Eckentrick und Strafstoß-Drama
(mka/dpa). Ahmed Azaouagh holte etwas weiter aus. »Ich bin mega stolz auf unsere Truppe, auf unseren Verein, was wir geleistet haben in der letzten Saison und auch schon in dieser Spielzeit bislang wieder«, bekundete der Kapitän des FSV Frankfurt, und es hatte ja nicht viel gefehlt, um einen weiteren Coup, den dann größten, zu landen. Allzu lange hadern aber wollte man am Bornheimer Hang nicht mit dem knappen Verpassen einer Sensation im DFB-Pokal, nach der Niederlage im Elfmeterschießen gegen den zwei Klassen höher angesiedelten Zweitliga-Spitzenreiter Hansa Rostock.
Obwohl dies ein Traum für den hessischen Regionalligisten gewesen wäre, allein schon finanziell, nicht zuletzt aber auch vom Erlebniswert.
Von der knisternden Stimmung vor zumindest für Bornheimer Verhältnisse großer Kulisse mit 7374 Zuschauern schwärmte am späteren Sonntagabend jeder, Kapitän Azaouagh dachte dabei vor allem an die vielen Youngster im Team. »Wir sind eine sehr junge Mannschaft. Ich hoffe, die haben Blut geleckt, öfter in so einer Atmosphäre zu spielen und arbeiten an sich, um weiter nach oben zu kommen«, meinte er.
Viel fehlte nicht, schon jetzt den nächsten Schritt zu machen, in die zweite Runde. Ein paar Minuten, um die 1:0-Führung über die Zeit zu bringen, in der 84. Minute glich der FC Hansa dann doch aus. Auch etwas von der »Stabilität und Erfahrung, die Rostock an den Tag gelegt hat. Davon können wir lernen«, erkannte Azaouagh. Und sonst? »Vielleicht die Personaldecke.« Während der Zweitligist munter von der Bank nachlegte, wurde es für FSV-Trainer Tim Görner schon dünn. Mit Timo Hildmann spielte auf dem rechten Flügel ein 18-Jähriger gar ganz durch, mit Maxim Emmerling und Nicolas Löbus wurden zwei eingewechselt. »Da sieht man, dass wir personell quasi auf dem Zahnfleisch gehen«, sagte Görner.
Die Pflichtspielrunde hat zwar gerade erst begonnen, aber gleich mit zwei Spektakeln am Bornheimer Hang in rascher Taktung. Dem knappen 4:3-Auftakt zum Regionalliga-Start gegen den TSV Schott Mainz am Dienstag, mit sagenhaften drei FSV-Toren in der Nachspielzeit, und am Sonntag dann mit dem klassischen Pokal-Drama. Und am Mittwoch (18 Uhr) geht es für den amtierenden Hessenpokalsieger beim Bahlinger SC bereits weiter. »Da wird man schon sehen, dass wir 120 Minuten in den Beinen haben«, blickte Görner voraus. »Aber wir werden versuchen, uns so gut wie möglich auf die Situation einzustellen.«
Drei Elfmeter vergeben
So wie gegen die Rostocker. Mit Leidenschaft und Mut. Und guten Ideen, wie dem Eckentrick zum 1:0 durch Malik McLemore oder der kurzfristig gebildeten Abwehrdreierkette um Tim Weißmann, die insgesamt 20 Rostocker Eckstöße verteidigte. Und natürlich mit vollem Einsatz, großem Kampf, bis zu manchem Muskelkrampf. »Es wird nicht einfach. Das Spiel gegen Schott hat schon Körner gekostet, das heute auch wieder«, sagte Azaouagh kurz danach in Gedanken an Bahlingen, wie es geht, wusste er aber auch: »Wir spielen alle Fußball, weil wir Spaß daran haben. Wenn der Ball rollt, schaltet man den Kopf aus.« Kein Gedanke an etwaige Müdigkeit: »Mit dieser Truppe«, meinte Ahmed Azaouagh nur ein paar Minuten nach dem Elfmeter-Aus beseelt, »macht es einfach Mega-Spaß.«
Kleiner Wermutstropfen war das Elfmeterschießen selbst. Im Nervenduell vom Punkt wehrte Hansa-Torhüter Markus Kolke alle drei Frankfurter Versuche ab und avancierte damit zum Matchwinner für sein Team. Die Frankfurter Oluwabori Ayompo Falaye, Maxim Emmerling und Azaouagh zielten bei ihren Strafstößen nicht genau genug.