Hessenliga: Von Titelträumen und Abstiegsangst

Titelträume und Abstiegsängste - gegensätzlicher könnte die Gefühlslage bei den fünf »Friedberger« Jugendfußball-Hessenligisten zur Winterpause der Saison 2022/23 kaum sein.
Der Fußballkreis Friedberg ist mit zwei Junioren- und drei Juniorinnen-Mannschaften in der Hessenliga am Start.
A-Junioren / Karbener SV : Die Karbener A-Junioren rangieren nach knapp der Hälfte der Saison mit vier Siegen, einem Unentschieden und sieben Niederlagen als Tabellenzehnter aktuell auf einem der beiden Abstiegsrelegationsplätze. »Die Hinrunde war für uns ein Wechselbad der Gefühle. Nach gutem Start mit schönen Spielen und wichtigen Siegen hatten wir zwischenzeitlich starke Durchhänger mit bitteren Niederlagen wie gegen Fulda«, blickt Karbens Trainer Colin Koch auf eine durchwachsene erste Halbserie zurück. Mit der Punkteausbeute seiner Elf ist der Karbener Übungsleiter dennoch zufrieden. »13 Zähler aus den bisherigen zwölf Saisonspielen sind grundsätzlich in Ordnung. Wir stehen weder besonders gut noch allzu schlecht da. Zudem haben wir noch ein Nachholspiel zu bestreiten«, betont Koch.
In der Winterpause gelte es, an kleineren Stellschrauben zu drehen. »Mit ein wenig mehr Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor hätten wir sicherlich den einen oder anderen Punkt mehr einfahren können. Zudem wollen wir in der Rückrunde weniger Gegentore kassieren. Wir sind zuversichtlich, dass wir uns in der zweiten Saisonhälfte belohnen werden und durch die lange Wintervorbereitung die Abläufe besser in unser Spiel integrieren können«, erklärt Koch.
C-Junioren / Karbener SV: Als Tabellen-13. liegen die Karbener C-Junioren zur Winterpause deutlich hinter ihren Erwartungen zurück. »Natürlich haben wir uns zum Jahreswechsel eine bessere Platzierung gewünscht, das muss man ehrlicherweise zugeben. Der Fußball ist aber nicht berechenbar. Mit der Spielweise meiner Mannschaft bin ich dennoch sehr zufrieden. Lediglich die Effektivität im Torabschluss hat in vielen Spielen zu wünschen übriggelassen«, blickt Karbens Trainer Carsten Borngräber auf die erste Saisonhälfte zurück. Drei Siegen und drei Unentschieden stehen acht Niederlagen für die Karbener C-Junioren zu Buche.
»Dass wir uns in den ersten Spielen noch schwertun würden, da wir die vielen neuen Spieler zu integrieren hatten, war uns im Vorfeld klar. In dieser Phase haben die Jungs großen Zusammenhalt bewiesen. Wir gehen mit einem guten Gefühl in die Rückrunde und blicken zuversichtlich auf die zweite Saisonhälfte«, erklärt Borngräber.
B-Juniorinnen / SC Dortelweil: Die B-Juniorinnen des SC Dortelweil belegen hinter dem Spitzenduo aus Wetzlar und Gläserzell/Pilgerzell zur Winterpause den dritten Tabellenplatz. »Unser Saisonziel, an der Tabellenspitze dranzubleiben, ist damit nach wie vor erreichbar, weshalb es keinen Grund zu Aktionismus oder Unruhe gibt. Wir wissen, dass wir mit einer besseren Chancenverwertung und konsequenterer Defensivarbeit vermutlich mehr Punkte auf dem Konto hätten, allerdings befinden wir uns hier noch in einem Lernprozess, der uns hilft, weiter an uns zu arbeiten«, erklärt SCD-Coach Joschka Hobitz, der mit den Leistungen seiner Elf in der Hinrunde sehr zufrieden ist. »Rückblickend war es die richtige Entscheidung, den Wiederaufstieg nicht mit aller Macht anzustreben, auch wenn uns vor der Saison viele Experten zum Aufstiegskandidaten Nummer eins gemacht haben. Nach dem Abstieg standen wir im Sommer personell allerdings vor einer Mammutaufgabe«, blickt Hobitz zurück.
Lediglich drei Spielerinnen aus dem Kader der Vorsaison standen den Dortelweilerinnen zur Verfügung. »Wir mussten ein Team zusammenbauen, das in der Hessenliga im Kampf um die Spitzenplätze konkurrenzfähig ist, wollten aber gleichzeitig auch wieder verstärkt auf die eigene Jugendarbeit setzen. Hier mussten wir vom Ergebnisfußball etwas abrücken und den Fokus, auch hinblickend auf den Unterbau für unsere Damenmannschaft, die derzeit gute Chancen auf den Aufstieg in die Regionalliga hat, auf die Ausbildung der Spielerinnen legen«, betont Hobitz.
Mit 13 Punkten aus den ersten fünf Spielen konnte man eine ordentliche Ausbeute einfahren, ehe die Niederlage gegen die MSG Gläserzell/Pilgerzell den ersten Dämpfer bedeutete. »Individuelle Fehler haben uns in diesem Spiel den Sieg und die Tabellenführung gekostet. Solche Dinge passieren einer jungen Mannschaft nun mal«, räumt Hobitz ein, dessen Elf sich durch die Niederlage im Rückspiel gegen Wetzlar im Dezember vorerst aus dem Aufstiegsrennen verabschiedete. »Das ist für uns aber eher eine Chance als eine Tragödie. Wir können uns nun wieder auf uns selbst und unsere eigenen Aufgaben konzentrieren und können in der Rückrunde befreit aufspielen. Wir wollen den zweiten Tabellenplatz erreichen und da sein, falls die Spitzenteams stolpern«, erklärt der Dortelweiler Coach.
C-Juniorinnen / MSG Bad Vilbel: Die C-Juniorinnen der MSG Bad Vilbel bewegen sich als Tabellenachter mit vier Siegen und sieben Niederlagen aus den bisherigen elf Saisonspielen im gesicherten Tabellenmittelfeld. Das junge Bad Vilbeler Team hat beachtliche sportliche, taktische und mannschaftliche Entwicklungen vollzogen. Zu Saisonbeginn hatte man zunächst Schwierigkeiten, sich aus der Komfortzone des 7er-Felds zu begeben. »Die meisten Mädels mussten sich erst an das neue 11er-Feld gewöhnen. Zudem hatten wir noch Probleme, uns an die körperlich robustere Spielweise zu gewöhnen. Hier hatten wir akuten Nachholbedarf im Zweikampfverhalten. Besonders im technischen Bereich hat sich die Mannschaft aber sichtbar weiterentwickelt«, zeigt sich MSG-Coach Joschka Hobitz mit der Entwicklung seiner Elf zufrieden.
Vor der Saison hatten die Verantwortlichen erklärt, den Fokus stärker auf die Ausbildung der Spielerinnen als auf die Ergebnisse legen zu wollen. »Wir haben uns bewusst für ein Lehrjahr entschieden. Davon werden wir vor allem in der nächsten Saison zehren«, ist Hobitz überzeugt.
Taktisch versucht man, die Spielerinnen bereits in jungen Jahren flexibel auszubilden. »Damit bereiten wir die Mädels aktiv auf die unterschiedlichen Anforderungen der bevorstehenden Aufgaben vor. Die Ballkontrolle und das Verteidigen im Mittelfeldpressing sind uns immer besser gelungen. Unsere Sturmreihe hat rasch überzeugend agiert, gegnerbezogen bereits hoch gegen den Ball verteidigt, um das Mittelfeld punktuell zu entlasten.«
Einziges Manko sei die Punkteausbeute. »Zwölf Zähler aus elf Partien spiegeln nicht die spielerische Qualität unserer Mannschaft wider«, hadert Hobitz, der in der Rückrunde deutlich mehr Punkte einfahren will. »Wir sind überzeugt davon, dass sich die sportlichen Qualitäten auch schon bald in den Ergebnissen widerspiegeln werden«, glaubt der MSG-Coach.
C-Juniorinnen / Spvgg. 08 Bad Nauheim : Mit zehn Siegen und zwei Unentschieden aus den bisherigen zwölf Saisonspielen führen die C-Juniorinnen der Spvgg. 08 Bad Nauheim die Tabelle zur Winterpause mit einem komfortablen Neun-Punkte-Polster vor dem ersten Verfolger aus Oberrad an. Nach der D-Jugend-Meisterschaft in der Vorsaison knüpfen die Kurstädterinnen auch in der höheren Altersklasse nahtlos an ihre Erfolge an. 25 Spielerinnen umfasst der Kader der Bad Nauheimerinnen.
»Die Herausforderung der großen Heterogenität der Spielerinnen versuche ich als Chance zu sehen«, erklärt Trainer Dirk Schneider. »Es sind Spielerinnen aller Leistungsklassen dabei. Somit ist es wichtig, das Ganze als Team zusammenzuhalten und einen Modus zu finden, der das Miteinander tragfähig macht, denn natürlich können nicht alle spielen. Aber es sind nicht nur die Spielerinnen, die zum Erfolg beitragen. Das gesamte Umfeld trägt seinen Teil zu unserer Erfolgsgeschichte bei«, erklärt Schneider, dessen Elf zum Rundenauftakt fünf Siege in Serie einfuhr.
Vor allem die beiden Siege gegen Fischbach (2:1) und Leeheim (2:1), als man Rückstände noch in Siege umwandeln konnte, ebneten den Weg für eine erfolgreiche Hinrunde. Erst am sechsten Spieltag, beim 2:2 gegen Wiesbaden, gingen die Kurstädterinnen erstmals nicht als Siegerinnen vom Platz. Genau wie gegen Leeheim feierte der Ligaprimus auch beim 1:0-Sieg in Oberursel einen Last-Minute-Erfolg. Nach drei souveränen Siegen gegen Sprendlingen (4:0), Bornheim (3:0) und Westerfeld (2:0) beendete der Tabellenführer das Fußballjahr mit einer Punkteteilung im Spitzenspiel gegen Oberrad (2:2), auf das man vor dem Rückrundenstart einen komfortablen Neun-Punkte-Vorsprung aufweist.