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Florian Kijek - ein moderner »Letzter Mann«

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Mit gezielten Übungen verpasst Torwarttrainer Florian Kijek (Mitte) den Keepern in seinen Gruppen- und Einzeltrainingseinheiten den nötigen Feinschliff. © Nicole Merz

Gutes Training und solide Werte sind das A und O für Fußballer. Der Mangel an Ausbildern und altbackene Stereotype stehen der Entwicklung oft im Weg. Florian Kijek will dem entgegenwirken. Er hat die Torwartschule »Letzter Mann hält« gegründet.

Der Titan Oliver Kahn tigerte in seiner unnachahmlichen Art auf der Linie seines Tores entlang und wusste den Strafraum als Territorium für sich abzustecken. Spätestens seit der Fußball-WM 2014 in Brasilien etablierte Manuel Neuer mit seinen »Ausflügen« aus dem Sechszehner sowie spielerischen Akzenten eine neue Ära des Torwartspiels - vom »Linientiger« zum elften Feldspieler.

»Der schlechteste Feldspieler, der breiteste, der größte geht ins Tor.« Solche Ansichten prägten allzu lange das Treiben auf den Fußballplätzen im Amateur- und Jugendbereich. Dicht gefolgt von: »Der ist viel zu klein, um Torhüter zu sein.« Florian Kijek räumt mit solchen Klischees auf: »Die alte Schule und solche Vorurteile sind komplett aus der Zeit gefallen. Das Torwartspiel hat sich - wie der Fußball insgesamt - verändert und modernisiert. Das Spiel ist schneller geworden. Jeder, der im Tor spielen will, soll und kann das. Körperliche Voraussetzungen können Vor- oder Nachteil sein. Insgesamt ist aber das Kompaktpaket mit einer guten Technik, Koordination und Kognition wichtig. Die Attribute sind für jeden erlernbar«, weiß der 33-Jährige aus Ober-Wöllstadt.

Fachexpertise und Erfahrung

Kijek beschreibt sich als Fußballnarr. »Schon als kleiner Junge habe ich den Sport geliebt, und das Torwartspiel hatte eine magische Wirkung auf mich«, blickt er zurück. Mit vier Jahren begann er zu kicken, spielte auf allen Positionen. Vom Heimatverein EFC Kronberg ging es als C-Junior zum 1. FC Eschborn in die Oberliga - als Feldspieler wohlgemerkt. Das Torwartspiel trainierte er aber weiter.

Bei den Erwachsenen stand Kijek im hohen Amateurbereich viele Jahre zwischen den Pfosten und begann gleichzeitig mit Trainertätigkeiten. Er erwarb die B-Lizenz Leistungsfußball und durfte 2018 beim Regionalligisten Bahlinger SC als Jugendcoach anheuern.

Im Zuge dessen absolvierte er die DFB-Torwartlizenz und den -Torwart-Leistungskurs in Leipzig. Nach der Rückkehr ins Rhein-Main-Gebiet entschied er sich Anfang 2022 mit einer eigenen Torwartschule für die Selbständigkeit. »Diese Idee hatte ich schon lange. So ein Schritt muss aber gut überlegt sein«, sagt der zweifache Familienvater.

Einzel-, Gruppen-, Verein- und Fördertrainings für Torhüter - von Einsteigern bis zum erfahrenen Recken - bietet Kijek für alle Altersgruppen an. »Torwarttraining kommt oft zu kurz oder fehlt ganz. Gute Torhüter können sich allerdings nur dann entwickeln, wenn qualitativ gute Übungseinheiten angeboten werden. Mein Team und ich wollen einen Mehrwert und Entwicklungsschub an der Basis bewirken«, macht Kijek deutlich.

Kooperation mit neun Vereinen

Zudem stehen Schulungen von Vereinen, Trainern und Eltern auf der Agenda. »Es gilt, diese einerseits zu unterstützen, andererseits auch anzuleiten, sodass sie selbst Angebote schaffen können. Innovation und Fortschrittsdenken in den Vereinen ist immens wichtig. Ehrliche und leidenschaftliche Arbeit mit- und füreinander bringt am Ende jeden weiter«, erklärt er. Sein Angebot wird gut angenommen. Sowohl steigende Einzelanmeldungen als auch Kooperationen mit neun Vereinen - darunter der FV Bad Vilbel sowie A-Ligist SV Ockstadt, B-Ligist FSG Wisselsheim und auch der SV Ranstadt aus dem Fußballkreis Büdingen - zeigen dies deutlich.

Die Trainingsinhalte können individuell auf jeden Torhüter zugeschnitten sein. Wichtig sei in der heutigen Zeit auch die Fähigkeit, die Fertigkeiten von Feldspieler zu beherrschen. »Deshalb auch der Name meiner Torwartschule: ›Letzter Mann hält‹. Jeder Feldspieler sollte auch die Komponente des Torwartspiels erlernen und umgekehrt«, erklärt er. Spezifisch für den Torwart seien Charakteristika wie Antizipation, das »Lesen« des Spiels, Kommunikation mit den Mitspielern, das clevere Verhalten im Raum, eine hohe Fitness und Laufbereitschaft in Kombination mit Beweglichkeit unerlässlich.

Auch auf den Spaß am Spiel und vor allem das ständige Ausführen von Übungen mit Ball legt Kijek ein besonderes Augenmerk. Genau wie auf die zwischenmenschliche Komponente, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. »Jedes Kind sollte das Training und die soziale Unterstützung bekommen, die es verdient. Ich sehe mich auch als Erzieher und Wertevermittler.«

Mit dem Spielertrainer der Herren des SV Ober-Mörlen, Nils Wielpütz, hat Kijek nun auch noch eine Fußballschule für Feldspieler gegründet. »Das Runde muss ins Eckige« lautet der treffende Name. Denkbar also, dass der »Letzte Mann« gegen eben jene Schützlinge auch mal hinter sich greifen muss.

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