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Gänsehaut-Feeling: Wie Wetterauer Athleten den Ironman erlebten

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Von: Tanja Weber

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Gute Stimmung herrscht vielerorts am Straßenrand - wie hier in Stammheim -, als die Athleten mit dem Rad die Wetterau durchqueren. © Red

Der Ironmann hatte mehr als 3000 Teilnehmer am Sonntag nach Frankfurt gelockt. Hier erzählen Athleten aus der Wetterau, wie sie den »längsten Tag« erlebt haben.

Die ergreifende Stimmung bei der Ironman European Championship in Frankfurt durften über 3000 Athleten genießen. Wir zeigen auf, wie einige heimische Athleten den »längsten Tag« erlebt haben.

Apel wird Vierter

9:07:07 Stunden zeigte die Uhr auf dem Römerberg für Henrik Apel (Triathlon Wetterau). Damit landete der Bad Nauheimer auf dem vierten Platz in der AK 40, 48. Mann insgesamt. Und damit hat er einen der neun Slots für die direkte Qualifikation für die Weltmeisterschaften auf Hawaii in der Tasche, nutzt ihn aber nicht. »Ich bin bereits für die WM in diesem Jahr als auch im nächsten qualifiziert«, sagt Apel. »Mit meinem Rennen bin ich zufrieden, es war solide.«

58 Minuten ist er für die 3,8 Kilometer im Langener Waldsee geschwommen, auf dem Rad konstant nach Wattvorgabe gefahren. In 4:53 Stunden bewältigte er die 182 Kilometer. »Es war auf dem Rad doch etwas schwüler als ich dachte. Vermutlich habe ich zu wenig getrunken, denn auf der Laufstrecke konnte ich meine geplante Zielzeit nicht erreichen.« Seine Marathonzeit am Main: 3:07 Stunden. »Frankfurt ist mein Lieblingsrennen, ich bin zum achten Mal gestartet. »Es sind immer meine Familie und viele Freunde an der Strecke. Ich würde auf jeden Fall wieder auf der Langdistanz starten.«

Grohmann als Profi auf Rang vier

Die Nidderauerin Katharina Grohmann wurde bei den Profi-Frauen Vierte: 9:28:12 Stunden. Sie startet für den Fun-Ball Dortelweil. Allerdings sind lediglich vier Profi-Frauen in Frankfurt gestartet.

Matthias Jauernig mit perfektem Tag

Für Matthias Jauernig (Friedberg) war es der perfekte Tag. Mit Frankfurt hatte er noch eine Rechnung offen, nachdem er bei der Hitzeschlacht 2015 drei Kilometer vor dem Ziel kollabierte und das Rennen erst nach zwei Stunden im Sani-Zelt beenden konnte. Gewünscht hatte er sich ein Finish um die zehn Stunden. »Aber von Anfang an war das Ziel das Ziel«, sagt Jauernig. Entsprechend locker startete er die erste Disziplin, fand nach den ersten Wendebojen einen guten Rhythmus. Auf dem Rad war die erste Runde sehr voll und dadurch immer wieder unrhythmisch, auf der zweiten Runde ging es dann deutlich besser. Mit 35,6 km/h war er dann doch schneller unterwegs als erwartet. »Die größte Unsicherheit waren für mich die Laufkilometer.« Aufgrund von Fuß- und Knieproblemen ist Jauernig seit dem Ironman 2015 nie mehr als 25 Kilometer am Stück gelaufen. »Ich konnte eine gute Pace finden und diese bis zum Halbmarathon konstant halten. Danach haben die Oberschenkel immer mehr dicht gemacht, und gerade die dritte Laufrunde war ein mentaler Kampf.« Mit Schwämmen und Eis kühlte er sich im zähen zweiten Halbmarathon. Nach 3:28 Stunden Laufzeit bog er in den Zielkanal ein: »So einen Zieleinlauf mit so einem tollen Publikum, mit meiner Familie und mit grandioser Stimmung habe ich noch nie erlebt. Es war unglaublich, nicht in Worte zu fassen«, beschreibt der 39-Jährige seine Gefühle. »Als ich meine Zeit auf der Anzeigetafel sah, unter zehn Stunden, das war das i-Tüpfelchen eines harten, aber wunderbaren Tages!«

Jauernig finishte in 9:53:14 Stunden auf dem 56. Platz der AK 35. Nach einer Corona-Infektion Mitte Mai ist der 39-Jährige damit mehr als zufrieden. »Für mich ist damit auch erstmal keine weitere Langdistanz geplant. Auch wenn ich mein Training mit durchschnittlich 9,5 Stunden pro Woche seit Januar ziemlich effektiv gestaltet habe, ist es doch nicht einfach, dies in ein forderndes Arbeits- und Familienleben mit zwei jüngeren Kindern zu integrieren.«

Jörg Jung mit Standortbestimmung

Im Ziel blieb die Uhr für Jörg Jung (Triathlon Wetterau) bei 10:26 Stunden stehen. Damit war der Butzbacher 27. der AK 50. »Gut 100 Tage vor dem Ironman Hawaii bedeutete das Rennen meine aktuelle Standortbestimmung. Meinen geplanten Saisonauftakt zuvor musste ich ausfallen lassen«, sagt der Langdistanzler. Mit 1:04 Stunden für das Schwimmen war er etwas schneller unterwegs als erwartet. Recht genau bewegte er sich im Bereich seiner Vorgabe dann auf dem Rad (5:17 Stunden) bei fast idealen Bedingungen.

»Beim Laufen war mir bewusst, dass meine Fitness nicht reichen würde den Fünf-Minuten-Schnitt pro Kilometer zu halten.« Nach 16 Kilometern wurde es dann ein langer, immer langsamerer Weg auf den Römerberg, aber ohne Gehpause. Seine Marathonzeit: 3:55 Stunden. »Andere Rennen liegen mir mehr, aber es ist wunderbar so viel Unterstützung auf der gesamten Strecke zu bekommen. Ab jetzt beginnt dann die Vorbereitung auf Kona!«

Christian Nemtut finisht mit Bestzeit

Christian Nemtut (Triathlon Wetterau) lief nach 10:38 Stunden auf Platz 188 der AK 35 durch das Ziel. »Wider Erwarten lief es ziemlich gut auf dem Rad«, freut er sich. Nach 40 Kilometern stach ihn eine Wespe in den linken Unterarm, aber er hatte keine großen Beeinträchtigungen. Nach 5:18 Stunden auf seinem Zeitfahrrad lief es auf den ersten beiden Laufrunden flüssig. »In der zweiten Hälfte habe ich gekämpft, musste mit Krämpfen im Oberschenkel zwei Mal stehen bleiben.« Dennoch blieb Nemtut mit 3:57 Stunden unter der Vier-Stunden-Mauer im Marathon. »Als mein Sohn mich anfeuerte, ich solle schnell weiterlaufen, das war für mich der schönste Rennmoment. Beim nächsten Mal finishe ich unter zehn Stunden.«

Kirsten Krauthäuser mit Doppelpremiere

Für die Ockstädterin im Einteiler von Eintracht Frankfurt Triathlon war der Ironman Frankfurt eine Doppelpremiere: Es sollte nicht nur die erste Langdistanz werden, sondern war auch gleichzeitig ihr erster Marathon. Trotz intensiver Vorbereitung mit einem speziellen Langdistanz-Programm der Eintracht Frankfurt Triathlon Abteilung war das ganze Vorhaben also eine spannende Angelegenheit.

»So fragte ich mich schon, als ich in meiner Startreihe am Langener Waldsee stand, was ich hier eigentlich zu suchen hatte. Aber dann stand ich plötzlich vorne«, reflektiert die 47-Jährige. »Mit einem: Du hast es nicht anders gewollt! rannte ich in das 24,3 Grad warme Wasser.« Das Schwimmen lief mit 1:18 Stunde im Neoprenanzug nach Plan. Das Radfahren hingegen anfänglich nicht, denn Kirsten Krauthäuser quälten von Beginn an starke Bauchschmerzen. »Gedanken ans Aufhören kamen hoch, aber erstmal Watt rausnehmen, keine flache Aeroposition und hoffen, dass sich da was löst. Glücklicherweise konnte ich zweite Runde dann schon wieder etwas genießen, und es kam mit 6:10 Stunden doch noch eine unerwartet gute Radzeit heraus.« Nun kam die Überraschungstüte, der erste Marathon ihrer sportlichen Laufbahn. »Die vier Runden waren lang, ein mentaler Kampf mit dem Ziel Römerberg.« Aufhören war für sie jetzt keine Option mehr. »Den ganzen Tag haben mich so viele bekannte und unbekannte Menschen angefeuert und der Jubel im Zielkanal hat dem die Krone aufgesetzt. Dieser Moment nach 12:20 Stunden wird unvergessen bleiben«, sagt sie ergriffen. »Ich habe es tatsächlich geschafft - in persönlicher Bestzeit und mit Platz 23 im guten Mittelfeld der AK 45!«

Kassner: Mein Vater wäre stolz gewesen

Der Ironman Frankfurt war für die Bad Vilbelerin das Langdistanzdebüt. Inga Kassner (Fun-Ball Dortelweil) erfüllte sich ihr Ziel, ein Finish unter 13 Stunden mit 12:47 Stunden, 30. Platz in der AK 40! »Mein Rennen verlief so, wie ich es mir im Vorfeld ausgemalt habe: Ich ordnete mich in die zweitschnellsten Schwimmgruppe ein, konnte hier ein gutes Tempo mithalten und kam recht locker nach 1:10 Stunden aus dem Wasser«, blickt sie zurück. Die erste Radrunde sei kurzweilig verlaufen, die Beine machten gut mit. »Während der zweiten Runde spürte ich, dass die Verpflegung nicht mehr so gut in mich hineinfließen wollte. Zudem stellten sich etwas Übelkeit und Bauchschmerzen ein.« Nach 6:17 Stunden fuhr Kasner in die Wechselzone am Main. »Das Laufen ist meine größte Schwäche, hier hatte ich den größten Respekt.« Die erste Runde lief sie noch recht flüssig, aber auf der zweiten Runde konnte sie keine Gels mehr aufnehmen, Übelkeit und Bauchprobleme waren wieder da. »Ab da wechselte ich zwischen 50 Schritten Gehen und Laufen. Damit entlastete ich meinen Magen, und mein Gehirn war mit dem Zählen beschäftigt.« Nach zähen 5:05 Stunden beendete sie den Marathon! »Der Support meiner Familie, den Freunden und den Vereinsmitgliedern vom Fun-Ball Dortelweil war super. Ergreifend war der Einlauf im Zielkanal und das Gänsehaut-Feeling. Ich habe nicht eine Sekunde ans Aufgeben gedacht! Auch wenn es mir beim Marathon alles andere als gut erging, wollte ich kämpfen. Jedes der vier Rundenbändchen widmete ich einer Person. Die allergrößte Motivation war aber mein Vater. Ihm habe ich den ganzen Wettkampf gewidmet. Er ist leider im vergangenen Jahr verstorben, und er war mein größter Motivator, als ich vor rund 22 Jahren mit dem Ausdauersport anfing. Mit ihm lief ich meinen ersten Halbmarathon, Marathon und bestritt das erste Radrennen. Er wäre unfassbar stolz gewesen.«

Astrid Vogler tanzt im Zielkanal

Eine weitere Bad Vilbelerin und auch sie widmete den Langdistanzklassiker einer verstorbenen ihr sehr nahe gestandenen Person: Astrid Vogler (Eintracht Frankfurt Triathlon). Die 50-Jährige stand zum zweiten Mal an der Startlinie. Sie hat im April nach langer Krankheit ihre Mutter verloren. »Für mich war es persönlich extrem wichtig zu finishen. Ich habe das Rennen meiner Mutter gewidmet.« 13:58 Stunden und Platz 28 in der Altersklasse erreichte die zierliche Athletin. »Dieser Ironman-Tag war nahezu perfekt. Ich hatte mir keine Zielzeit vorgenommen, da ich aus privaten Gründen sehr wenig Vorbereitung hatte. Dennoch verlief das Schwimmen besser als erwartet und auf dem Rad habe ich darauf geachtet, nicht alle Körner zu verbrauchen«, erzählt Vogler. Zudem sei sie sehr positiv eingestellt gewesen, wollte auf jeden Fall finishen und das Rennen dabei noch genießen. »Im Zielkanal habe ich getanzt vor Freude. Die restliche Energie habe ich jubelnd auf der Tribüne verbraucht, um den letzten Teilnehmer zu feiern.«

Aus der Wetterau finishten unter andere nochm: 34. AK 60 Frank Kohls (Fun-Ball Dortelweil - 12:37:50); 188. AK 40 Jörg Grebe (Fun-Ball Dortelweil 11:21:17); 165. AK 55 Gunther Daniel (Ockstadt/Eintracht Frankfurt Triathlon - 14:22:11); 23. AK 18 Collin Setzer (Nieder-Wöllstadt/Eintracht Frankfurt Triathlon - 12:46:22); 216. AK 45 Andreas Klein (Karben/Eintracht Frankfurt Triathlon - 12:25:35); 200. AK 50 Mike Zeuner (Karben/Eintracht Frankfurt Triathlon - 12:47:22).

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