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Kieler Gnade bewahrt vor Desaster

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Gegen Kiels Torsteher Tomas Mrkva (16) lag die Trefferquote der Wetzlarer um Domen Novak vor der Pause bei unterirdischen, erstligauntauglichen 15 Prozent. © Red

(pie). Fast im Alleingang hat Tomas Mrkva Handball-Bundesligist HSG Wetzlar entnervt. Der Torhüter des THW Kiel setzte mit einer 60-Prozent-Quote gehaltener Bälle ein deutliches Zeichen und war maßgeblich am 33:22 (15:4)-Sieg seiner Mannschaft beteiligt. Allein im ersten Durchgang tönte der Name »Mrkva« 14-mal durch die Kieler Halle. Der Keeper des THW Kiel ließ mit seiner Präsenz den abgewanderten Niklas Landin fast vergessen.

Unfassbare 60 Prozent (!) der auf seinen Kasten geflogenen Bälle entschärfte der Tscheche. Da konnte selbst ein gut aufgelegter Till Klimpke im Wetzlarer Kasten nicht mithalten, der »nur« auf acht Paraden wund etwas über 30 Prozent kam. Insgesamt knöpfte Mrkva der HSG 18 Bälle ab.

HSG-Trainer Frank Carstens hatte seine Anfangsformation der letzten Wochen auch in Kiel zu Beginn aufs Parkett geschickt Gegen die auf den Halbpositionen offensiv agierende THW-Abwehr taten sich die Wetzlarer schwer. Es gab kaum ein Durchkommen für die HSG, die sich oftmals festrannte, ins Zeitspiel geriet oder fahrlässig einfach den Ball verlor. Dafür kam die HSG in der Abwehr umso besser ins Spiel. Kiel sah sich einer gut aufgestellten 6:0-Formation gegenüber. Wetzlar war gut auf den Beinen, schob Lücken zu und hatte mit Klimpke einen sicheren Rückhalt zwischen den Pfosten. Auch der Rückzug der Grün-Weißen funktionierte, doch das alles war Makulatur, weil das Angriffsspiel zum x-ten Mal keine Offenbarung war.

Nach zwölf Minuten wurde es Carstens zu bunt und er rief seine Mannschaft zum ersten Mal zur Besprechung. Noch in derselben Minute war es Lukas Becher vorbehalten, den ersten Treffer für die HSG zu setzen. Zwar vergab er den von Karl Wallinius verursachten Siebenmeter, konnte aber den Abpraller sichern und zum 1:4 in die Maschen befördern.

Im weiteren Verlauf war es zwar immer wieder Mrkva, der den Wetzlarern den Zahn zog. Lenny Rubin, Stefan Cavor und ihre Nebenleute scheiterten mehrmals aber auch an ihrem eigenen Unvermögen - und so nahm Carstens nach dem 9:1 (20.) von Kiel die zweite Auszeit.

Die THW-Abwehr im Verbund mit dem Torwart zerstörte die Wetzlarer Angriffsbemühungen. Carstens forderte saubere, klare Aktionen und sollte sie von den eingewechselten Hendrik Wagner und Nemanja Zelenovic bekommen. Wagner netzte in der 20. Minute zum 2:9 ein. Zelenovic sorgte mit einem Doppelpack für das 4:11 in der 23. Minute. Bis zur Pause war dann aber wieder Ebbe mit Wetzlarer Torjubel angesagt und Kiel schraubte den Vorsprung auf 15:4 (!) hoch. Ein ähnliches Desaters wie zehn Tage zuvor gegen Magdeburg bahnte sich an.

Wetzlar betrieb in der Abwehr einen immensen Aufwand, zwang Kiel in Fehler, machte sich im Angriff aber alles wieder kaputt. »Das war eine katastrophale erste Halbzeit«, musste Wagner im Interview bei Dyn zugeben. »Wir schießen Mrkva nur ab, kommen kaum zu Torchancen. Das darf uns nicht passieren. Das muss sich in Zukunft ganz gewaltig ändern. Unser Rückzug war positiv, wir zwingen Kiel oft ins Positionsspiel. Aber wenn wir den Ball mal erobert hatten, gingen die Abpraller zum Gegner.«

In der zweiten Halbzeit ging es zunächst ernüchternd für die HSG weiter. Harald Reinkind markierte in der 35. Minute bereits das 20:6 für Kiel. Das zehnte (!) Tor für Wetzlar gelang Vladimir Vranjes erst in der 41. Minute. Die Abwehr war zwar einigermaßen ordentlich, aber 33 Gegentreffer wirken letztlich in der Analyse doch nach.

Eine Viertelstunde vor dem Ende versuchte es Carstens im Angriff mit Sieben-gegen-Sechs. Das ging im ersten Anlauf zwar in die Hose, zeigte im weiteren Verlauf aber Wirkung. Was aber auch daran gelegen haben kann, dass Kiels Coach Filip Jicha in der 51. Minute den jungen Magnus Bierfreund für Mrkva zwischen die Pfosten stellte. Zudem nutzte Wetzlar eine Überzahl gut aus und verkürzte durch Zelenovic per Kempator auf 19:31. Dem HSG-Neuzugang war es auch vorbehalten, per Doppelpack für den 22:33-Endstand zu sorgen.

»Es macht Hoffnung, dass wir in der zweiten Halbzeit weitergekämpft und unentschieden gespielt haben«, erklärte Wagner. »Trotzdem war das heute ein ziemlich gebrauchter Tag für uns.«

THW Kiel: Bierfreund, Mrkva; Duvnjak, Reinkind (3), Landin (3), Overby (1), Wiencek (2), Ekberg (7/6), Faust (4), Johansson (2), Dahmke (3), Gurbindo (1), Schwormstede, Wallinius (2), Bilyk (3), Ellefsen a Skipagotu (2).

HSG Wetzlar: Till Klimpke, Suljakovic; Meyer Ejlersen, Kuzmanovski, Vranjes (1), Becher (3/1), Fredriksen, Wagner (1), Mellegard, Zelenovic (6), Rubin (7), Fuchs (2), Novak (2/2), Cavor.

Im Stenogramm / SR: Krag/Hurst (Berlin/Frankfurt). - Z.: 9971. - Zeitstrafen: 8:6 Min. - Siebenmeter: 6/6:5/3.

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