Gemischt-geschlechtliche Teams: Akzeptanz unter Vorbehalt

Der Hessische Fußball-Verband hat den Weg für gemischt-geschlechtliche Teams freigemacht. Grundlage dafür ist ein Pilotprojekt für drei Jahre. Wir haben uns im Kreis Friedberg umgehört.
Der Hessische Fußball-Verband erlaubt es Frauen schon seit dem 1. Juli, einen Antrag zu stellen, der ihnen ein Sonderspielrecht in Herren-Mannschaften zusichert. Somit sind dann in Amateurligen gemischte Mannschaften erlaubt. Grundlage für die Regelung in Hessen ist ein vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) im Juni beschlossenes Pilotprojekt.
Dass Frauen in Männermannschaften spielen, gibt es in Europa bereits seit 2020. In den Niederlanden, seit einigen Jahren aufstrebend im Frauenfußball, wurde die Möglichkeit zuerst geschaffen. Vor gut einem Jahr zog der DFB nach und passte seine Spielordnung an. Doch ob die Landesverbände hiervon Gebrauch machen und das Pilotprojekt starten, ist ihnen selbst überlassen.
Die Meinungen im Kreis Friedberg zu der Änderung gehen auseinander. »Besonders in ländlichen Regionen können Frauen durch diese Regelung wohnortnah Fußball spielen. Das Spielrecht in Herrenmannschaften bietet den Frauen eine weitere Möglichkeit, ihren Verein zu unterstützen«, erklärte indes Lena Nöding, Vorsitzende des Verbandsausschusses für Frauen- und Mädchenfußball.
Sophie Franke (Co-Kapitänin beim SC Dortelweil): »Ich habe früher auch mit und gegen Jungs gespielt und befürworte dieses Projekt vom Verband. Irgendwann könnte ich mir auch vorstellen, wieder in einer gemischten Mannschaft zu spielen. Aktuell aber nicht, jetzt steht erstmal das Abenteuer Regionalliga an. Wenn eine Frau sehr athletisch ist, kann sie dem Männerteam auch weiterhelfen. Dann sollten die körperlichen Unterschiede nicht so ins Gewicht fallen. Die Frage wird auch sein, wie sehr diese Spielform von den Männern akzeptiert wird. Aber für viele Vereine ist es eine gute Möglichkeit, die Spielfähigkeit zu erhalten. Sie würden sonst kaputt gehen. Die Schwierigkeit liegt für mich in der Umsetzung. Für jede Frau dürfte sich die Frage stellen, wie das in der Umkleide und in der Dusche funktioniert.«
Alexander Bönsel (Frauen-Trainer bei der Spvgg. 08 Bad Nauheim): »Das ist gerade für einige ländliche Regionen, in denen womöglich die Angebote im Frauenfußball nicht so groß sind, eine tolle Sache. In der Wetterau haben wir bereits eine relativ hohe Dichte an Frauenteams. Dennoch: Jede Spielerin hat nun eine zusätzliche Möglichkeit. Und in der C-Liga könnten einige Frauen wohl auch mithalten mit den Männern. Als reines Vehikel, um die Herrenteams sonntags aufzufüllen, eignet sich die Option eher nicht. Schließlich spielen die Frauen ja in der Regel samstags selbst. Da können sie nicht sonntags auch noch bei den Männern die Reserve auffüllen. Spannend dürfte es im direkten Duell bzw. im Zweikampf werden. Ich könnte mir vorstellen, dass der eine oder andere Mann da nicht so hart einsteigt.«
Karl-Ernst Kunkel (Kreisfußballwart): »Diese Möglichkeit ist wohl vor allem eine Option für die unteren Klassen, wenn Mannschaften den Kader aufstocken müssen. Nun dürfte es aber in der Kreisliga C nicht immer so ganz filigran zugehen. Die Frauen sollten da schon wissen, auf was sie sich einlassen. Einer Frau, die noch nicht über ein gewisses Maß an Erfahrung verfügt, würde ich nicht dazu raten. Aber letztlich muss die Spielerin diese Entscheidung natürlich selbst treffen. Und auch die Vereine sollten gut überlegen, ob sie ihre Frauen in die Situation bringen möchten. Bisher gab es immerhin eine Anfrage eines Vereins, der sich nach der Anwendung dieses Sonderspielrechts erkundigt hat. Ich habe grundsätzlich nichts dagegen und werde mir es genau anschauen, wenn es dazu kommt. Sollten wir das im Fußballkreis Friedberg nicht für sinnvoll halten, ist das Pilotprojekt auch schnell wieder beendet.«
Lisa Waschkowitz (Spielerin beim SVP Fauerbach): »Das klingt grundsätzlich cool. Ich habe selbst lange bei den Jungs mitgespielt und kann nur sagen, dass es mir körperlich viel gebracht hat, bevor ich zu den Frauen gewechselt bin. Aber in der B-Jugend hat man schon gemerkt, dass es schwerer wird aufgrund der körperlichen Unterschiede. Einerseits denke ich, dass ich in einer gemischten Mannschaft nicht mit den Männern mithalten könnte in puncto Schnelligkeit und Körpereinsatz. Andererseits könnte ich es mir - mit anderen Mädels zusammen - auch gut vorstellen. Man müsste natürlich fit gemacht werden.« FOTOS: PM / PRIVAT