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Euphorie und Arena: Die Geschäftsführung im Interview

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In der VIP-Lounge: Sportredakteur Michael Nickolaus (links) spricht mit den Geschäftsführern Tim Talhoff und Andreas Ortwein vom EC Bad Nauheim. © Agentur Andreas Chuc

Die Euphorie ist groß, um die geplante neue Arena ist es still geworden. Im Interview beziehen die Geschäftsführer des EC Bad Nauheim Stellung.

(mn). Was tut sich in Sachen Stadion-Planung? Wie macht sich die Euphorie rund um die Roten Teufel auch monetär bemerkbar? Stößt Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim nach der Final-Teilnahme sportlich und angesichts der Infrastruktur nun auch wirtschaftlich an Grenzen? Andreas Ortwein und Tim Talhoff, die beiden Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH & Co.KG, beziehen zum Start der Saison 2023/24 im Exklusiv-Interview Stellung.

Beim Neujahrsempfang im Januar 2023 wurden Stadionpläne visuell veranschaulicht. Seitdem ist es um den seit 2019 forcierten Neubau nach außen hin aber sehr ruhig geworden.

Ortwein : Die Stadt und wir als Klub glauben und investieren in das Projekt. Nach den Beschlüssen des Parlaments im Vorjahr engagiert sich aktuell eine Gruppe von zehn bis zwölf Fachplanern, um Baurecht zu schaffen. Da geht es beispielsweise um den Grundstückserwerb, um energetische Konzepte, um Boden- oder auch um Verkehrsgutachten. Zudem hat der Aufsichtsrat erst kürzlich beschlossen, eine weitere fünfstellige Summe für einen Investitions- und Businessplan bereitzustellen, der auf die Kostenermittlung eines nochmals überarbeiteten Bauvolumens aufsetzt. Gerade im Businessplan gilt es nun, den optimalen Betriebszustand in allen Bereichen des Areals zu prüfen. Dort haben wir noch einmal neue Überlegungen eingebaut. Wir wünschen uns, dass uns all diese Bausteine bis Ende des Jahres vorliegen, um diese öffentlich vorzustellen, 2024 Entscheidungen zu treffen und die nächsten Schritte gehen zu können.

Wie haben Sie den Boom und die Begeisterung in den vergangenen Monaten erlebt?

Ortwein: Ein bisschen ist’s mit der Euphorie nach dem Aufstieg von 2013 zu vergleichen. Wir hatten sicher auch in der Vergangenheit Mannschaften, die über die Hauptrunde hinweg hatten begeistern können, die in den Playoffs eben nicht das Quäntchen Glück hatten. In der vergangenen Saison ist zum Ende hin nahezu alles perfekt verlaufen. Aber jetzt fangen auch wir wieder bei Null an und haben wie auch 13 andere Klubs die Playoffs zum Ziel.

Inwiefern hat die GmbH diesen Erfolg vermarkten können?

Talhoff: Wir spüren das Interesse deutlich, sei es bei Fans oder Werbepartnern. Das wurde schon im Februar/März deutlich, als die direkte Playoff-Qualifikation in Reichweite war. Und diese Begeisterung fängt schon bei den Fan-Trikots an. Dort haben wir vor Saisonbeginn statt der zu diesem Zeitpunkt üblichen 50 bereits mehr als 250 Jerseys verkaufen können, ohne, dass das Design zu diesem Zeitpunkt bekannt war. Und das geht über die Sponsoring-Erlöse. Die Vorsaison hatten wir in diesem Segment mit 1,4 Millionen Euro abgeschlossen, für 2023/24 stehen wir schon jetzt - und dass vor dem ersten Punktspiel - bei 1,6 Millionen Euro. Das führt zu einer Steigerung im Gesamt-Etat. Im Lizenzierungsverfahren 2022 hatten wir ein Budget von drei Millionen Euro angemeldet und am Ende dank der Playoffs bei vier Millionen die Bücher geschlossen. In diesem Jahr planen wir ohne Playoffs mit 3,3 Millionen, das entspricht einer außergewöhnlichen Steigerung von zehn Prozent, was die Euphorie am Standort unterstreicht.

Der klassische Hauptsponsor aber fehlt. Die Werbefläche auf der Brust wurde erneut verlost.

Talhoff: Natürlich wäre es wünschenswert, einen Partner in einem sechsstelligen Bereich an unserer Seite zu haben. Angesichts unserer Infrastruktur und den Rahmenbedingungen ist das nicht einfach. Andererseits haben wir eine breite und stabile Basis mit beispielsweise acht Premium-Partnern, die wir erweitern wollen.

Welche Möglichkeiten gibt das Colonel-Knight-Stadion überhaupt noch her? Sind die Grenzen erreicht?

Talhoff: Das hatten wir vor fünf Jahren auch schon gedacht. Aber wir waren schon immer kreativ. Das beginnt bei der Arbeit in den sozialen Medien. Irgendwann kam eine Videowand dazu und natürlich beschäftigen wir uns mit Blick in die Zukunft mit den Möglichkeiten von LED-Banden, sei es am Eis, wenn die Flex-Banden verbindlich eingeführt werden, oder als Hochbande. All das würde uns neue Wachstums-Möglichkeiten schaffen können.

Im Frühjahr wurde mit dem Ziel, 1946 Dauerkarten zu verkaufen, kokettiert. Haben Sie daran geglaubt, diese Zahl erreichen zu können?

Talhoff: Ja. Wir haben ein sehr gutes Marketing-Umfeld, haben versucht, über günstige Tickets für Schüler und Studenten neue Fans, eine jüngere Generation, zu gewinnen, was uns gelungen ist. Dazu kommt das Interesse im Sponsoren-Umfeld. Da bieten wir als Roten Teufel eine großartige Plattform, was sich natürlich auch bei den Dauerkarten bemerkbar macht.

Mit der Halbfinal-Teilnahme 2022 und dem Final-Einzug 2023 wurden Erwartungen geweckt.

Ortwein: Ja, das wissen wir. Aber wir bleiben auf dem Boden. Nichts ist vergänglicher als der Erfolg. Es kann schnell auch in die andere Richtung gehen. Die Mannschaft muss vom ersten Spieltag darum kämpfen, sich wieder in Position zu bringen. Das Potenzial dazu hat sie.

Wie kann die Wahrnehmung und Sichtbarkeit in der Stadt weiter verstärkt werden?

Talhoff: Das ist ein fortlaufender Prozess. Seit drei Jahren sind wir beispielsweise auf dem Stadtbus präsent, ebenso inzwischen im Eingangsbereich am Bahnhof. Bushaltestellen sind gebrandet. Im Einzelhandel sind wir über Trikots in den Schaufenstern wahrzunehmen. Demnächst werden temporär auch die Porträts unserer Spieler in der Stadt zu sehen sein.

Erstaunlich ist die regelrecht Magnetwirkung des Stadions. 1000 Fans beim Saisonabschluss, 250 Anhänger beim Grillen und kürzlich haben mehr als 500 Dauerkartenkunden am ersten Ausgabetag ihr Ticket abgeholt.

Talhoff: Wir spüren die Zugkraft der Spieler, die in diesen Aktionen eingebunden sind. Die Fans mögen die Nähe zu den Profis und kommen zu diesen Anlässen ins Gespräch. Die Spieler wiederum spüren die Bedeutung des Eishockeys für Bad Nauheim und damit auch die Bedeutung ihrer Leistung.

Der Teufel ist zurück auf dem Trikot. Das kommt bei den Fans gut an.

Talhoff: Der Rote Teufel ist ein Teil unseres Markenbildes, ein Element, das die Menschen emotional berührt. Der Begriff ist Teil jeder Meldung von uns. Wir sind als Roten Teufel bekannt und werden den Teufel als Stilmittel natürlich neben unserem eigentlichen Logo immer wieder ausspielen.

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