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Keine Verschnaufpause für Bormann

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Sarah Bormann kann eine perfekte Bilanz aufweisen. IMA © Imago Sportfotodienst GmbH

(cd). Sie gilt offiziell als Profi-Boxerin, leben kann sie davon allerdings nicht. »Ich muss trotzdem in Vollzeit arbeiten«, sagt Sarah Bormann aus Nidderau-Ostheim, die am Samstag erneut in den Ring steigt. Dass sie Weltmeisterin ist und das sogar in zwei Gewichtsklassen, ändert daran nichts. So ein WM-Kampf ist nämlich ein recht teures Vergnügen, das finanziert werden muss.

Bormann, die für die TG Hanau antritt, hat in Rainer Gottwald einen umtriebigen Manager, der sich darum kümmert. Für sie bleibt aber unterm Strich wenig übrig.

In Deutschland seien die Kampfbörsen relativ gering, erklärt die Nidderauerin. Die Männer erhalten hierzulande schon nicht viel. »Und wir Frauen verdienen so gut wie gar nichts«, klagt Bormann. »Es wäre schön, wenn sich das ändern würde.« Sie ist davon überzeugt, noch besser werden zu können, wenn sie sich vier Wochen professionell auf einen Kampf vorbereiten könnte. Die Gegenwart sieht jedoch anders aus. Bormann trainiert vor und nach der Arbeit. Und das als Bäckerei-Fachverkäuferin, die bereits hinter der Ladentheke steht, wenn sich der eine oder andere morgens noch mal im Bett umdreht. »Das frühe Aufstehen zehrt schon sehr«, gibt die 33-Jährige zu, die vor der Arbeit regelmäßig Laufeinheiten absolviert.

Doch Bormann hat ein großes Ziel. Sie will im Minimumgewicht (bis 47,6 Kilo), in dem sie die Titel vom WIBF, GBU und WBF innehat, auch Weltmeisterin der IBF sowie des WBC werden. »Das sind zwei der großen Verbände. Ich bin in beiden schon so lange die Nummer eins, habe aber nie eine Chance bekommen«, erklärt sie. Bei der IBF ist Bormann (Kampfname: »Babyface«) sogar bereits seit 2019 Pflichtherausforderin. Dann kam die Pandemie. Zudem haben Titel-Vereinigungen Vorrang vor -Verteidigungen. Für Gottwald ist klar: »Die drücken sich alle vor Duellen mit Sarah, weil sie die Beste ist.«

Bormann muss sich also vorerst damit begnügen, lediglich die Interims-Weltmeisterin des WBC zu sein. Diesen Status will sie am Samstag in der Ludwigsburger MHP-Arena (20 Uhr, live DAZN) gegen Perla Perez Perez (Mexiko) verteidigen und sich außerdem zur Interims-Weltmeisterin der IBF küren. Sollten die Titelträgerinnen der beiden Verbände nicht innerhalb einer vorgegebenen Frist gegen Bormann antreten, würde die Nidderauerin den Thron kampflos besteigen. Doch erst mal gilt es, die Herausforderung am Samstagabend zu meistern.

Perez Perez boxe »typisch mexikanisch«, sagt Bormann. Das sei für sie aber kein Problem: »Ich habe schon gegen Mexikanerinnen geboxt.« Zuletzt hatte sie am 13. Mai in der Stadthalle Offenbach Yadira Bustillos nach Punkten besiegt, eine US-Amerikanerin mit mexikanischen Wurzeln. Diese sei allerdings »viel im Rückwärtsgang« gewesen und habe auf Konter gelauert. »Das war für die Zuschauer blöd«, meint Bormann. Perez Perez hingegen gehe gerne drauf. »Das liegt mir. Ich will mich fetzen.« Ein offener Schlagabtausch ist also zu erwarten, jedoch nicht zwangsläufig eine vorzeitige Entscheidung. »Mexikanerinnen sind zäh. Ich werde auf die vollen zehn Runden eingestellt sein«, kündigt »Babyface« Bormann an.

Dass sie nicht mal anderthalb Monate nach ihrem letzten Kampf abermals in den Ring steigt, ist ungewöhnlich. »Ich habe die letzte Vorbereitung noch drin«, meint Bormann, die sich lediglich eine Woche Pause gegönnt hatte. Da es aber ansonsten wahrscheinlich erst im Oktober weitergegangen wäre, schob sie das Duell in Ludwigsburg ein. Das größte Problem sieht sie darin, dass die Gegnerin deutlich kleiner ist als sie: »Das ist eine Umstellung.« Mit Sparring gegen die Mädels vom BC Nordend Offenbach und einige Jungs der TG Hanau hat sie versucht, sich daran zu gewöhnen.

Am 16. Juni hatte Bormann das letzte Mal im Ring trainiert, seitdem standen Ausruhen und Analyse an, ehe diese Woche das Anschwitzen losging. Während Bormann (16 Kämpfe, 16 Siege) eine weiße Weste hat, ist die Bilanz von Perez Perez (sechs Siege, sieben Niederlagen, ein Remis) negativ. Seit 2018 hat die Mexikanerin jedoch keinen Kampf verloren.

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