Jordan Hickmott: »Wir sind noch nicht zufrieden«

Jordan Hickmott vom EC Bad Nauheim spricht über den Playoff-Fokus, wie in der Kabine auf Ausfälle reagiert wird und es ist gelingt, den Schalter umzulegen.
(mn). Jordan Hickmott ist mit 22 Treffern und 23 Vorlagen zweitbester Hauptrunden-Scorer des EC Bad Nauheim. Er hat die zweitbeste Plus-Minus-Bilanz, die zweitmeisten sogenannten Game-Winning-Goals, die spielentscheidenden Tore, erzielt. Im Interview spricht der 32-jährige Kanadier über den Playoff-Fokus, erzählt, wie die Mannschaft mit Ausfällen umgeht und wie es gelungen war, den Schalter umzulegen.
Jordan Hickmott, einer zehntägigen Pause nach der Hauptrunde sind vier Spiele binnen sieben Tagen gefolgt. Jetzt muss vor den nächsten Spielen erneut mehr als eine Woche überbrückt werden. Schaltet man bei diesem Rhythmus nicht auch mal in den Urlaubs-Modus?
Der Rhythmus ist sicher ungewöhnlich. Ich denke aber auch an das vergangene Jahr. Dienstags der Sieg in Spiel sieben in Kassel, donnerstags bereits das erste Halbfinale in Ravensburg. Da blieb gar keine Zeit. Die Serie jetzt mit Kaufbeuren war vielleicht vom Ergebnis deutlich, aber sie war anspruchsvoll. Da tun ein paar Tage Pause gut. Wichtig ist es, mit Kopf und Körper im Spiel-Modus zu bleiben, nicht faul zu werden.
Eine 4:0-Serie gegen Kaufbeuren hatte wohl niemand auf der Rechnung. Wie wird das in der Kabine bewertet?
Wir haben uns belohnt, und wir können sicher auch stolz sein. Jetzt aber müssen wir Kaufbeuren hinter uns lassen und nach vorne schauen. Wir sind noch nicht zufrieden, wir wollen noch mehr.
Zum Jahreswechsel hatte die Mannschaft ein sportliches Tief zu überwinden. Wie ist es gelungen, rechtzeitig zum Hauptrunden-Schlussspurt und Playoff-Start wieder die Form zu finden?
Höhen und Tiefen sind Teil einer Saison - und wir hatten in diesem Winter gleich mehrere. Aber wir haben immer gewusst, dass wir einen guten Kader haben, wussten - als wir die Top Sechs erreicht hatten - dass wir fokussiert sein müssen.
Gleich eine Handvoll Teamkollegen hat zuletzt gefehlt. Schon im Vorjahr war der Kader in den Playoffs von Ausfällen geplagt. Was macht das mit einer Mannschaft? Wie geht man in der Kabine mit schlechten Nachrichten um?
Ausfälle sind Teil der Playoffs. Das gehört dazu. Wenn einer ausfällt, müssen andere in den Vordergrund treten. Und da spielt es keine Rolle, wie viel Eiszeit derjenige in der regulären Saison hatte. Leo Hafenrichter ist ein gutes Beispiel. Er hatte nicht immer die Spielzeit, die er sich gewünscht hat. Jetzt haben uns Verteidiger gefehlt. Er war gefordert und hat das gut gemacht. Ausfälle lassen uns zusammenrücken. Egal, wer im Kader steht: Wir wissen, dass wir erfolgreich sein können, wenn jeder seine Aufgabe erfüllt.
Sie haben mit dem HC Banska Bystrica 2017 den Titel in der Slowakei gewonnen. Worauf kommt es an, um die Playoffs zu krönen ?
Den Fokus. Zu jeder Zeit, bei jedem Wechsel. Du darfst keine gedankliche Auszeit nehmen, musst Dich an die taktischen Vorgaben halten. Auch die anderen Mannschaften zeigen in den Playoffs ihr bestes Hockey. Playoff-Hockey ist nicht mir dem einer Hauptrunde vergleichbar. Es ist härter, intensiver, anspruchsvoller - und es ist die schönste Zeit des Jahres.
Sie haben 22 Treffer in der Hauptrunde erzielt. Kein Mitspieler hat öfter getroffen. Von den Fans werden zumeist aber Teamkollegen mit Sprechchören gefeiert.
Ich versuche einfach, meinen Job zu machen. Meine Spielweise wirkt sicherlich nicht so spektakulär wie bei anderen. Wenn ich aber ein gutes Spiel mache, ein Tor schieße, dann fühle ich vom Publikum die Wertschätzung. Mir gefällt es gut in Bad Nauheim, es macht Spaß, wenn die Fans hinter der Mannschaft stehen.
Den Profis aus Nordamerika sagt man nach, zu den Playoffs noch einmal den Schalter umlegen und sich steigern zu können. Wie gelingt das?
Eine Saison ist lang. Man kann nicht sämtliche 52 Spiele im Playoff-Modus bestreiten. Und natürlich es ist nicht leicht, wenn es während der regulären Saison so ausschaut, als ob die Dinge nicht so laufen, wie man sich das wünscht. Wenn die Playoffs aber losgehen, ist jeder focusiert, man hilft sich aus. Da gibt es keine zweite Chance. Und schließlich hat man einen langen Sommer um sich zu erholen.