»Messen uns mit etablierten Teams«

(mil). Seit gut zwei Wochen sind die Löwen Frankfurt offiziell wieder im Training. Der erste Test ging am vergangenen Freitag am Ratsweg gegen die Adler Mannheim mit 2:4 verloren. Sportdirektor Franz-David Fritzmeier sprach mit unserem Mitarbeiter Michael Löffler über die Vorbereitung auf die erste DEL-Saison nach einer zwölfjährigen Abwesenheit im deutschen Eishockey-Oberhaus sowie über andere Neuheiten, die auf Spieler und Fans zukommen.
Wie haben Sie den Sommer verbracht, Herr Fritzmeier? Haben Sie sich in den zwei Monaten für die nun anstehende harte Zeit richtig ausgeruht?
Am 22. April habe ich mit der Mannschaft ausgiebig den Aufstieg gefeiert - aber schon tags darauf ging es mit viel Arbeit weiter. Ich hatte noch nie so viele Anrufe, wie in der Zeit unmittelbar nach der DEL2-Meisterschaft. Sponsoren-Termine, Abschlussgespräche mit den Spielern, Auslands-Reisen wegen Verstärkungen, Vertragsverlängerungen, Neuverpflichtungen, DEL-Tagungen, Organisation der Vorbereitung sowie der Saison: An Arbeit mangelte es definitiv nicht. Jetzt ist nahezu alles erledigt. Nun kommt die meiste Arbeit auf das Trainer-Team sowie die Spieler zu. Ich freue mich, dass es endlich losgeht.
Wie liefen die beiden ersten Wochen der Vorbereitung?
Die jungen Spieler waren schon früher hier, und wir waren mit acht Cracks in einem Kurz-Trainingslager in Oberstdorf mit zwei Eis-Einheiten pro Tag. Seit dem 1. August starten alle gemeinsam durch - so früh gab es in Frankfurt noch nie Eis. Daher wird auch auf ein externes Trainingslager verzichtet - wir werden uns zu Hause auf die kommende Spielzeit vorbereiten. Die erste Woche war noch von Gesundheitschecks sowie Foto- und Sponsoren-Terminen geprägt. In der zweiten Woche hat die harte Arbeit auf dem Eis richtig begonnen.
Trainer Gerry Fleming ist neu in Frankfurt. Was können Sie zu ihm sagen?
Gerry hat viel Erfahrungen in Nordamerika gesammelt, kennt auch die DEL aus seiner Zeit als Assistenztrainer bei den Eisbären Berlin. Dadurch kennt er auch einige Spieler aus der aktuellen Löwen-Mannschaft. Trotzdem wird jedes Team neu betrachtet.
Elf Spieler sind in Kanada geboren, Torwart Jake Hildebrand ist US-Amerikaner. Ist die Mannschaft nicht zu sehr nordamerikanisch geprägt?
Ich habe viele Reisen über den Atlantik gemacht, mir etliche Spiele in den dortigen Ligen angeschaut. Dabei stellt man fest, dass sich das Bild auf den nordamerikanischen Eisflächen gravierend verändert hat: Früher war es tatsächlich so, dass unterhalb der NHL rein körperliches Eishockey überwog, Technik und Kombinationen wurden zugunsten der Härte vernachlässigt. Doch schauen Sie sich heute ein Team aus der American Hockey League (AHL) an, fast die Hälfte der Spieler sind Europäer. Mit ihnen hat sich auch der Stil dort geändert. Deshalb spielen inzwischen auch die Kanadier nicht nur körperbetont, sondern legen auch viel Wert auf Technik und Taktik.
In der DEL2 war die Stärke der Löwen, dass sie mit vier Reihen durchspielten. Wird sich daran etwas ändern?
Nein. Wir wollen unsere Philosophie weiterverfolgen. Ich bin froh, dass es uns erneut gelang, junge U23-Spieler zu verpflichten, die nicht nur die Anwesenheitspflicht auf dem Spielbericht erfüllen, sondern richtig spielfähig sind. Wir möchten keine vierte Reihe aus Nachwuchsspielern. Der 22-jährige Dominik Bokk ist beispielsweise für die erste oder zweite Formation vorgesehen, Magnus Eisenmenger soll mit zwei Routiniers in einer Reihe stürmen.
Die Erwartungen der Löwen-Fans sind riesig. Wäre es reell, mit den Playoffs zu liebäugeln?
Natürlich möchte jedes Team, das in die Liga startet, die Playoffs erreichen. Aber unser Ziel ist und bleibt eindeutig der Klassenerhalt. Man darf dabei nicht vergessen, dass im Falle, dass jemand aus der DEL2 aufsteigt, zwei der 15 DEL-Mannschaften absteigen müssen. Wir messen uns mit Teams, die in der Liga bereits etabliert sind und die zum Teil einen viel höheren Etat haben. Bei uns wurde gute Arbeit geleistet - wir haben neue Sponsoren gewonnen, der Etat wurde gegenüber der letzten Saison gesteigert, aber auch die Kosten sind gestiegen. Dementsprechend befinden wir uns im unteren Drittel der Liga, was den Etat betrifft.
Ist es ein Vorteil, dass die Runde für die Löwen mit dem Auswärtsspiel in Wolfsburg sowie den Heimspielen gegen Bremerhaven und Iserlohn gegen weniger namhafte Gegner startet?
Ganz und gar nicht. Wolfsburg ist ein Top-4-Team und direkt ein hartes Brett für uns. In den anderen Begegnungen kann man sicher sein, dass diese Mannschaften richtig Gas geben werden, um nicht gegen einen direkten Konkurrenten Punkte zu verlieren. Ich hätte lieber gegen Berlin oder München begonnen, da hätte eher die Chance bestanden, dass wir nicht so ernst genommen werden und ein Überraschungssieg möglich wäre.
Abschließend eine obligatorische Frage. Wann werden die Löwen ihre Heimspiele in »The Dome« austragen?
Dass wir in der DEL - um dort auf Dauer konkurrenzfähig zu sein - eine neue Halle brauchen, sollte klar sein. Konkretes können wir leider nicht vermelden, doch ich glaube fest daran, dass die neue Halle keine Utopie ist. FOTO: IMAGO