Emotionen und Erinnerungen: So lief das Wiedersehen mit der Meistermannschaft

Ein Abend großer Gefühle. Rund 500 Fans haben die Meistermannschaft des EC Bad Nauheim von 2013 mit stehenden Ovationen gefeiert.
(mn). Emotionen. Gänsehaut. Erinnerungen. Die Roten Teufel haben am Samstagabend mit ihren Fans für einige Stunden die Zeit zurückgedreht; in die Saison 2012/13. Vor exakt zehn Jahren wurde in Bad Nauheim mit der Meisterschaft in der Oberliga und dem Aufstieg in die Deutschen Eishockey-Liga 2 der Grundstein für die heutige Zweitliga-Final-Teilnahme gelegt. Mehr als 500 Anhänger haben mit den Aufstiegs-Helden im Colonel-Knight-Stadion gefeiert - und ebenso viele Dauerkarten für die Saison 2023/24 wurden an Verkaufstag eins inmitten der Euphorie um die aktuelle Final-Serie abgesetzt.
»Man sieht die Leidenschaft an diesem Standort. Und wir sind sehr froh, dass wir den Fans mit diesem Titel etwas zurückgeben konnten«, sagt Matthias Baldys, der nach seiner Laufbahn noch für die Spielbetriebs GmbH tätig war und inzwischen bei DEL-Kooperationspartner Köln unter Vertrag steht. Mit ihm auf der Bühne saßen 15 Spieler der 13er-Mannschaft, dazu Assistenztrainer, Betreuer und der damalige Alleingesellschafter und Geschäftsführer Wolfgang Kurz. Sie alle wurden mit stehenden Ovationen von der Sitzplatz-Tribüne empfangen. Sie alle hatten das Jubiläumsshirt übergestreift. Unzählige Selfies wurden beim Wiedersehen mit den Fans geknipst, Autogramme geschrieben, Schultern geklopft und alte Geschichten hervorgekramt.
»Mir war überhaupt nicht bewusst, was dieser Treffer damals ausgelöst hat. Es ist mir eine Ehre, dass ich das Tor erzielt habe, aber es war nur ein Treffer, eine Aktion in einer langen Saison. Wenn über die Saison und den Aufstieg gesprochen wird, dann gehört da eine ganze Mannschaft dazu«, sagt Brad Miller, der das Finale in der Verlängerung entschieden hatte. Der US-Amerikaner war zuletzt Trainer beim Bayernligisten Kempten, lebt mit seiner Partnerin in der Nähe von Füssen.
Die längste Anreise, aus Rostock nämlich, hatte Chris Stanley. Der Kapitän brachte auch den Pokal mit auf das Eis. »Dieser Erfolg ist die stolze Seite meiner Karriere. Bad Nauheim wird immer ein Teil von mir bleiben. Den Charakter dieser Mannschaft habe ich auch in den vergangenen zehn Jahren gesucht, aber nicht mehr gefunden«, sagt der 43-Jährige, den es nach Chef-Trainer-Stationen in Lindau und Rostock nun mit seiner Familie zurück nach Nordamerika zieht.
Patrick Strauch sprach von »Freundschaften, die entstanden sind und für immer bleiben«, Michel Maaßen, inzwischen in Sonthofen zuhause, hatte das Gefühl zu einem »Klassentreffen« zu kommen und Alexander Baum stellte fest: »Jetzt, da wir uns sehen, fühlt es sich an, als seien wir erst gestern zusammen aus der Kabine gegangen.«
Kurios: Auf der Bühne saß auch Daniel Heinrizi, damals Assistenz-Coach und heute Geschäftsführer Sport bei Final-Gegner Ravensburg. »Heute bin ich privat hier und freue mich auf das Wiedersehen mit den Jungs«, sagt Heinrizi, der sich im Dialog mit Harry Lange den Ball amüsant hin und her spielte. »Jeder glaubt, Ravensburg habe einen höheren Etat als Bad Nauheim. Ich sehe keine großen Unterschiede. Wir haben keinen fünften Kontingentspieler und keinen DEL-Spieler nachverpflichtet«. Der Konter von Lange: »Weil ihr euer Geld schon vorher ausgegeben habt.«
Gerade der aktuelle Trainer der Teufel wirkte äußerst ergriffen, er gilt in Bad Nauheim als Legende der Vergangenheit und der Gegenwart zugleich. »Ich muss aufpassen, dass mir keine Tränen in die Augen schießen«, sagt er beim Blick zurück auf eine »unfassbar wunderbare Reise« am Standort Bad Nauheim.
Christian Berger führte als Moderator durch den Abend entlockte auf der Bühne so jedem seine persönliche Final- Anedokten. So mancher, der nicht hatte kommen können, schickte Grußbotschaften, die auf der Videowand ausgestrahlt worden. Nur einer, der fehlte gänzlich: Frank Carnevale, der Kaderplaner, Trainer, Meistermacher. Die Redaktion erreichte den Italo-Kanadier am Jahrestag der Meisterschaft per Telefon. »Was wir damals erreicht haben, was wir getan haben um zu gewinnen, wie die Jungs in den großen Spielen aufreten sind - das ist unglaublich. Richte Harry aus, dass ich stolz auf ihn bin und die Daumen drücke.«