Für Tanja Weber bietet Sport einen Mehrwert an Lebensqualität

Seit drei Jahrzehnten ist Tanja Weber Triathletin. Im November feierte sie in Abu Dhabi ihren größten sportlichen Erfolg. Wichtig für die Niddatalerin ist aber neben dem Ergebnis das Erlebnis.
Ausdauer erhöht die Lebensqualität. Durchhaltevermögen und Widerstandsfähigkeit sind positive Eigenschaften - im Alltag und im Sport. Bei Tanja Weber dreht sich vieles um die Ausdauer. Sie ist seit über 30 Jahren aktive Triathletin, absolvierte bereits alle Distanzen und kommt in Deutschland viel herum. Manchmal führen sie Wettkämpfe sogar über die deutsche Grenze. Auch beruflich ist sie fixiert auf die Symbiose von Schwimmen, Radfahren und Laufen.
2022 war ein besonderes Jahr für die Niddatalerin. Den Abschluss bildete der zweite Platz bei der Altersklassen-WM in Abu Dhabi in der Disziplin Aquabike. Nach 1500 Metern durch den Persischen Golf und persönlicher Bestzeit über 40 Rad-Kilometer durfte sich die 52-Jährige als neue Vize-Weltmeisterin bezeichnen. »Mein sportlich bedeutendstes Ergebnis bisher und sehr überraschend dazu«, blickt Weber zurück, die sich im Wasser sehr wohl fühlt und die erste Disziplin als ihre stärkste betrachtet.
Gerne denkt sie zudem an ihre Erfolge mit dem Triathlon Wetterau-Friedberg e. V. zurück, mit dem sie einst bei den Wettkämpfen der Regionalliga regelmäßig unter den besten drei Teams landete und somit beinahe den Aufstieg in die höchste deutsche Klasse geschafft hätte. Mittlerweile gibt sie im Verein hin und wieder ehrenamtlich Trainerstunden.
Da die Assenheimerin aber nicht nur Wert legt auf das Ergebnis, sondern auch auf das Erlebnis, kommt dem Allgäu-Triathlon in Immenstadt eine besondere Rolle zu. »Da war ich jetzt schon mehrfach, zuletzt im vergangenen Sommer auf der Mitteldistanz, dem Allgäu-Classic. Meistens ist dort tolles Wetter, eine Bombenstimmung unter den Zuschauern mit Kuhglocke und Megafon an der Strecke. Landschaftlich ist das ganze sehr beeindruckend. Und es wird viel geboten vom Veranstalter: eine Nudelparty, eine große Zielverpflegung und die After-Race-Party.« Bei solchen Events kommt Weber voll auf ihre Kosten und kann sowohl den Wettkampf als auch das Drumherum genießen. »Sport bedeutet für mich einfach einen Mehrwert an Lebensqualität und außerdem sehr viele soziale Kontakte.«
Mit 20 Jahren erst entdeckte sie ihre Leidenschaft für den Ausdauersport. Als Kind und Jugendliche mochte sie diese Art der Bewegung gar nicht. »Aerobic und Jazzgymnastik hatten da noch Priorität. Außerdem habe ich mehrere Instrumente gespielt. Zum Triathlon bin ich durch meinen Bruder gekommen.« Der erste Wettkampf war ein Sprint in Maibach, damals mit dem Mountainbike des Bruders. Schon früh in ihrer Laufbahn - 1994 in Roth - folgte die erste und bisher einzige Langdistanz. Nach der Geburt ihrer Kinder 1996 und 1998 ging die Trainingsintensität ein wenig zurück, sodass auch die Wettkämpfe kürzer wurden. »Nach 2000 bin ich bei den Liga-Wettkämpfen eingestiegen und habe über 20 Jahre viele Sprint- und Kurzdistanzen absolviert. Seitdem die Kinder aus dem Haus sind, geht auch immer mal wieder eine Mitteldistanz«, erklärt Weber.
Freiwasser-Training im Inheidener See
Um sich in Wettkämpfen nicht nur quälen zu müssen, ist ein gewisser Trainingsumfang unabdingbar. Im Winter liegt dieser bei der »Agegrouperin« zu 75 Prozent im Grundlagenbereich. Mit dem Rad ist sie meist mit einem 120er Puls im Freien unterwegs (»Rolle fahren mag ich nicht so«), geht pro Woche einmal laufen (Schnitt sechs Minuten/Kilometer) und zieht im Usa-Wellenbad schwimmend ihre Bahnen. »Wenn die Wettkämpfe wieder kommen, wird es spezifischer.« Da trainiert sie u. a. im Inheidener See und übt öfter die Wechsel zwischen den Disziplinen. »Schuhe an- und ausziehen auf dem Fahrrad«, sagt Weber lächelnd.
Etwa zehn Starts hatte sie im vergangenen Jahr zu verzeichnen. Neben Abu Dhabi und Immenstadt u. a. noch Hannover, München, Gelnhausen und Ingolstadt. Das klappt aber nur, wenn die 52-Jährige verletzungsfrei bleibt. Am schlimmsten erwischte sie es bisher 2016 mit einem Knorpelschaden im Sprunggelenk. Ein Jahr lang konnte sie nicht laufen. 2021 sorgte eine Überreizung der Schienbeinkante für eine dreimonatige Pause. Um solchen Blessuren vorzubeugen, stellt sich Weber gelegentlich beim Physiotherapeuten vor. Die richtige Ernährung gehört ebenso dazu. »Haferflocken, Obst, Gemüse, Salat, wenig Kohlenhydrate eben«, fasst sie zusammen. »Aber es darf zwischendurch auch mal was Süßes sein.«
Um das kostspielige Hobby zu finanzieren, verknüpft die Niddatalerin häufig ein paar Urlaubstage mit den Wettkämpfen. Doch auch ohne Reiseaufwand fallen Startgebühren, Vereinsbeiträge, Kosten für Zubehör, Neukäufe, Reparaturen, Trikotagen, Turnschuhe und Trainingsverpflegung an. »In einem verletzungsfreien Wettkampfjahr dürften das im Schnitt ca. 2000 Euro sein.«
Für ihren Lebensunterhalt hat Weber praktischerweise das Hobby zum Beruf gemacht. Seit 2017 ist sie im Rahmen einer erweiterten halben Stelle für den Hessischen Triathlon-Verband tätig, pflegt die Sozialen Kanäle sowie die Homepage und übernimmt administrative Aufgaben. Dazu kommt ein Minijob in der Triathlon-Pressestelle von Eintracht Frankfurt, wo sie ebenfalls Mitglied ist. Auf der Augustinerschule Friedberg erteilt sie Sportunterricht. Nicht zuletzt berichtet die Aquabike-Vizeweltmeisterin der Altersklasse 50 in dieser Zeitung über Volksläufe, Leichtathletik und - wie könnte es anders sein - über Triathlon.
