Fynn Otto kehrt als Eintracht-Profi auf seinen Heimat-Sportplatz zurück

Nieder-Weisel, Sportplatz am Wiesengrund. Hier hat Fynn Otto einst stundenlang als Kind gekickt. Jetzt kehrt er als Profi von Eintracht Frankfurt zurück zu seinen Wurzeln.
(mn). Der 20-jährige Innenverteidiger zählt am Samstag zum Kader von Eintracht Frankfurt. Der Europa-League-Sieger bestreitet beim Kreisoberligisten unter dem Motto »Eintracht in der Region« das erste Testspiel der Saison 2022/23 (Sky überträgt ab 14.15 Uhr live).
»Man hat früh gesehen, welches Potenzial in ihm steckt«, sagt Günter Volp, der jahrelang mit Vater Mark und Onkel Jens zusammengespielt hatte und den Jung-Profi von Kleinauf kennt. »Schade, dass er zuletzt in Halle nie eine echte Chance bekommen hat.«
Mit 14 Jahren war Fynn Otto in das Nachwuchsleistungszentrum nach Frankfurt gewechselt, schaffte den Sprung in die U16-Nationalmannschaft, war in der U17- und U19-Bundesliga gesetzt. Im Januar 2020 unteschrieb der Ostheimer einen Dreijahresvertrag bei den Profis, wurde in der Vorsaison unmittelbar vor dem Saisonstart an den Hallescher FC ausgeliehen. Beim Drittligisten ist Otto nicht über Kurzeinsätze hinausgekommen. Die Eintracht hat ihn nach Hause geholt. Bei der zweiten Mannschaft in der Hessenliga soll Otto Spielpraxis sammeln; das »Heimspiel« in Nieder-Weisel mit den Profis gibt’s aber inklusive.
Fynn Otto, mit welchen Erinnerungen ist die Rückkehr auf das Sportgelände nach Nieder-Weisel verbunden?
Ich habe dort meine halbe Kindheit verbracht und viele, fast ausschließlich positive Erinnerungen. Mein Vater war Trainer, mit meinen Freunden hatte ich Spaß beim Fußball. ich hätte mir damals nie träumen lassen, einmal mit der Eintracht dorthin zurückzukehren.
Sie hatten bereits im Vorjahr die komplette Saison-Vorbereitung mit der Eintracht absolvieren dürfen. Jetzt - mit einem Jahr Abstand: Wie erleben Sie die Entwicklung und den Hype in Frankfurt?
Die Eintracht hat eine krasse Entwicklung genommen. Jeder spricht über Frankfurt und die Erfolge. Selbst in Halle habe ich Menschen in Eintracht-Trikots gesehen. Gegenüber dem Vorjahr ist die Aufmerksamkeit, die Wahrnehmung noch einmal eine ganz andere. So viele Fans beim Training - ich denke, das ist nicht selbstverständlich.
Sie waren in der vergangenen Saison erstmals weg von zu Hause, weg von der Eintracht und frei von schulischen Belastungen. Wie war das erste Jahr als Berufssportler?
Das war schon eine Umstellung, zumal ich doch ein heimatverbundener Mensch bin. Ich denke aber, ich bin gut zurechtgekommen. Sich voll auf den Sport konzentrieren zu können, war eine coole, neue Erfahrung. Man bekommt die Möglichkeit, sich zu entwickeln, Extra-Schichten einzulegen, lernt, was zum Erwachsenwerden dazu gehört. Die 3. Liga ist sehr professionell, man lernt mit der Aufmerksamkeit der Medien und größeren Kulissen umzugehen. Dennoch ist’s schwer, das Jahr positiv zu sehen, weil ich eigentlich wegen dem Sport dorthin gegangen war.
Sie kommen auf zehn Einsätze, standen oft nur wenige Minuten auf dem Spielfeld.
Ja, ich stand zweimal in der Start-Elf, hatte danach nur Kurzeinsätze, kaum mal länger als eine Viertelstunde. Ich denke, alle Seiten hatten sich das zuvor anders vorgestellt.
Sie sind jetzt 20 Jahre alt, stehen vor einer richtungsweisenden Zeit und haben sich für den Schritt aus der dritten in die fünfte Liga entschieden. Wie sehen sie Ihre Rolle?
Wichtig ist es, nach zwei Jahren wieder Spielpraxis zu bekommen; gerade für einen jungen Spieler. Ich möchte auch den Spaß wiederfinden, denn der war zuletzt ein bisschen verloren gegangen. Wir haben eine gute Mannschaft, die oben mitspielen kann. Ich möchte zu einer Führungspersönlichkeit reifen, auf dem Feld erwachsener werden, Ausstrahlung, Körpersprache und Selbstbewusstsein verbessern. Klar, perspektivisch ist die Hessenliga nicht das Ziel. Aber ich bin überzeugt, dass dies für mich der richtige Schritt ist.
Hatten Sie mit dem Gedanken gespielt, sich in die dritte oder vierte Liga verleihen zu lassen?
Natürlich macht man sich Gedanken und spielt viele Optionen durch. Ich habe jetzt noch ein Jahr Vertrag. Ist die Hessenliga das Richtige für mich? Wie ist das Niveau? Will ich unbedingt eine erneute Leihe forcieren? Letztlich bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass dies nun der richtige Schritt ist. Ich möchte mich in einem vertrauten Umfeld entwickeln und bin mit mir absolut im Reinen.
Worauf freuen Sie mit Blick auf das Spiel in Ihrer Heimat in Nieder-Weisel am meisten?
Da kann ich nichts hervorheben. Aber 3000 Zuschauer auf dem kleinen Sportgelände - das ist schon eine geile Sache. Der Hype wird zu spüren sein. Ich habe das Privileg, mit den Profis zu spielen, die man früher im TV gesehen hat. Ich freue mich auf den kompletten Tag. FOTO: IMAGO