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Rückzug: Warum der TC Bad Vilbel mit seinen Damen nicht mehr in der Bundesliga spielt

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Top-Talent Mara Guth aus Usingen bleibt dem TC Bad Vilbel auch nach dem Bundesliga-Rückzug treu und wird künftig in der Hessenliga aufschlagen. © Andreas Chuc

Der Deutsche Meister von 2019 zieht seine Mannschaft aus der Damen-Bundesliga zurück. Beim TC Bad Vilbel rückt nun eine andere Mannschaft in den Fokus.

Aufstieg 2018, Deutscher Meister 2019 - Rückzug 2022. Der TC Bad Vilbel hat seine Damen-Mannschaft aus der Bundesliga abgemeldet. »Auf Grund der aktuell unsicheren Lage können wir als auch unsere Sponsoren den finanziellen und organisatorischen Aufwand leider nicht mehr vertreten«, heißt es mit Verweis auf Inflation und steigende Energiekosten im Schreiben an den Deutschen Tennis-Bund (DTB). Die Damen I spielen anstelle der Damen II künftig in der Hessenliga. Das sportliche Aushängeschild 2023 sind die Herren des Klubs, die sich als Regionalliga-Meister für die 2. Bundesliga qualifiziert haben.

»Wir sind froh und dankbar für die Erfahrungen, die wir in den vergangenen vier Jahren machen konnten. Und wir haben uns die Entscheidung sicher nicht leicht gemacht. Unter Abwägung aller Faktoren können und wollen wir zum jetztigen Zeitpunkt aber keine Verpflichtungen eingehen«, sagt Dirk Hinkel, der TCBV-Vorsitzende, gegenüber unserer Redaktion. Bis Ende September hatten sich die Bundesliga-Klubs bezüglich 2023 äußern müssen.

Bis zu 600 Zuschauer hatten den Aufsteiger 2019 während der drei Heimspiele auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft verfolgt. Familiäre Atmosphäre und Stars zum Anfassen prägten den Charakter dieser Tennis-Tage. Grand Slam-Halbfinalisten wie Tatjana Maria, Kirsten Flipkens, Johanna Larsson und später Jelena Ostapenko schlugen für Bad Vilbel auf. DTB-Damen-Chefin Barbara Rittner schaute in der Wetterau vorbei, wo sich Jule Niemeier über fünf Jahre hinweg vom Talent zur nun zu einer Top 100-Spielerin entwickelt hat.

Nach der Corona-Pause 2020 hatte sich der organisatorische Aufwand noch einmal immens gesteigert. Unter den Termin- und Preisgeld-Veränderungen auf der Tour der Women’s Tennis Association (WTA) hätten - das stellt Klub-Präsident Hinkel fest - die Attraktivität und Anreiz zu einer Teilnahme der Profispielerinnen an der Bundesliga etwas gelitten. Marcello Craca und zuletzt Tobias Schade hatten als Sportliche Leiter der Bundesliga-Mannschaft zumeist Mühe, überhaupt sechs Spielerinnen aus dem 18-Mann-Kader zu rekrutieren. Von »schlaflosen Nächten« spricht Ockernahl, der die Mannschaft in diesem Jahr zu Rang sechs und dem Klassenerhalt geführt hat; im übrigen punktgleich mit dem Tabellenvierten. Die durchschnittliche Zuschauerzahl auf der Anlage an der Huizenerstraße hatte sich inzwischen bei rund 250 bis 300 Besuchern eingependelt und warf zwangsläufig auch eine Kosten-/Nutzen-Rechnung auf, zumal an der Erstliga-Spitze auch immer mehr Geld in den Kader gepumpt wird.

Und dann gibt’s da ja noch die Herren-Mannschaft, die - für viele überraschend - durchgestartet ist. Der Regionalliga-Aufsteiger marschierte mit Spielern der Region, oft begeisternden Matches und Unterstützung der Mitglieder schnurstraks in die 2. Bundesliga und stellte den TCBV zugleich vor neue strukturelle, organisatorische und finanzielle Herausforderngen, die letztlich eine Entscheidung, eine Abwägung erfordert haben.

Man werde auch künftig attraktives Damen-Tennis anbieten, sagt Hinkel. In der Hessenliga setzt der Klub auf Spielerinnen der Region; mit Mara Guth an der Spitze. Die 19-Jährige hatte in diesem Jahr fünf ihrer sechs Einzel in der Bundesliga gewonnen. Neben ihr werden sicherlich auch Julia Terziyska, Vivian Wolff und Finja Mahl, die schon Bundesliga-Luft schnuppern konnten und dem Klub überwiegend seit vielen Jahren schon verbunden sind, zum Kader der künftigen Damen-Mannschaft zählen.

Die Aufmerksamkeit ziehen nun die Herren auf sich; ein junges Team mit reichlich Potenzial. Man plane auch künftig mit Spielern wie Daniel Dutra Da Silva (inzwischen die Nummer 208 der Weltrangliste), dem 18-jährigen Jakub Nicod oder aber Niklas Schell, Henrik Jebens und Calvin Müller. »Die Jungs hatten ein phantastisches Jahr und sind noch nicht am Ende ihrer Enwicklung«, prophezeit Ockernahl. Der TCBV bleibt also erste Anlaufstelle für die Tennis-Interessieren der Region.

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