Im Kampf gegen sich selbst

(web). Sven Höller (Lauftreff Florstadt) hat in diesem Jahr im Ultralauf auf sich aufmerksam gemacht. Am 18. Juni gewann der Florstädter den 50- Kilometer-Ultramarathon Rodgau bei 36 Grad, am 1. Juli den Marburger Nachtmarathon.
Aus der Wettkampfchronik: Ende Februar startet der 35-Jährige über 50 Kilometer rund um den Hardtsee in Weiher und wird Gesamt-Elfter, Sechster in der M35. Rund zwei Wochen später feiert Höller beim Klassiker »Rund um den Winterstein« im profilierten Landschaftsmarathon in Friedberg Gesamtplatz zwei. Im Juni nun benötigt Höller 3:39:16 Stunden für den 50-Kilometer-Ultramarathon in Rodgau. Bei 36 Grad ist er als Schnellster im Ziel. Auf die Frage, wie er mit der Hitze zurechtgekommen sei, antwortet er: »Ich habe mir jede Runde aus meinem Verpflegungsbuggy eine kleine Wasserflasche mit auf die Strecke genommen und mich jeden Kilometer ein wenig nassgespritzt.« Beim Marburger Nachtmarathon Anfang Juli rennt der schmale Langstreckler zum nächsten Triumph, Gesamtsieg in 2:57:33 Stunden.
»Ich laufe, weil es mir einfach Spaß macht«, sagt Sven Höller. »Umso länger die Distanz, desto interessanter wird es. Es gibt verschiedene Phasen, wenn du so lange unterwegs bist. Die mentale Stärke ist bei einem 50er noch entscheidender als im Marathon.« Für ihn ist klar: »Es ist jedes Mal ein neuer Kampf gegen mich selbst.« Und genau das sei es, was ihn motiviere.
Im Jahr 2016 war Sven Höller auf den Laufgeschmack gekommen. Bisher legte er 14 Marathons, acht 50-Kilometer-Läufe, einen 60-Kilometer-Lauf, einen 94-Kilometer-Lauf und einen 100-Kilometer-Lauf zurück.
Im Schnitt läuft der Florstädter zwischen 60 bis 100 Kilometer die Woche. Nach Plan laufe er nicht, eher nach Gefühl und auch nach dem Familienkalender, denn seine Frau Stefanie, Töchterchen Merle und Sohn Thilo sind auch noch da, der Beruf ebenso. »Ob Steigerungs-, Intervalllauf oder 25-Kilometer-Long-Run - das entscheide ich meist erst beim Loslaufen, denn da weiß ich, wie ich mich fühle und worauf ich Lust habe.« Einen Trainer hat er nicht, sondern gestaltet sein Laufprogramm in Eigenregie.
Präventiv versucht Höller, Abwechslung in sein Training zu bringen, indem er Lauf-ABC-Übungen einbaut oder aber vor und nach den Laufeinheiten dehnt, um Verletzungen vorzubeugen. »In Sachen Ernährung achte ich nur rund drei Tage vor einem Ultralauf genau, was ich zu mir nehme. Ansonsten ernähre ich mich ganz normal und fahre mit meinen Kids auch gerne zum Fast-Food-Restaurant«, erzählt er.
Einmal im Jahr lasse er sich von einem Arzt durchchecken. Von einer längeren Laufverletzung ist er bisher verschont geblieben. »Meine Lieblingsrunde ist ein 1,2-Kilometer-Kurs am Niddaradweg in Florstadt«, gesteht der Langstreckenspezialist. »Hier bin ich auch vor zwei Jahren 100 Kilometer gerannt.« Seine Lauf-Leidenschaft gibt er auch im Ehrenamt weiter, beim Lauftreff Florstadt ist Sven Höller Pressewart, pflegt die Social-Media-Seiten des Vereins und organisiert den Treff »Laufen am Dienstag«.
Eine andere Leidenschaft sind die Kreuzfahrtreisen mit der kleinen Familie. Natürlich kommt auch hier das Training nicht zu kurz: »Meist nutze ich den Mittagschlaf meiner Frau und der Kids. Entweder ein schneller Run an Land oder auf dem Laufband im Sportbereich. Während der letzten Reise war es dann auch mal die 50x250-Meter-Runde auf dem Joggingparcour auf dem oberen Deck«, blickt er zurück. Was als nächstes Ziel kommt, steht noch nicht ganz fest. Der geplante 100-Kilometer-Lauf im September wurde abgesagt. Sven Höller beschließt: »Jetzt heißt es erstmal weiter trainieren und der nächste Ultralauf wird bestimmt kommen.«