Florian Kaltenbach aus Petterweil gewinnt AK-Titel bei Deutscher Meisterschaft über 100 km

Ein Wetterauer Ultramarathon-Trio war am Samstag bei den Deutschen Meisterschaften über 100 Kilometer am Start. Und es war ein recht erfolgreicher Tag aus heimischer Sicht in Ubstadt-Weiher.
(web). Bei widrigen äußeren Bedingungen fanden die Deutschen Meisterschaften im 100-Kilometer-Lauf im süddeutschen Ubstadt-Weiher statt. Florian Kaltenbach (Petterweil) und Lothar Esser (Bad Vilbel) liefen für Spiridon Frankfurt die DM-Titel in den Altersklassen sowie Team-Bronze ein. Sven Höller (Lauftreff Florstadt) bewältigte seinen bisher härtesten Lauf und wurde Fünfter der AK 35.
Nieselregen und starker Wind mit Böen über 60 Kilometer pro Stunde erwartete die Läufer der Ultraszene am Samstag auf der Fünf-Kilometer-Runde um den Hardtsee in Ubstadt-Weiher im Kraichgau. Akribisch mit hohen Wochen-Kilometer-Umfängen hatten sich die Ultra-Marathonläufer aus der Wetterau vorbereitet. Für Höller war es die Wettkampf-Premiere auf dieser Distanz. Gut mit den Wetterbedingungen zurecht kam Florian Kaltenbach. Er finishte nach 8:20:33 Stunden auf Gesamtplatz elf und fuhr zudem den DM-Titel in der AK 40 ein.
»Als 24-Stunden-Läufer bin ich die Monotonie zahlreicher Runden schon gewohnt«, erzählt Kaltenbach. »Da der Hardtsee eine richtig tolle und sehenswerte Kulisse bietet, man sich daran aus meiner Sicht nicht satt sehen kann und die Stimmung an der Strecke trotz des miesen Wetters richtig klasse war, kam bei mir zu keinem Punkt Langeweile auf.« Insgesamt sei es für ihn bestmöglich gelaufen. Zwar wollte er die 8-Stunden-Marke knacken, aber bereits auf der ersten Hälfte schwere Beine und starker Gegenwind vereitelten dieses Vorhaben. »Mit dem Scheitern an den Sub-8-Stunden war ich aber nicht alleine. Alle, die vor mir platziert waren und die beiden hinter mir im Endklassement, hatten sich dasselbe vorgenommen wie ich«, sagt Kaltenbach. »Die Bedingungen, insbesondere der heftige Gegenwind im Eingangsbereich zum Freizeitzentrum Hardtsee, waren herausfordernd und hätten mir ein ums andere Mal fast die mit vier Sicherheitsnadeln befestigte Startnummer vom Trikot gerissen.« Es sei überwältigend, dass er den AK-Titel holen konnte, angesichts des auch in seiner Altersklasse bärenstarken Starterfelds hatte er allenfalls mit Altersklassen-Bronze geliebäugelt. »Da meine stärksten Konkurrenten allesamt vorab ihr Rennen beenden mussten, kam ich trotz ›nur‹ 8:20 Stunden (Pace 5:01 Min./km) unverhofft so weit vorne ins Ziel«, freute sich der Business-Analyst.
Mit Lothar Esser (8:54) und Mike Sethmacher (9:56) holte Kaltenbach zudem im Spiridon-Team die bronzene DM-Medaille. Im September will er den Spartathlon in Griechenland bestreiten. 246 Kilometer von Athen nach Sparta müssen dabei in 36 Stunden zurückgelegt werden.
Lothar Esser, der mittlerweile in Bad Vilbel lebt, verteidigte seinen Altersklassen-DM-Titel in der M60 aus dem Vorjahr. Trotz der Bedingungen steigerte der Spiridon-Teamkollege von Kaltenbach seine Bestzeit um vier Minuten auf 8:54 Stunden. Zudem nahm er neben der Gesamt-Team-Bronzemedaille der Männer noch die Mannschafts-Bronze-Medaille der Senioren (Ü50) mit in die südliche Wetterau.
Laufen und walken
Für den Florstädter Höller war es sein härtestes 100-Kilometer-Rennen bisher. Offiziell war es für ihn die Wettkampf-Premiere über diese Distanz. Zu Pandemie-Zeiten spulte er auf einer 1,2-Kilometer-Runde am 13. Juni 2020 eben diese Distanz am Florstädter Messplatz ab, allerdings ohne Wettkampf und bei sommerlichen Bedingungen. »Kalter Gegenwind mit Nieselregen ist genau das, was ich gar nicht mag«, bedauerte Höller. »Aber ich musste es akzeptieren.«
Von Anfang an lief es eigentlich relativ flott. Er hatte mit Timo Striegel einen guten Partner gefunden. Dieser zog bei Kilometer 30 dann ein wenig an. Von da an rannte Höller alleine. Kilometer 40 erreichte der diesjährige Sieger des Friedberger Winterstein-Marathons bei 2:59 Stunden und km 50 bei 3:49 Stunden.
»Dann begann der Kampf«, blickte Höller zurück. »Bei Kilometer 55 wurden meine Beine immer schwerer. Der kalte Gegenwind war von da an mein Gegner.« Er sei nicht mehr in den Tritt gekommen, die Beine wollten nicht mehr. Bei Kilometer 65 wollte er eigentlich aussteigen. Nach einer kurzen Pause am Verpflegungsstand entschied er sich um und probierte noch eine Runde. Immer wieder musste er Pausen einlegen. »Auf einmal merkte ich, dass walken anstatt laufen sehr gut funktioniert.« Die letzten 20 Kilometer legte Höller walkend zurück. Nach 9:22:38 Stunden erreichte er das Ziel als Fünfter der AK 35. »Im Ziel war ich wahnsinnig happy, dass ich nicht aufgehört habe und das Ding zu Ende gebracht habe. Jetzt heißt es erst mal ein paar Tage Laufpause«, sagt Höller.