1. Startseite
  2. Sport
  3. Lokalsport

Nidderauerin vor WM-Kampf: Sparring in der »Grauzone«

Kommentare

imago1012169298h_130523_4c_1
Sarah Bormann aus Nidderau (links) kämpft heute in Offenbach um den WBC-Titel. © Red

Sarah Bormann aus Nidderau kämpft am Samstag in Offenbach um den Interimstitel der WBC.

(bel/cd). Die erste Begegnung fiel mit einem Händeschütteln freundlich aus und auch vor dem Mikrofon hielten sich beide Boxerinnen mit markigen Kampfansagen zurück. So freundlich wird es am Samstag nicht bleiben, wenn die Nidderauerin Sarah Bormann gegen Yadira Bustillos aus Las Vegas (USA) um den Interimstitel des WBC kämpft (22.45 Uhr/DAZN).

»Das waren die härtesten acht Wochen, die ich jemals hatte«, erklärte Titelverteidigern Bormann von der TG Hanau bei der Pressekonferenz in Offenbach, wo am Samstag in der Stadthalle geboxt wird. »Drei Uhr morgens aufstehen, joggen gehen, um 5 Uhr zur Arbeit, dann wieder Training«, gab Bormann einen Einblick in ihren Alltag der vergangenen zwei Monate. Der Aufwand und die Anstrengungen sollen sich lohnen, gegen die Nummer eins der USA soll der Titel verteidigt werden.

»Ich habe lange davon geträumt, um diesen Titel kämpfen zu können. Wir sind beide nicht ohne Grund ungeschlagen, es wird einen Krieg geben«, erklärte Bustillos. »Sie ist eine der am härtesten arbeitenden Boxerinnen, die ich je trainiert habe«, erklärte deren Trainer Gilberto Martinez. Da sei es auch kein Nachteil, dass die 22-jährige Bustillos im Gegensatz zur zehn Jahre älteren Bormann über wenig Erfahrung verfügt. »Alle ihre bisherigen Gegnerinnen hatten mehr Erfahrung, aber in ihr fließt mexikanisches Blut«, erklärte er.

Bormann-Coach Benjamin Romero meint, Bustillos vereine die »Technik aus den USA« mit dem »Herz aus Mexiko«. Und da besondere Umstände bekanntlich besondere Maßnahmen erfordern, wurde das Training erweitert. »Das nennt man Kriegssparring. Wenn man auf zehn Runden vorbereitet sein will, muss man hart trainieren.« Zum Beispiel gegen Jungs bis 55 Kilo. Anders kann man die Gegnerin kaum imitieren, zumal es in der Gewichtsklasse kaum geeignete Frauen gibt. Das Sparring sei »sehr hart« und teilweise in der »Grauzone«, berichtet Romero. »Ich pfeife die Jungs manchmal zurück. Ab und zu muss ich auch Sarah zurückpfeifen.«

Bormann hat bekanntlich Nehmerqualitäten. Beim ersten »Heimspiel« im vergangenen Jahr im Stadion Bieberer Berg hatte sich Bormann auch von einer Platzwunde (Gottwald: »Das war ein drei, vier Zentimeter großer Cut«), die nach dem Kampf mit neun Stichen genäht werden musste, nicht aufhalten lassen. Das will sie auch diesmal nicht, wenngleich die Aufgabe keineswegs leichter sein wird. »Meine Gegnerin ist auch ungeschlagen und kommt sicher nicht, um hier zu verlieren. Das wird ein spektakulärer, spannender Kampf.« Also beste Werbung für das Frauenboxen.

Neben Sarah »Babyface« Bormann steht der ebenfalls mehrfache Weltmeister Luca Antonio »Rocky« Cinqueoncie (Offenbach) im Fokuc des Abends. Beide fungierten bereits im Mai 2022 beim ersten »Heimspiel« im Stadion am Bieberer Berg als Aushängeschilder. Nun wird wieder in Offenbach geboxt, jedoch in einer anderen Location. »Rocky II - Die Rückkehr« lautet der Titel der Veranstaltung. »Das wird ein sehr teures Event«, so Gottwald. Luca Cinquoncies Vater Michael, der einer der Mitveranstalter ist, wird konkreter. Er rechnet mit Gesamtkosten in Höhe von mindestens 170 000 Euro. »Aber wir machen das ja, um Offenbach weltweit als Box-Stadt zu präsentieren. Da heißt es: Nicht kleckern, sondern klotzen. Und Klotzen kostet Geld. Das ist zwar wie im Vorjahr stressig, aber wir wollen es noch mal toppen.«

Fünf Anbieter übertragen live, darunter die Streaming-Plattform DAZN, die in über 100 Ländern zu sehen ist. Der umtriebige Promoter, der unlängst als Sieger von »Promi Big Brother« für Schlagzeilen gesorgt hatte, rechnet damit, dass mehr als zehn Millionen Zuschauer »Offenbach im TV verfolgen« werden. Zumindest könnten sie es theoretisch. Die bei diesem Event mit 2200 Plätzen bestuhlte Halle werde ohnehin ausverkauft sein.

Auch interessant

Kommentare