Katharina Kleinfeldts Kamerawechsel
Nach acht Jahren ist Schluss. Die in München lebende und in Hirzenhain aufgewachsene Katharina Kleinfeldt verlässt Sky und steht ab sofort für Sport 1 vor der Kamera. Samstag feiert sie Premiere.
Katharina Kleinfeldt interviewte die Großen des Sports, drehte Filme, führte durch Live-Sendungen und war seit 2015 eines der Gesichter von Sky Sport. Jetzt hat sie - wie so viele Sportler in der Sommerzeit - das Wechselfieber gepackt. Sie streift künftig das Trikot von Sport 1 über, kümmert sich als Moderatorin um das Zweitliga-Spitzenspiel am Samstagabend und führt an der Seite von Florian König im Wechsel mit Kollegin Ruth Hofmann durch den Doppelpass, Deutschlands bekanntesten Fußball-Talk am Sonntagmorgen. Der Fantalk und die Darts-WM gehören ebenfalls zu Kleinfeldts Aufgaben. Vor ihrem Start bei Sport 1 tankte die 30-Jährige Kraft bei ihren Eltern in Hirzenhain und sprach im Kreis-Anzeiger-Interview über ihre neue Aufgaben sowie den Stellenwert der Frauen in der Welt des Sportfernsehens.
Warum der Wechsel von Sky zu Sport 1 ?
Die Zeit für eine Veränderung ist reif und das Paket bei Sport 1 sagt mir total zu. Die 2. Fußball-Bundesliga ist ein Bereich, den ich schon bei Sky abgedeckt habe. Jetzt darf ich mich um das Topspiel zur besten Sendezeit kümmern. Natürlich freut es mich auch, solch ein Topformat wie den Doppelpass präsentieren zu dürfen. Der Schritt vom Bezahlfernsehen ins Free-TV ist für mich eine neue Herausforderung, die mich in meiner Entwicklung sicherlich weiterbringen wird.
Was überwiegt aktuell: Der Abschiedsschmerz oder die Vorfreude auf Ihre neue Aufgabe?
Es überwiegt die Vorfreude auf die neue Aufgabe. Logischerweise hat mich auch der Abschied von Sky bewegt - acht Jahre gehen doch nicht ganz spurlos an einem vorüber. Zumal ich auf acht ganz tolle und besondere Jahre zurückblicken darf. Sky war mein erster Arbeitgeber, bei dem ich vor der Kamera laufen gelernt habe. Zudem durfte ich in dieser Zeit viele tolle Menschen kennenlernen, die mich zum Teil auf meinem Weg begleitet haben. Das Turnier in Wimbledon war für mich ein schöner Abschluss. Jetzt schaue ich nach vorne.
Auf was freuen Sie sich besonders?
Natürlich ist mein Fokus erst einmal auf die Topspiele in der 2. Fußball-Bundesliga und auf den Doppelpass gerichtet, weil hier meine Einsätze schon fest terminiert sind. Aber natürlich bin ich auch auf die Darts-WM im Winter gespannt. Das wird mein erster Auftritt im Ally Pally. Freunde haben mir schon gesagt, dass ich mich auf ein absolut cooles Ereignis in London freuen darf. Insgesamt wurde ich in den vergangenen Tagen sehr oft auf meine neue Aufgabe rund um die Darts-WM angesprochen. Es gibt in Deutschland doch mehr Darts-Begeisterte als ich gedacht hätte.
Mit dem Büdinger Patrick Berger und dem Schottener Kerry Hau sind zwei Männer aus ihrer Heimat Sport 1-Chefreporter. Haben Sie schon angefragt, was Sie bei Ihrem neuen Arbeitgeber erwartet?
Noch nicht. Aber beide haben mir angeboten, dass ich mich jederzeit bei ihnen melden kann. Für uns schließt sich übrigens ein Kreis, weil ich mit Kerry Hau Abitur machte und Patrick Berger aus meiner Zeit bei den Fußballfrauen des SV Phönix Düdelsheim kenne.
Jetzt der Wechsel von Sky zu Sport 1. Was soll die Zukunft bringen? Gibt es eine Traumaufgabe?
Das hat mich Kollege Wolff-Christoph Fuss auch schon einmal gefragt. Vor 15 Jahren hätte ich wahrscheinlich geantwortet, dass ich gerne einmal die Sportschau oder das aktuelle Sportstudio moderieren würde. Momentan gibt es nicht die eine Traumaufgabe für mich. Es klingt zwar doof, aber ich mache es wie die Trainer, schaue von Spiel zu Spiel. Sicherlich wäre es toll, einmal bei einer Fußball-Weltmeisterschaft am Spielfeldrand zu stehen und Interviews zu führen.
Neuerdings gibt es mit der »At Broski«-Show auf Twitch ein Format, das ähnlich funktioniert wie beispielsweise der Doppelpass. Sind die sozialen Medien eine zusätzliche Konkurrenz oder die Zukunft?
Ich glaube nicht, dass die Sportberichterstattung im TV ausstirbt. Die Menschen wollen die Ereignisse live am Bildschirm verfolgen. Natürlich geht der Trend dahin, dass sich jeder etwas abgreifen will und Sportinteressierte auch Formate auf anderen Kanälen sehen. Nicht selten schauen wir etwas im TV und informieren uns parallel auf dem Handy. Das ist die Zukunft. Was mich beruhigt ist, dass die Künstliche Intelligenz (KI) im Sportbereich keine allzu große Konkurrenz wird. Das Transportieren von Emotionen kann uns keine KI dieser Welt abnehmen.
Wie wichtig ist die Eigenvermarktung in den sozialen Netzwerken?
Sehr wichtig. Was früher die Homepage war, ist heute der Instagram-Account. Sozusagen eine Art Visitenkarte (Kleinfeldt hat knapp 37 000 Follower, Anm. d. Red.). Es spielt speziell bei uns jüngeren Moderatorinnen eine große Rolle, dass Dinge aus dem Berufsleben gepostet werden. Hier und da sollte auch mal eine private Note dazukommen. Da mir solch Dinge Spaß bereiten, empfinde ich diese Aufgabe nicht als Last. Zumal ich freie Hand habe, was ich mit der Öffentlichkeit teilen will und was nicht.
Immer mehr Frauen finden den Weg in den Fußball- und Sportjournalismus. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?
Absolut positiv. Es wurde auch Zeit. Und ich habe das Gefühl, dass noch mehr Frauen diesen Schritt wagen sollten. Ich möchte hiermit junge Frauen, die sich gerade orientieren, ermutigen, diesen Schritt zu gehen. Es soll natürlich nicht heißen, dass es keine Männer mehr in diesem Job geben darf. Ausgeglichenheit ist das Beste für den Zuschauer.
Es gibt aber noch keinen weiblichen Wolff-Christoph Fuss, der ständig Spiele der Bundesliga oder Champions League live kommentiert. Warum?
Ich erkläre es mir so, dass es gesellschaftlich aus langer Gewohnheit als der ›Normalzustand‹ etabliert ist, dass Fußballspiele von einem Mann kommentiert werden und eine Frauenstimme an dieser Stelle als ›nicht normal‹ empfunden wird. Vielleicht auch, weil Jungs schon in der frühesten Kindheit Spiele auf dem Bolzplatz oder an der Konsole kommentieren. Es wird aber höchste Zeit, dass es dazu kommt. Wir haben Frauen, die das können. Beispielsweise Christina Graf oder Christina Rann, die auf Sport 1 künftig Livespiele der Frauen-Bundesliga kommentieren wird.
Hatten oder haben Sie Vorbilder?
Esther Sedlacek war eine der ersten, die ich als Vorbild gesehen habe. Ich könnte aber auch die Britin Kate Abdo nennen, die mit ihrer unterhaltsamen Art einen ganz anderen Anstrich in die Moderation bringt. Von ihr können wir in Sachen Fußballberichterstattung lernen. Mehr Unterhaltung würde auch uns in Deutschland neben der weiterhin wichtigen Seriosität gut tun.
Steigt das Lampenfieber einen Tag vor Ihrem ersten Topspiel in der 2. Liga?
Wenn die Anspannung nicht vorhanden wäre, wäre ich vielleicht nicht genügend fokussiert. Kurz vor Beginn der Sendung befinde ich mich meistens in einem positiven Tunnel. Und wenn der Ball rollt, konzentriere ich mich nur noch auf meinen Job.
Was hilft gegen Alltagsstress?
Sport im Fitnessstudio, wandern und sich mit Freunden treffen. Es ist wichtig, dass ich dann über andere Dinge und Branchen spreche, um etwas Abstand zu bekommen.
Von Torben Frieborg
Zur Person: Die in Schotten geborene und in Hirzenhain aufgewachsene Katharina Kleinfeldt studierte nach ihrer Abiturprüfung in Nidda Medienwissenschaften mit dem Schwerpunkt Sportjournalismus/Sportmanagement in Berlin. »Ich lernte alles von der Pike auf. Wie eine Kamera funktioniert und wie ein Dreh organisiert wird«, berichtet die 30-jährige TV-Moderatorin. Ihre ersten Erfahrungen sammelte sie ebenfalls in Berlin, beim Online-Sportmagazin hauptstadtsport.tv. »Dort durfte ich Fehler machen und gefühlt 100 Sportarten ausprobieren. Das brachte mir wirklich viel. Auch wenn ich meine Arbeit dort rückblickend noch nicht als richtiges Moderieren bezeichnen würde.« Im Anschluss an ein Praktikum in der Sportredaktion des ZDF-Morgenmagazins startete sie im September 2015 ihr Volontariat bei Sky in München. Beim Bezahlsender gehörte sie unter anderem zum Team von Sky Sport News, war Gastgeberin der Champions Corner, in der Experten die Champions-League-Spiele des Abends schauen und analysieren, war als Field-Reporterin in der 1. sowie 2. Bundesliga unterwegs und betreute das Tennis-Spektakel in Wimbledon live vor Ort. Jetzt beginnt ihr neuer Lebensabschnitt bei Sport 1. TFR