Ex-Teufel auf Berg- und Talfahrt in Niederbayern

Heiko Vogler hat einst für Bad Nauheim gespielt. Jetzt erlebt er als Trainer eine Berg- und Talfahrt mit dem EV Landshut.
(mn). Heiko Vogler hat einst 75 Spiele für die Roten Teufel betritten; in den Spielzeiten 2008 bis 2010. Am Sonntag kehrt der 38-Jährige nach Bad Nauheim zurück; als Trainer des EV Landshut. Mitte der vergangenen Saison hatte Vogler am Gutenbergweg als Chef-Coach übernommen, es ist seine erste Station im Profi-Bereich. - Ein Gespräch über Berg- und Talfahrten, Tradition, den Transfermarkt und einen »Wetterauer Bub« in Niederbayern.
Heiko Vogler, der EVL war nach starkem Saisonstart Tabellenführer, ist nach neun Niederlagen aus zehn Spielen aber durchgereicht worden. Nun wurden wiederum fünf der vergangenen sechs Spiele gewonnen. Wie ist die Berg- und Talfahrt zu erklären?
Ja, wir waren gut gestartet. Zeitweise haben wir in jedem zweiten Powerplay getroffen, haben damit auch Gegentore schneller mal kompensieren können. Irgendwann hatten sich die Gegner darauf eingestellt. Plötzlich geht vieles nicht mehr so leicht von der Hand. Man ist schnell in einer Komfortzone, aber auch schnell in einer Spirale drin. Und wenn’s nicht läuft, geht dringt das in den Kopf der Spieler ein. Und das ist der größte Gegner eines Profis.
Wie sehen Sie diese Phase rückblickend?
Als Lernprozess. Wir hatten - mit zwei Ausnahmen, das waren die Spiele in Kaufbeuren und gegen Bad Nauheim - nicht schlecht gespielt, hatten teilweise über 50 Torschüsse und Spiele verloren, die wir niemals hätten verlieren dürfen. Aber wir haben uns blöd angestellt. Glücklicherweise haben wir einen Weg gefunden, uns wieder auf die Kleinigkeiten, die wesentlichen Dinge zu konzentrieren, die wir nun wieder richtig machen. Eine Saison ist nun mal ein Marathon, kein Sprint. Da gehören solche Phasen eben dazu. Wichtig ist, die Mannschaft über sieben, acht Monate vorzubereiten, um dann da zu sein, wenn es darauf ankommt.
Der Turnaround kam zeitlich in Verbindung mit der Verpflichtung vom slowakischen Torwart Luca Gracnar. Welche Rolle hat er gespielt? Sie haben inzwischen alle sechs Ausländerlizenzen vergeben.
Ja. Zunächst mussten wir auf den Ausfall von Andre Hult reagieren. Er ist einer der besten Center der Liga und fehlt uns natürlich. Das hatten auch die Ergebnisse gezeigt. Und wenn es nicht läuft, werden natürlich zuerst der Nummer-eins-Torwart und der Trainer infrage gestellt. Wir wollten unserem Keeper Sebastian Vogl einerseits ein bisschen den Druck nehmen, haben auf den Importpositionen zudem Konkurrenzdruck geschaffen. Und - egal, ob jetzt oder später - wir hätten uns mit Blick auf die weitere Saison auf der Torwart-Position ohnehin absichern müssen. Jetzt haben wir für alle Seiten eine Win-win-Situation geschaffen und nun gewissermaßen ein Luxusproblem. Natürlich: Keiner will auf die Tribüne, die Ausländer legen noch ne Schippe drauf. Aber jeder versteht die Situation. Es zählen nur die Mannschaft und der Verein EV Landshut.
Landshut ist ein Standort mit großer Tradition. Das Stadion wurde über mehrere Jahre zum Schmuckkästchen umgebaut. Der Kader ist ambitioniert aufgestellt. Darf mittelfristig von der DEL-Rückkehr geträumt werden?
Mittel- und langfristig will man sicher dort anklopfen. Aber das ist auch ein finanzieller Aspekt. Erst mal geht es darum, den EVL überhaupt sukzessive in der DEL2 zu etablieren.
Sie haben - wie Bad Nauheim mit Marc El-Sayed - mit David Zucker einen Schlüsselspieler langfristig zu ersetzen. Wie erleben Sie die Tage auf dem Transfermarkt?
In der DEL gibt keiner einen Spieler ab. Im Gegenteil, dort werden gerade die Klubs im Abstiegskampf eher noch nachlegen. Zudem gibt’s in der Oberliga sehr viele ambitionierte Klubs, die sich für die Playoffs verstärken wollen. Die Nachfrage regelt den Preis und deshalb werden auf dem Markt momentan utopische Preise aufgerufen. Es ist nicht leicht, einen Spieler zu finden, der adäquat hilft.
Im U20-Nachwuchs des EVL spielt Till Michel, Sohn von EC-Markenbotscher Steffen »Fuzzy« Michel. Was trauen Sie ihm zu?
Ich kenne ihn schon aus der gemeinsamen Zeit in Augsburg. Er trainiert, sofern das mit der Schule zu vereinbaren ist, mit dem DEL2-Team. Er lebt für diesen Sport, arbeitet unermüdlich und bringt die richtig Einstellung mit. Er will. Sonst wäre er nicht schon in jungen Jahren nach Düsseldorf gegangen. Natürlich stehen noch viele Hürden vor ihm, aber ich traue ihm den Sprung ins Profi-Eishockey zu.
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