Hymne seit über 30 Jahren - Wie der »Rote Teufel«-Song Kult wurde

Dieses Lied ist Kult. Auch nach mehr als 30 Jahren wird bei Spielen des EC Bad Nauheim der »Rote Teufel«-Song gesungen. So fing alles an.
(mn). Im Herzen von Europa, im Stadtwald von Frankfurt, singt der Polizeichor seit dem Jahr 1997 vor den Heimspielen der Eintracht. Im München leuchtet seit 1998 der FC Bayern als Stern des Südens, und ebenso lange gehen die Höhner in Köln dem Geißbock-Publikum mit »Mer stonn zo dir« regelmäßig unter die Haut. Noch viel länger aber als diese Ohrwürmer aus dem Profi-Fußball wird im Colonel-Knight-Stadion die Hymne des EC Bad Nauheim angestimmt. In der bereits 31. Saison heißt’s »Rote Teufel, wir wollen heute siegen«, wenn der Eishockey-Klubs aus der Kurstadt seine Spiele bestreitet.

»Damit hätte ich niemals gerechnet. Natürlich freut es mich, dass dieses Lied noch immer läuft«, sagt Rainer Hartmann. Der heute 71-jährige Florstädter hatte den Song geschrieben und zusammen mit Charly und Christel Kressmann, Emil Winnige, Heinz Bersch und VfL/EC-Legende Rolf »Pilo« Knihs im September 1991 auf der Eisfläche erstmals angestimmt. Eine Single wurde produziert, sie gilt heute als Rarität unter den (älteren) Fans.
Hartmann, einst Verkehrsamtsleiter der Stadt Bad Nauheim und noch heute als »Fleeschter Pätter«, Stimmungssänger und WZ-Kolumnist bekannt, hatte einst vom Verein die Anregung erhalten, doch mal über eine unverwechselbare Klub-Hymne nachzudenken. Gesagt, getan! Die Gemeinschaft, die Zusammengehörigkeit von Trainer, Team und Fans wollte er in seinem Text vermitteln. Zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Kressmann habe er zudem nach einer »tragenden Musik« gesucht. Die Entscheidung fiel auf den Gefangenenchor aus Nabucco, der Oper von Giuseppe Verdi, die 1842 uraufgeführt worden ist. Die entsprechenden Rechte wurden gesichert.
Im Tonstudio von Musikproduzent Frank Farian in Rosbach wurde das Lied mit dem 1991/92-Kader der Roten Teufel, mit Rolf »Pilo« Knihs an der Spitze, schließlich aufgenommen. Für die B-Seite textete Hartmann auf eine Kressmann-Melodie das Lied »Super Team«. Das Cover-Foto mit der kompletten Mannschaft, damals mit Spielern wie Gordon Blumenschein, Greg Evtushevski, Greg Pruden oder auch Richie Jarocki wurde im Sprudelhof, dem Wahrzeichen der Stadt, aufgenommen. Nach der Premiere im Stadion spielten Hartmann und Co. auch auf dem Markplatz in Bad Nauheim. Noch heute, drei Jahrzehnte später, werde er immer wieder auf das Vereinslied angesprochen, von Fans die die Schallplatte zu Hause in ihrem Schrank stehen haben, erzählt Hartmann.
Im Video, das die Zuschauer auch in der aktuellen Zweitliga-Saison zwischen Warmlaufen und Spielbeginn einstimmt, untermalt der Song die Bilder aus fast acht Jahrzehnten Eishockey in Bad Nauheim - und immer wieder wird der Text in den Schlussminuten einer Partie, meist, wenn die Roten Teufel in Führung liegen, in der Fankurve schunkelnd gesungen. Hartmann selbst war schon lange nicht mehr im Colonel-Knight-Stadion, dafür stimmt nun sein Sohn in den Chor ein, wenn die Roten Teufel spielen.