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Patrick Müller: Top-Talent mit Entwicklungsdrang

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Patrick Müller absolviert mit seinen 15 Jahren ein erstaunliches Trainingspensum. In der kommenden Saison geht der Assenheimer bei den Herren in Ober-Erlenbach an den Start. © Holger Thösen

Patrick Müller ist gerade 15 Jahre alt geworden. Er lebt in Assenheim und ist einer der besten Nachwuchsspieler im Kreis. Als ambitioniertes Tischtennis-Talent ist er auf der Suche nach den besten Trainingsmöglichkeiten. Das ist nicht so einfach.

Mit zarten 15 Jahren gehört Patrick Müller zur Crème de la Crème im Nachwuchsbereich des Tischtenniskreises Wetterau. Das klingt zunächst gut, doch der aus dem TTC Assenheim hervorgegangene und auch im Niddataler Ortsteil wohnende Linkshänder ist aktuell in einer etwas undankbaren Situation. Er gehört (noch) nicht zum Kader des Hessischen Tischtennis-Verbandes und muss sich alleine - nur mit Hilfe seiner Trainerin und dem unermüdlichen Einsatz seiner Mutter - verbessern. Im Interview beschreibt er seinen Weg und gibt Einblicke in seine Trainingssituation. In seinem jungen Alter ist er selbst übrigens schon Trainer im Kreisleistungszentrum in Altenstadt.

Patrick, hast Du direkt mit Tischtennis angefangen oder gab es andere Sportarten als Hobby?

Ich habe alles Mögliche ausprobiert. Bereits mit drei Jahren war ich im Kinderturnen in Assenheim und habe parallel mit vier Jahren mit Fußball angefangen. Das Turnen war auf Dauer zu langweilig. Beim Fußball wurde man im Training extra gefoult und im Spiel angeschrien, wenn mal ein Pass nicht ankam. Außerdem haben die Eltern hineingebrüllt. Beim Judo in Rodheim mochte ich den nahen Körperkontakt auf Dauer nicht, beim Basketball in Assenheim fühlte ich mich nicht genug gefordert. Karate in Bad Nauheim hat mein Freund beendet, und zu den anderen hatte ich kaum Kontakt - beim Tennis in Friedberg war es ähnlich. Nur Eiskunstlaufen habe ich - meiner Schwester zuliebe - drei Jahre einmal pro Woche in Bad Nauheim gemacht. Ein Freund hatte dann die Idee mit dem Tischtennis. Das hat mir gleich gefallen. Meine Trainerin Sonja Bott hat sofort erkannt, dass ich Talent habe. Schon nach drei Wochen war ich bei einer Sichtung, kurz darauf durfte ich in einer Mannschaft spielen.

Dann ging es darum, Fortschritte zu machen…

Ja, und das war nicht einfach, da ich unbedingt auf Angriff spielen wollte und zunächst wild draufgeschlagen habe. Vor drei Jahren habe ich mich endgültig für Tischtennis entschieden, doch durch Corona wurde ich ausgebremst. Somit konnte ich nur Einzeltraining im Keller machen. Erst als es in der letzten Saison wieder richtig möglich war, habe ich in der Jugend Bezirksoberliga in Gedern gespielt, da es in Assenheim keine adäquate Mannschaft mehr gab. Da ich mich trotz der vorher seltenen Trainingsmöglichkeiten schneller entwickelt habe als andere, hatte ich das Problem, dass mich das Training mit der Jugend nicht mehr weitergebracht hat. Seitdem bin ich auf der Suche nach gutem Training. Die meisten Herren wollen kein Systemtraining machen. Das ist ein großes Problem für mich.

Noch mal zum Training selbst: Wie läuft das genau ab, und was machen die Trainer? Das scheint in der Tischtennis-Szene nicht allen bekannt zu sein.

Die Trainerin oder der Trainer geben in der Regel Übungen vor und korrigieren dann, etwa wie man sich zum Ball stellen soll, dass man den Topspin mit dem Unterarm spielen muss usw. Die meisten Trainer machen nur das Balleimertraining selbst. Deshalb sind die Trainingspartner so entscheidend, da sie auch in der Lage sein müssen, fordernde Bälle zu spielen. Meine guten Aufschläge habe ich von Sonja Bott gelernt, wie so ziemlich alles andere auch. Wenn man einen Trainer hat, der selbst nicht so spielstark oder erfahren ist, sollte dieser das erkennen und seinen Spieler an andere Trainer abgeben. Das ist toll bei Sonja Bott. Sie klammert nicht, sondern sucht mir auch passende Trainingspartner und Lehrgänge mit anderen Trainern.

Beschreibe bitte einen der letzten Lehrgänge.

Dieses Jahr durfte ich beim Oster-Lehrgang bei Helmut Hampl mitmachen. Ich hatte das Gefühl, er sieht alle Fehler. Er sieht genau, wenn das Handgelenk nicht richtig eingebracht wird, der Treffpunkt des Balles nicht stimmt, man zu weit oder zu nah am Tisch steht. Er hat es gar nicht gerne, wenn man sich nicht komplett auf das Training fokussiert.

Was hat derzeit oberste Priorität für Dich?

Mein vorrangiges Problem ist es, das passende Training zu finden. Solange ich nicht im Kader bin, muss ich jedes gute Training nehmen, das sich mir bietet. Im Kader hat man einfach zwei oder drei Tage die Woche gutes Training sicher. Im Moment trainiere ich am Montag in Okarben bei den Herren, am Dienstag in Assenheim mit Sonja Bott, mittwochs im Kreisleistungszentrum und am Donnerstag in Höchst-Nidder mit dem Verbandsliga-Team. Das ist im Moment das beste Training. Freitags bin ich in Ober-Erlenbach.

In Assenheim hat man gehofft, dass Du dieses Jahr wieder dort spielen würdest. Was hat das verhindert?

Wenn der TTC Assenheim nicht aus der Bezirksoberliga abgestiegen wäre, hätte ich dort gespielt. Aber ich kann nur besser werden, wenn ich regelmäßig gegen sehr gute Gegner antrete, und das sehe ich für mich in der Bezirksliga Mitte nicht. In Ober-Erlenbach fange ich jetzt zwar erstmal in der Bezirksklasse im vorderen Paarkreuz an, doch ich hoffe, schon in der Rückrunde in der Bezirksoberliga spielen zu können.

Was magst Du am Tischtennis besonders?

Ich mag Tischtennis, da es ein Teamsport ist, man es aber auch selbst in der eigenen Hand hat. Ballsportarten sind generell mein Ding. Ich mag die Schnelligkeit des Spiels und dass jeder Gegner anders spielt. Das gibt es in dieser Form durch die verschiedensten Beläge und Bewegungsarten der Sportler so wohl nur im Tischtennis. Das kann nervig sein, aber es ist auch ein Anreiz. Es liegt immer an mir selbst, mich auf die Spielweise des Gegners einzustellen. Wichtig ist auch die sehr angenehme Umgebung im Tischtennis. Die Menschen gehen in der Regel sehr freundlich miteinander um.

Welche Rückschläge erlebst Du und wie gehst Du damit um?

Es gelingt mir nicht immer, mich schnell genug auf jede Spielweise eines Gegners einzustellen. Der Reiz ist also auch das Problem. Somit verliere ich leider manchmal gegen Leute, die einen deutlich niedrigeren TTR-Wert haben, während ich auch schon Spieler mit über 1800 Punkten besiegt habe. Dazu kommt der Boden, der in manchen Sporthallen nicht gut ist, die Hitze, die Kälte, die sich jeweils unterschiedlich auf den Belag auswirkt und Sonneneinstrahlung, die manchmal störend sein kann. Damit hat zwar jeder zu kämpfen, mir fehlt hier aber noch die Erfahrung. Ich muss mich also so schnell wie möglich weiter verbessern und lernen. Vielleicht schaffe ich es noch, in den Hessenkader zu kommen. Dieses Jahr konnte ich mich für die U19-Hessenrangliste qualifizieren, obwohl noch drei Jahrgänge über mir spielen. Daher hoffe ich, dass ich mit gutem Training noch viel erreichen werde.

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