KV Florstadt: So sieht Michael Rosenau die Entwicklung im Kegeln

Im Interview äußert sich Bezirksjugendwart und KV-Florstadt-Vorsitzender Michael Rosenau zu den rückläufigen Mitgliederzahlen der Kegelvereine.
(cso/bf). Michael Rosenau ist nicht nur Vorsitzender des KV Florstadt, sondern auch Bezirksjugendwart. Er äußert sich zur skizzierten Entwicklung im Kegelsport (siehe extra Artikel).
Herr Rosenau, wie erleben Sie den Abwärtstrend in unserem Bundesland?
Die Entwicklung des Kegelsports ist auch in Hessen leider rückläufig. Dies hängt zum einen mit der aufgezeigten Überalterung der aktiven Sportler zusammen, zum anderen aber auch mit der all- gemein rückläufigen Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren.
Wie denken Sie über das Nachwuchsproblem?
In Gesprächen mit meinen Vorstandskollegen aus anderen Vereinen bekomme ich immer wieder die Aussage, dass aufgrund der vielen Sportangebote keine Jugendlichen für den Kegelsport zu begeistern wären. Hier führe ich den KV Freie Bahn Florstadt immer als positives Beispiel in Bezug auf erfolgreiche Jugendarbeit an. Entgegen dem allgemeinen Trend haben wir - als vergleichsweise kleiner Verein - mit aktuell 18 aktiven Jugendlichen in allen Altersklassen die zweitgrößte Jugendgruppe im hessischen Kegelsport. Diese Jugendarbeit ist aber nur möglich, wenn sich Sportler ehrenamtlich zur Verfügung stellen. Hier haben wir das Glück, mehrere Jugendbetreuer und Trainer in unseren Reihen zu wissen, die wöchentlich je fünf bis sechs Stunden für das Jugendtraining aufwenden.
Welche konkreten Ansätze gibt es für die Arbeit im Nachwuchsbereich?
Jugendarbeit in Randsportarten wie dem Kegeln ist langwierig und auch mit Rückschlägen verbunden. Einige talentierte Jugendliche entscheiden sich nach einiger Zeit doch anders. Bei einigen durchgeführten Aktionen wie z.B. Ferienspiele oder Schul-AG bleiben trotz großer Aufwände keine Jugendlichen hängen. Hier kann ich aus Erfahrung sagen, dass man nicht aufgeben darf, auch wenn der Weg steinig ist. Wichtig ist, zunächst die Grundlage im Jugendbereich zu legen, notfalls auch mit zwei oder drei Jugendlichen. Entscheidend ist aus meiner Sicht, dass jemand bereit ist, sich nachhaltig um die neuen jungen Sportler zu kümmern, damit diese auch Fortschritte erzielen. Die Erfolge und Misserfolge unserer Jugendarbeit aus den letzten 20 Jahren kann man in unserem Verein direkt an den Aktivenzahlen ablesen. Während sich die Mädchen der ersten Blüte unserer Jugendarbeit (1995 bis 2000) zusammengefunden haben und nun den Kern der ersten Damenmannschaft in der Bundesliga der DCU bilden, sind die Jungs von damals heute leider nicht mehr aktiv.
Wie beurteilen Sie als Bezirksjugendwart die Lage in der Wetterau?
Aktuell wird im Wetteraukreis auf fünf Bahnanlagen (Florstadt, Friedberg, Karben, Ober-Wöllstadt, Wölfersheim-Wohnbach) Sportkegeln betrieben. Auch hier kann ich unseren Verein als positives Beispiel anführen. Dank guter Zusammenarbeit mit der Stadt konnten die Bahnen im Bürgerhaus Nieder-Florstadt optisch aufgewertet und brandschutztechnisch verbessert werden. Technisch (Licht und Soundanlage) sowie optisch brauchen wir keinen Vergleich mit Bowlingbahnen zu scheuen.
Wie interessant ist dieses Angebot für die Bevölkerung?
Die Vermarktung der Bahnen läuft noch nicht optimal. Hier müssen Stadt, Gaststättenpächterin und Verein noch enger zusammenrücken, um werbewirksame Veranstaltungen zu etablieren und damit auch Nichtkegler für die Bahnanlage und damit den Kegelsport zu begeistern. Ich bin davon überzeugt, dass der Verein und auch die Kegelbahn im Bürgerhaus mittelfristig durch neue Sportler entdeckt werden, die den Traditionssport Kegeln in schöner Atmosphäre ausüben möchten und dann auch die sportliche Seite des Kegelns in einer Mannschaft für sich entdecken. FOTO: PRIVAT