FV Bad Vilbel im freien Fall

Nach dem Absturz des FV Bad Vilbel von der Hessenliga in die Gruppenliga haben wir uns auf Ursachenforschung begeben und nennen fünf Gründe für den jüngsten Abstieg.
(lab). Mit dem Abstieg des FV Bad Vilbel betritt der Verein sportliches Neuland. Seit den 1990er-Jahren hatte man immer in den hohen überregionalen Fußball-Ligen gespielt. Nun sind die Brunnenstädter binnen zwei Jahren von der Hessenliga in die Gruppenliga durchgereicht worden. Zeit, nach den Gründen für die Talfahrt des einstigen Wetterauer Spitzenvereins zu suchen. Was führte über 34 Spieltage dazu, dass der FV Bad Vilbel am Ende zu den Absteigern in der Verbandsliga gehörte?
Verletzungspech - Ein leidiges Thema. Aber in Bad Vilbel allemal einen Blick wert. Viele Leistungsträger fehlten im Saisonverlauf längerfristig. Gleich im ersten Saisonspiel brach sich Niklas Kraus das Schlüsselbein. Für Großteile der Rückrunde musste man auf Visar Gashi verzichten. Andere Akteure kamen an der Nidda gar nicht oder kaum zum Einsatz. So war Amer Smajovic im Winter vom VfR Groß-Gerau nach Bad Vilbel gewechselt und wurde gleich in seinem ersten Einsatz so übel umgegrätscht, dass er die komplette Rückrunde fehlte. »Es waren häufig Situationen, in denen die Spieler an sich nichts falsch gemacht haben«, blickt Spielauschuss-Vorsitzender Jan Werner zurück.
Andere Zugänge wie Erkan Gök und Henry Lehmann kamen ebenso wenig zum Einsatz. Gegen Ende der Runde kam zudem eine Visa-Problematik hinzu: Dies betraf unter anderem Offensiv-Mann Giorgi Kandelaki, der ausreisen musste und in den entscheidenden Spielen nicht zu Verfügung stand.
Ein schwacher Start - Besonders der schwache Saisonstart schien den FV Bad Vilbel die ganze Runde zu verfolgen. Die neue Mannschaft hatte sich zu Beginn noch nicht gefunden, einige verweilten im Urlaub. Nach zehn Begegnungen stand man mit lediglich sieben Punkten da. Klare Niederlagen wie das 0:3 gegen den VfR Fehlheim ließen die Vilbeler früh auf die Abstiegsränge abrutschen. »Wir müssen irgendwie durch den August kommen«, hatte der damalige Trainer Amir Mustafic gesagt. Man kam auch durch den August und legte im Oktober einige richtig gute Auftritte hin. Doch gerade, als man richtig in Fahrt zu kommen schien, bremste die Winterpause die Mannschaft aus.
Knappe Niederlagen - Der Treffer von Rot-Weiß Walldorf zum 0:2 im entscheidenden Regelationsspiel schien sinnbildlich für viele Bad-Vilbel-Partien zu stehen. Denn oft schenkte man die Punkte spät her und verpasste knapp den Sieg oder das Remis. In der Rückrunde handelte man sich ein ärgerliches 1:1 gegen den SV Münster mit spätem Ausgleich ein. Und vielen wird das knappe 3:4 bei Rot-Weiss Frankfurt in Erinnerung geblieben sein: Man führte mit 3:2, und die Gegner waren nur noch zu neunt. In der 89. Minute verschoss Niklas Kraus noch einen Elfmeter. Dann drehten die Gegner das Spiel noch auf 4:3. In der Woche nach der Niederlage verließ Amir Mustafic den Verein aus persönlichen Gründen.
Vorzeitige Abgänge - Neben Mustafic war bei einigen Spielern schon vor den entscheidenden Partien klar, dass sie das sinkende Schiff verlassen. Niklas Kraus, der vergangenes Jahr erst von der SG Ober-Erlenbach gekommen war, wechselt zu Türk Gücü Friedberg. Philipp Schaal, einst Zugang vom FC Karben, geht zum Hessenliga-Aufsteiger SC 1960 Hanau. »Es könnte sein, dass die Abgänge, die vorzeitig bekannt wurden, die Mannschaft etwas gehemmt haben«, sagte Jan Werner. Man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, dass Schaal und Kraus weitere Spieler folgen werden.
Plötzlich Abstiegskampf - Bad Vilbel stand schon früh auf oder knapp vor den Abstiegsrängen. Doch diese waren immer eine hypothetische Sache und abhängig von den Absteigern aus der Hessenliga. Erst als klar wurde, dass Rang 14 zur Relegation führt, wurde es ernst. War man in Vilbel nicht vorbereitet auf solch eine knappe Nummer? Schließlich lieferte die Mannschaft auch immer wieder starke Auftritte ab. »Spielerisch war nicht mit dem Abstieg zu rechnen«, meinte Werner. Dennoch ist das Wort-Case-Szenario eingetreten.