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Probleme und Ideen: So läuft der Fußball-Stammtisch

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Wie geht es weiter mit dem Amateurspielbetrieb im Fußballkreis Friedberg? Beim Stammtisch werden in diesen Tagen Ideen diskutiert. © Red

Der Kreisfußballausschuss hat einen »Stammtisch« organisiert. Probleme ansprechen, Ideen austauschen, Perspektiven entwickeln. Die WZ saß mit am Tisch.

(mn). Immer mehr Spielgemeinschaften. Immer weniger Nachwuchskicker in den älteren Jahrgängen. Immer weniger Schiedsrichter. Immer mehr Spielausfälle. Immer weniger Ehrenamtler. Und ein immer größeres alternatives Freizeit-Angebot! Karl-Ernst Kunkel (Melbach) und seine Kollegen aus dem Kreisfußballausschuss Friedberg suchen angesichts dieser steten Entwicklung den Dialog mit der Basis, um passende Modelle und Konzepte für die Zukunft zu finden. An Fußball-Stammtischen in Nieder-Florstadt (vergangenen Donnerstag) und Trais (am Montag) wurden Probleme angesprochen und Ideen ausgetauscht. Weitere Veranstaltungen sind für 5. Juli in Massenheim (Sportheim) und für 12. Juli in Schwalheim (Cesars Grillhaus am Sportplatz) terminiert. Zur Vorrundenbesprechung soll Bilanz gezogen werden.

»Ich denke, aus den ersten beiden Veranstaltungen haben wir einige Punkte aufgreifen können, die wir in unsere Arbeit einfließen lassen«, zieht Kunkel ein Zwischenfazit. Enttäuschend: Nur insgesamt zehn Vereine waren bislang vor Ort. Offen ist der Dialog für Funktionäre ebenso wie für Trainer, Spieler und Schiedsrichter, um alle Perspektiven kennenzulernen. Anmeldungen sind erwünscht, aber nicht zwingend erforderlich.

Wie kann und soll der Spielbetrieb in der Region in naher und mittelfristiger Zukunft aussehen? Wie lassen sich Attraktivität der offiziellen Wettbewerbe Kreispokal und Futsal steigern? Ist ein Spielbetrieb der Reserven in Konkurrenz in der Praxis eigentlich schon überholt? Ist der Sonntag als Regelspieltag noch zeitgemäß? Mit welchen Maßnahmen lässt sich die Fußball-Familie stärken? Die Zusammenkunft am Fußball-Stammtisch bietet den Klubs in diesen Tagen in ungezwungener Atmosphäre die Möglichkeit, Bedürfnisse anzusprechen, Ideen auszutauschen und Perspektiven auszuloten.

»Wenn wir etwas verändern wollen, müssen wir alle Klubs einbinden und nicht allein nach der Mehrheit derer entscheiden, die an Um- und Abfragen teilnehmen. Jeder Klub muss Für und Wider aus seiner Sicht abwägen und Stellung beziehen«, sagt Kunkel. - Die Kernthemen der ersten beiden Veranstaltungen:

Reserven-Spielbetrieb in/außer Konkurrenz: Der Wunsch, wie »früher« mit der Reserve das Vorspiel der ersten Mannschaft zu bestreiten, ist allerorts spürbar, eine Umsetzung zurück zur klassischen Reserven-Runde angesichts der inzwischen veränderten Rahmenbedingungen und einer zunehmenden Zahl an Spielgemeinschaften aber quasi unmöglich. »Eine „Außer Konkurrenz“-Staffel würde auch keine, maximal sehr wenige gemeinsamen Spiele mit der ersten Mannschaft garantieren. Da können wir die Zeit nicht zurückdrehen«, sagt Kunkel mit Blick auf die Ligeneinteilung.

Norweger Modell: Zur Saison 2023/24 werde man im Fußballkreis in der Kreisliga C wieder zu einem Modell mit verminderter Spielerzahl zurückkehren können. »Wir können wieder so spielen, wie wir dies von 2019 an getan haben«, sagt der stellvertretende Kreisfußballwart Lars Osadnik (Echzell). In der abgelaufenen Rückrunde hatten sich die Klubs untereinander einigen müssen, nachdem eine Lücke in den Durchführungsbestimmungen aufgetaucht war und den Fortsetzung der Saison nach dem bis dato praktizierten Modell unmöglich geworden war. Erstaunlich: Die Klubs hatten sich für die Rückrunde arrangiert, Rückzüge mangels Personals gab es nicht.

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Auftakt in Nieder-Florstadt: Unser Bild zeigt die Teilnehmer am ersten Fußball-Stammtisch mit Kreisfußballwart Karl-Ernst Kunkel (rechts). © Michael Nickolaus

Spielplan/Spieltage: Dem Wunsch einiger Vereine, den Spielbetrieb in den Sommer hinein zu strecken, stehen Vorgaben des Deutschen Fußball-Bundes entgegen. Bis 13. Juni kommenden Jahres müssen alle Partien gespielt sein. Nach den Erfahrungen - gerade in der vergangenen Saison - sollen einige Rückrundenspiele noch im Dezember 2023 ausgespielt werden, um nach einem möglicherweise erneut verregneten März den Spielplan im April/Mai zu entzerren. Die Saison im Kreis beginnt am 6. August. Reguläre Wochentagspiele sind nicht angesetzt.

Zur Sprache kam das Thema Playoffs. In Staffeln mit wenigen Mannschaften könnte über diesen Modus Spannung am Saisonende erzeugt werden.

B- und C-Ligen: Die B-Ligen sollen - das ist der Wunsch des Kreisfußballausschusses - gestärkt werden, was einen vermehrten Aufstieg aus den C-Ligen zur Folge hat und diese besorgniserregend ausdünnen könnte. Das Szenario von nur noch einer C-Liga, mit bald womöglich mit 18 oder 20 Mannschaften, wird kritisch gesehen. Gerade C-Liga-Kicker, die oft parallel bei den Altherren-Team eingesetzt werden, wollen bekanntlich weniger Spiele absolvieren. Zudem würde eine eingleisige Staffel Fahrten quer durch den Kreis verursachen. Auch ein Modell mit einer B-Liga und zwei C-Ligen wurde von den Teilnehmern der Diskussion zur Sprache gebracht.

Schiedsrichter: Immer mehr C-Liga-Partien werden ohne neutralen Schiedsrichter ausgetragen. Das kann schnell für Eskalationspotenzial sorgen. Die Option, Reservespiele auf Wochentage vorzulegen, um den Unparteiischen-Engpass am Wochenende zu entzerren, wurde genannt. Zudem wurde angeregt, Klub-Funktionäre oder Spieler, die nicht mehr selbst kicken wollen, in Kurz-Schulungen für mögliche Spielleitungen zu begeistern. Auch der Weg, über Schulprojekte neue junge Unparteiische zu gewinnen, wie dies aktuell und unerwartet erfolgreich in Nachbarkreisen praktiziert wird, kam zur Sprache.

Kreispokal/Futsal: Im Pokal-Wettbewerb bleiben die Kreisligisten anfangs erstmal unter sich, spielen den Kreisligen-Cup aus. Die erfolgreichsten Mannschaften stoßen im weiteren Saisonverlauf zu den acht Wetterauer Mannschaften von der Hessen- bis zur Gruppenliga dazu, um schließlich den offiziellen Kreispokalsieger zu ermitteln. Die Auslosung der ersten beiden Runden erfolgt im Rahmen der Vorrundenbesprechung am 15. Juli. Mit einem vergleichbaren Modell soll die Attraktivität der Futsal-Meisterschaften erhöht und zur Teilnahme animiert werden.

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