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HSG Wetzlar - aggressiv, temporeich und authentisch

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Auf Jung-Nationalspieler Hendrik Wagner - - hier beim Heide Cup gegen den Ligarivalen HSV Hamburg - ruhen große Rückraum-Hoffnungen bei der HSG Wetzlar. © Red

Mit der Auswärtspartie am Donnerstag beim HC Erlangen startet die HSG Wetzlar in ihre 25. Saison in der Handball-Bundesliga. Eine Spielzeit, die unter dem Eindruck eines gezielten personellen Umbruchs und einer Verjüngungskur steht.

Die HSG Wetzlar geht in ihre 25. Saison in der Handball-Bundesliga - 813 Partien auf höchstem Niveau und Rang 12 in der ewigen Tabelle. Grundsätzlich ein Grund zu feiern. Doch der personelle Schnitt ist groß, vielen Spielern fehlt Bundesligaerfahrung. Im Hinterkopf der Verantwortlichen schwirren zusätzlich Begriffe wie Corona, Inflation und Energiekrise, die den Blick in die Zukunft schwer machen.

Zugänge/Abgänge: Der Spieleraustausch im Sommer war immens. Sieben Akteure verließen die HSG, dafür muss Trainer Benjamin Matschke acht Neuzugänge integrieren. Mit Tomislav Kusan und Gennadij Komok - die jeweils nur ein paar Monate in Wetzlar spielten - Felix Danner, Patrick Gempp, Ivan Srsen, Alexander Feld, Olle Forsell Schefvert, Filip Mirkulovski und Maximilian Holst verließen 48 Jahre Erfahrung in der Bundesliga den Klub. Hinzu kamen zwölf Jahre, viel größer könnte der Unterschied kaum sein. Jovica Nikolic wurde für den rechten Rückraum als Backup für Stefan Cavor verpflichtet. Nach Cavors Kreuzbandriss im Juni gelang es der HSG, Vladan Lipovina an die Lahn zurückzuholen. Der »Oldie« im Team ist Kreisläufer Erik Schmidt, der mit seiner Erfahrung vor allem auch für Stabilität in der Abwehr sorgen soll. Schmidt kommt, wie der Schweizer Jonas Schelker, von den Kadetten Schaffhausen. Damit hat der junge Mittelmann, neben Landsmann Lenny Rubin, zumindest ein bekanntes Gesicht im Team. Nachfolger von Linksaußen Holst ist Lukas Becher von Tusem Essen. Mit Hendrik Wagner kommt ein ehemaliger Spieler von Matschke von den Eulen Ludwigshafen nach Wetzlar. Er ist im linken Rückraum beheimatet, kann aber auch auf der rechten Seite aushelfen, wie er beim Linden-Cup bereits bewiesen hat. Der jüngste Akteur des gesamten Kaders ist der Montenegriner Radojica Cepic. Von RK Celje gekommen, soll er hinter im Rückraum seinen Weg gehen. Diese sieben Neuzugänge stehen fest im Kader, der achte hat beim TV 05/07 Hüttenberg bereits seine Klasse bewiesen. Torhüter Leonard Grazioli war am vergangenen Samstag beim Erst-Rundenerfolg im DHB-Pokal gegen den ThSV Eisenach (40:39) der Matchwinner.

»Es ist ein ganz gezielter Verjüngungsprozess, der lange geplant war«, erklärt Geschäftsführer Björn Seipp. Somit geht Wetzlar hinter dem VfL Gummersbach mit der zweitjüngsten Mannschaft der Bundesliga ins Rennen - 24,3 Jahre alt. Die HSG startet mit sehr wenig Erfahrung, aber sehr viel Potenzial in die neue Saison.

Umfeld: Umstrukturierung und Professionalisierung schreiten weiter voran. Bereits im Mai wurden wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Trainer Benjamin Matschke verlängerte seinen bis 2023 laufenden Vertrag vorzeitig bis 2025. Filip Mirkulovski hängte endgültig die Handballschuhe an den Nagel und wurde Matschke bis 2024 als Co-Trainer zur Seite gestellt. Die neu eingerichtete Position des Sportlichen Leiters übernahm Jasmin Camdzic, der zuvor lange Jahre als Co- und Torwart-Trainer aktiv war. Geschäftsführer Björn Seipp hob damals nicht ohne Stolz hervor, dass alle Positionen intern besetzt wurden.

In Wetzlar setzt man auf Kontinuität und ein familiäres Umfeld, welches gerade von den jungen Spielern und Neuzugängen geschätzt wird. Die gewachsene Fanbasis verwandelt die Buderus-Arena Wetzlar regelmäßig in ein Tollhaus, hofft aber ebenso wie die Vernatwortlichen auf eine regelmäßig wieder besser gefüllte Heimspielstätte.

Trainer: Benjamin Matschke ist in seiner ersten Saison in Windeseile zum Publikumsliebling avanciert. Den Rucksack, die Nachfolge von Kai Wandschneider antreten zu müssen, hat er sich gar nicht erst übergestreift, sondern von Beginn an sein eigenes Ding durchgezogen. Mit viel Akribie in Training, Analyse und Spielvorbereitung setzt Matschke ein Steinchen aufs andere, um die einzelnen Spieler und damit die Mannschaft zu formen. Der personelle Verjüngungsprozess hat viel mit Matschke zu tun, der ihn vorangetrieben hat. Er will, gestützt auf die erfahrenen Spieler, eine Mannschaft aufbauen, die in den nächsten Jahren in der Bundesliga eine gute Rolle spielt. Mit Filip Mirkulovski hat Matschke einen international erfahrenen Ex-Profi an der Seite. Er kann und will gerade für die jungen Spieler Ansprechpartner sein und seine Kenntnisse an sie weitergeben. Trotz seiner Aufgaben als Sportlicher Leiter wird Camdzic weiterhin die Torhüter unter seine Fittiche nehmen. Welchen Wert diese Konstante für diese Position bedeutet, haben die letzten Jahre gezeigt.

Prognose: Die HSG geht mit vielen jungen, bundesligaunerfahrenen Spielern ein hohes Risiko. In Trainerteam, der Geschäftsführung und in der Mannschaft ist man vom Potenzial der einzelnen Spieler und der Mannschaft überzeugt. Zum erweiterten Kader gehören Eigengewächs Ole Klimpe, der mit einem Zweitspielrecht an den TSV Bayer Dormagen ausgeliehen wurde, und Maduwuike Okpara, der vornehmlich in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kommt. Zudem steht Linksaußen Maximilian Holst als Backup-Spieler zur Verfügung.

Mit diesen 20 Handballern geht es in die Jubiläumssaison. Mannschaft und Trainerteam sind heiß, wissen aber auch um die möglichen Schwierigkeiten, die auf sie zukommen (können). Es wird auch viel davon abhängen, wie schnell Till Klimpke nach seiner Knieoperation wieder auf sein Leistungsniveau kommt. Stefan Cavor will spätestens im Februar wieder ins Handballtraining einsteigen. Welchen Mehrwert er dem Team in dieser Saison geben kann, steht und fällt mit seinem Heilungsverlauf. Es kommt ganz auf das Geschick und Können des Trainerteams an, die jungen Spieler zu integrieren und der Mannschaft den passenden Rahmen zu schaffen. Konstanz ist das Zauberwort, auf das die »Lehrlinge« hinarbeiten müssen. Das Potenzial auf einen ordentlichen Mittelfeldplatz in der 25. Spielzeit hintereinander in der stärksten Liga der Welt hat die Truppe.

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HSG Wetzlar vor der 25. Saison in der Handball-Bundesliga (hinten, von links): Ole Klimpke, Radojica Cepic, Maduwuike Okpara, Hendrik Wagner, Lenny Rubin, Erik Schmidt, Vladan Lipovina, Stefan Cavor, Adam Nyfjäll; Mitte (von links): Trainer Benjamin Matschke, Assistenztrainer Filip Mirkulovski, Physiotherapeut Thomas Stubner, Emil Mellegard, Jovica Nikolic, Lukas Becher, Mannschaftsarzt Marco Kettrukat, Mentaltrainerin Hanna Huber, Athletiktrainer Thomas Reichel, Sportlicher Leiter Jasmin Camdzic; vorn (von links): Jonas Schelker, Magnus Fredriksen, Anadin Suljakovic, Till Klimpke, Leonard Grazioli, Lars Weissgerber, Domen Novak. Es fehlen Mannschaftsarzt Frank Thiel, Physiotherapeut Oliver Oestreicher und Betreuer Stefan Rühl. FOTO HSG © Red

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