vom sportartspezifischen Krafttraining. Wichtig ist es, die Jungs in den Grundübungen besser zu machen, beispielsweise in Sachen Explosivität. Da gibt es beim Fußball, Handball und Eishockey natürlich unterschiedliche Kriterien, aber dafür muss ich als Personaltrainer nicht mit auf dem Eis stehen. Da holen sich die Jungs die Kondition. Und das ist Aufgabe der Trainer.
Wie definieren sie Ihre Aufgabe?
Zum einen will ich die Jungs in ihren Werten verbessern, zum anderen versuchen wir, präventiv das Verletzungsrisiko zu minimieren, wo wir nur können; beispielsweise bei muskulären Verletzungen. Und da habe wir eine gute Bilanz.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit Trainer Harry Lange aus?
Wir tauschen uns regelmäßig aus, geben uns Rückmeldungen. Ansonsten lässt er mir freie Hand. Dafür kennen wir uns nun auch lange genug.
Welche Rolle spielt die Ernährung in Ihrer Arbeit?
Eine große Rolle. Wir werden im Trainingslager die Fettwerte messen und diese Messung auch monatlich wiederholen. Ich werde mit den Jungs über Ernährung und Regeneration sprechen und ihnen Richtlinien zur Orientierung an die Hand geben. Ernährung ist ein sehr individuelles Thema. Wichtig ist es, genügend Eiweiße und Kohlenhydrate für die Energie zu sich zu nehmen.
Welche Rolle spielt das Alter?
Man muss jeden Spieler individuell betrachten. Ein älterer Spieler kann, was Sehnen, Bänder und Regeneration angeht, nicht so trainieren wie ein jüngerer. Es ist auch ein Unterschied, ob Du als 25-Jähriger eine Freundin hat oder als 36-Jähriger mehrfacher Familienvater bist. All das muss berücksichtigt werden.
Mit welcher Übung können Sie die Spieler am meisten nerven?
Ich denke, mit Kastensprüngen oder alternativ dem Rudergerät. Da tut es nach 30, 40 Sekunden unter maximaler Anstrengung so richtig weh.
Welcher Spieler hat Sie bei den Tests positiv überraschen können?
Leo Hafenrichter hat sehr gut gearbeitet, Fabian Herrmann und Marius Erk ebenso. Und Jordan Hickmott kommt ohnehin immer mit Top-Werten aus dem Sommer.