So tippt Ex-Teufel und Ex-Huskie Markus Keller

Er hat für Bad Nauheim gespielt und stand für Kassel im Tor. Markus Keller vergleicht, tippt und erklärt, warum er den Roten Teufeln die Daumen drückt.
Heute startet das Halbfinale: Die Kassel Huskies empfangen den EC Bad Nauheim. Einer, der genau hinschauen wird und beide Klubs kennt, ist Markus Keller. Der Eishockey-Torwart spielte einst für die Mannschaft aus der Wetterau, wurde vor sieben Jahren mit den Huskies Zweitliga-Meister. Inzwischen spielt er seit fünf Jahren wieder bei seinem Heimatklub Augsburg. »Ich habe in den letzten Jahren immer den Huskies die Daumen gedrückt, das kann ich dieses Jahr leider nicht«, sagt Keller schmunzelnd. Wird Kassel Meister, steigt er nämlich mit Augsburg in die DEL2 ab. Keller vergleicht für uns die beiden Teams.
Die Torhüter: »Kassel hat mit Jerry Kuhn und Jake Kielly zwei starke Torhüter, zwei Starter. Da kannst du aufstellen, wen du willst. In Bad Nauheim liegt die Last auf den Schultern von Felix Bick. Er sowie auch Jerry und ich standen uns schon ein paar Mal gegenüber. Kielly kenne ich zwar nicht - aber so gute Statistiken, wie er sie hat, bekommt man nicht, wenn man schlecht hält. Ich sehe Kassel leicht im Vorteil, weil sie immer noch einen guten Mann in der Hinterhand haben.« - Prognose: leichter Vorteil Kassel.
Die Verteidigung: »Da ist Kassel überragend aufgestellt, vor allem mit den Offensivqualitäten ihrer Abwehrspieler. Joel Keussen und Max Faber gehören seit Jahren zu den Top-Verteidigern der Liga. Bad Nauheim hat mit Kevin Schmidt und dem zum Abwehrspieler umgeschulten Mick Köhler auch super Leute, Kassel ist aber tiefer besetzt. Dazu haben die Huskies mit Marco Müller einen super Typ, der hinten aufräumt, sich für keine Arbeit zu schade ist und einfach wichtig für die Kabine ist.« - Prognose: Vorteil Kassel
Die Offensive: »Blickt man allein auf die Hauptrunde, trifft die beste auf die drittbeste Offensive. Bei Bad Nauheim sind die Imports sehr stark, dazu punkten ein oder zwei Deutsche gut. Auch hier gilt: Kassel ist tief besetzt, das Scoring ist auf viele Schultern verteilt. Sie haben gute Ausländer, gute deutsche Stürmer. Bei den Huskies springen selbst in der dritten Reihe noch Leute mit 30 Scoringpunkten herum. In den Playoffs hat Daniel Weiß bei Bad Nauheim bislang gut gepunktet. Ihn kenne ich schon eine Weile, er kann auf jeden Fall Eishockey spielen. Er ist mir bislang eher als defensiv mitdenkender Angreifer aufgefallen - sehr gut in Unterzahl.« - Prognose: Vorteil Kassel
Die Special Teams: »Bad Nauheim hat da in den Playoffs bisher überzeugt (75 Prozent Powerplay-Quote, 94,1 Prozent Unterzahl-Quote). Aber ich schaue da lieber auf die Hauptrundenwerte, die sind aussagekräftiger als die Zahlen von vier Playoff-Spielen. Und da hatte Bad Nauheim die drittschlechteste Penaltykilling-Quote, war dafür aber auch selten in Unterzahl. Kassel saß viel auf der Strafbank, hatte die meisten Fünf-Minuten-Strafen, einige Raufereien. Aber bei ihnen spielt ja auch Hans Detsch, der lebt das. (lacht)« - Prognose: leichter Vorteil Kassel
Die Trainer: »Dazu kann ich wenig sagen, da ich beide nicht kenne. Bo Subr ist ein Trainer mit Meistererfahrung, schafft es außerdem, den großen Kader zu moderieren. Alle wollen spielen, alle eine gute Rolle ausfüllen. Über Bad Nauheims Harry Lange habe ich gehört, dass er da eine sehr gute Leistung bringt. Er holt das Maximale aus dem Standort heraus.« - Prognose: leichter Vorteil Kassel, wegen der Meistererfahrung
Der Tipp: »Kassel hat eine dominante Hauptrunde gespielt, Bad Nauheim im letzten Duell 8:2 geschlagen. Aber die Roten Teufel haben mit ihrem Sweep im Viertelfinale überrascht. Ich denke, man kann dort mit dem Einzug ins Halbfinale schon zufrieden sein. Bei den Huskies haben das alle erwartet, sie haben den Druck, Meister werden zu wollen. Wenn es kein Derby wäre, hätte ich 4:0 für Kassel getippt. Ich habe lange überlegt, mich dann aber für ein 4:1 für die Huskies entschieden. In Kassel wurde jetzt vieles über lange Zeit aufgebaut, der Standort hat sich verbessert. Ich hoffe aber aus Augsburger Sicht natürlich noch, dass Bad Nauheim oder Ravensburg Meister werden.«
Björn Friedrichs