Heimische Frauen erklären EM-Euphorie rund ums deutsche Team

Jana Harms, Lisa Waschkowitz und Gabriele Zeeb äußern sich vor dem Finale des deutschen Teams gegen England am Sonntag zum Stellenwert des Frauenfußballs.
(cso). Frauenfußball hat gerade Hochkonjunktur. Auch der Wetteraukreis bleibt nicht unberührt von der Euphorie, die Alexandra Popp, Sara Däbritz und Co. bei der Europameisterschaft in England entfachen. Ob sich die positive Stimmung vor dem Finale am Sonntagabend (18 Uhr) gegen den Gastgeber über das Turnier hinaus in den Alltag retten lässt und in irgendeiner Form bei den Vereinen an der Basis ankommt, wird sich zeigen müssen. Nun gilt es erstmal, den Moment zu genießen. Drei Frauen aus den heimischen Clubs äußern sich zu den aktuellen Geschehnissen.
Gabriele Zeeb (Frauenfußball-Kreisreferentin und Vorstandsmitglied bei der Spvgg. 08 Bad Nauheim): Ich schaue die Spiele zu Hause mit meinem Mann, zweimal waren auch Freunde dabei. Ich bin schon gespannt, wer zum Finale alles bei uns eintrifft. Ich denke, wir gewinnen im Elfmeterschießen. Mein Mann hat versucht, Karten für das Endspiel zu bekommen - keine Chance. Bei mir im Umfeld hat sich die Einstellung der Männer zum Frauenfußball total verbessert. Es werden Spielzüge diskutiert, und es wird gefachsimpelt. Natürlich sagen die Herren auch mal, wenn sie die eine oder andere Spielerin ganz hübsch finden. Aber das ist ja umgekehrt genauso.
Bei der Prämiendiskussion denke ich, dass Frauen durchaus auch höhere Gehälter verdienen können. Das geht natürlich nur, wenn Frauenfußball entsprechend vermarktet wird und die Medien das pushen. Aber ich halte es gar nicht unbedingt für wünschenswert, dass Frauen genauso viel verdienen wie Männer. Was da gezahlt wird, finde ich eher abstoßend.
Was mir auf dem Platz sehr gut gefällt bei den Damen ist der Umgang miteinander. Natürlich gibt es auch grobe oder taktische Fouls, aber Frauen sind sozialer miteinander. Das heißt nicht, dass sie zimperlich sind. Im Gegenteil: Die Spielerinnen schütteln sich nach einem Foul und stehen wieder auf.
Jana Harms (Spielführerin SC Dortelweil): Das Halbfinale gegen Frankreich war ein Highlight. Das haben wir in Dortelweil im Vereinsheim mit der ganzen Mannschaft geschaut. Auch die U17 war dabei. Wenn ich die Parallele ziehe zur Heim-WM 2011, muss ich sagen, dass immer mehr Männer auch Frauenfußball schauen. Ich glaube, mein Vater sieht sogar noch mehr Spiele als ich. Ein Wendepunkt in der öffentlichen Wahrnehmung war für mich der provokante Spot für Sponsor Commerzbank bei der WM 2019 (›Wir brauchen keine Eier, wir haben Pferdeschwänze‹; Anm. d. Red.).
Extrem wichtige Spielerinnen sind für mich neben Alexandra Popp zum Beispiel Laura Freigang von Eintracht Frankfurt und Lena Oberdorf. Auch wenn Laura nicht so oft spielt, ist sie ein nicht wegzudenkender Teil des Teams und für die Stimmung in der Mannschaft geradezu unersetzlich. Und Lena Oberdorf zeigt - wie die ganze Defensive - herausragende Leistungen. Sie bringt da eine Abgeklärtheit herein mit ihren 20 Jahren. Wahnsinn.
Die ungleichen Prämien im Vergleich zu den männlichen Kollegen sind meines Erachtens dem vielen Geld im Männermarkt geschuldet. Aber das ist ja bei fast allen Sportarten so. Wenn sich das ändern soll, kann nur der DFB vorangehen.
Lisa Waschkowitz (Spielführerin SVP Fauerbach): Gut, dass die Zeiten vorbei sind, in denen die Frauen als Prämie nur ein Tee- oder Kaffeeservice vom DFB bekommen haben. Es wird ja schon sehr ordentlich gezahlt. Ich bin dafür, dass sich das weiter annähert im Vergleich zu den Männern. Der Frauenfußballs hat eine enorme Aufwertung erfahren. Dennoch brauchen die Nationalspielerinnen ein zweites Standbein. Ich finde es löblich, dass sie sich alle nebenher weiterbilden. Immerhin ein Dutzend hat schon den Trainerschein.
Die positive Einstellung zum Frauenfußball nehme ich auch in meinem Umfeld wahr. Die Partien gucke ich mir zusammen mit den Mädels vom SVP Fauerbach oder auch mit meinem Freund und meiner Familie an. Im Finale wird’s noch mal sehr spannend. Ich tippe auf ein 3:2-Erfolg für die Deutschen. Wir wollen das Endspiel mit der ganzen Mannschaft im Butzbacher Open-Air-Kino verfolgen.
Den größten Unterschied zum Männerfußball - neben den physischen Merkmalen - sehe ich im Verhalten nach den Fouls. Frauen stehen gleich wieder auf und rennen weiter. Da wird nicht gehadert, nicht untereinander und nicht mit der Schiedsrichterin.


