Stürmische Rad-Kilometer durch die Wetterau

Auf dem Rad ging es bis nach Stammheim durch die Wetterau. Einen kleinen Heimvorteil hatten die Teilnehmer aus der Region beim Ironman Triathlon in Frankfurt also schon. Einige lösten das WM-Ticket. Wir blicken auf Wetterauer Erlebnisse und Ergebnisse.
Rund 2300 Triathleten sind bei den Ironman European Championship in Frankfurt gestartet. Dazu gehörten die Altersklassen-Teilnehmer der Männer und Frauen sowie die professionellen Damen. Lediglich 2050 Starter schafften es ins Ziel. Die Bad Vilbelerin Rebecca Sack hat dabei zum zweiten Mal einen direkten Slot für die Weltmeisterschaften auf Hawaii ergattert. Die globalen Titelkämpfe sind seit diesem Jahr erstmals geographisch getrennt: Die Frauen (Profis und Amateure) starten am 14. Oktober auf Hawaii, die Männer (Profis und Amateure) am 10. September im französischen Nizza.
Unverändert geblieben sind die Strecken: 3,8 Kilometer Schwimmen im Langener Waldsee mit Neoprenanzug, 180 Kilometer Radfahren mit dem nördlichsten Punkt in Florstadt-Stammheim und 42,195 Kilometer Laufen am Main. Bei etlichen Athleten machten sich langsamere Splitzeiten in zwei Disziplinen negativ bemerkbar: Das Schwimmen wurde von vielen Teilnehmern als 100 Meter länger eingeschätzt. Zudem erwartete die Wettkämpfer auf dem Rad-Rückweg nach Frankfurt zweimal Gegenwind mit starken Böen.
Auf einem starken vierten Platz in der W35 finishte die Vilbelerin Rebecca Sack im Trikot von Eintracht Frankfurt. 10:30:43 Stunden zeigte die Uhr im Ziel am Römer. »Besonders gut gefallen hat mir die Stimmung an der Strecke. Es war unfassbar viel los, und es wurde ordentlich angefeuert«, sagte die Vize-Europameisterin von 2021. Vor allem am Main sei es grandios gewesen: »Da war es fast schon zu eng zum Durchlaufen, weil so viele Zuschauer dort standen«, blickte sie zurück. In der dritten Laufrunde sei es mental am schlimmsten gewesen, aber schließlich hatte sie ihr großes Ziel vor Augen, noch mal die Hawaii-Quali zu holen. Am 14. Oktober startet sie nun bei der Frauen-WM auf den Inseln im Pazifik.
Jan Ripperger trotzt dem Wind
Zum ersten Mal auf die Langdistanz ging es für Jan Ripperger (Triathlon Wetterau). Er wurde mit 10:43:07 Stunden 96. in der M35. »Ich bin mega zufrieden mit der Leistung«, sagte der Vorsitzende des Friedberger Vereins. »Der Wind auf der Radstrecke hat mich einige Körner gekostet, und ich musste etwas rausnehmen, aber das ging wohl allen Athleten so.« Vor allem die Zuschauer und der Support an der Laufstrecke seien genial gewesen und haben ihn noch mal gepusht. Der Zieleinlauf am Römer war sein emotionales Highlight. »Das sind die Momente, für die man sich das ganze Jahr in der Vorbereitung quält«, sagte der Friedberger ergriffen.
Starke Elfte in der W30 wurde Phyllis Hankel (Triathlon Wetterau). 11:32:21 Stunden benötigte sie in ihrem Debüt über die Langdistanz. »Das Schwimmen war für mich am besten«, sagte die Bad Nauheimerin zufrieden. »Ich hatte gute Füße und Spaß.« In den ersten zwei Runden beim Marathon hatte sie Magen-Darm-Probleme und konnte nicht das Rennen machen, was sie wollte. Ihr eiserner Wille und die vielen Supporter mit ihren Anfeuerungsrufen halfen Hankel in den Zielkanal. »Ich bin zufrieden mit meiner Leistung und glücklich, es geschafft zu haben.«
Mir ihren Leistungen und einer Zeit von 11:18 Stunden zufrieden war Rebecca Huckestein (Triathlon Wetterau). Allerdings verging die Freude nach dem Zieleinlauf schnell, da sie bedingt durch einige kommunikative Missverständnisse während des Rennens im Nachhinein disqualifiziert wurde. »Obwohl die Disqualifikation aus meiner Sicht keine faire Entscheidung war, kann mir niemand das Erlebnis und den Stolz auf meine Leistung nehmen«, schrieb die Butzbacherin auf ihrem Instagram-Account.
Marco Dohle geht volles Risiko
Nach den letzten 60 zermürbenden Rad-Kilometern ging Marco Dohle (Triathlon Wetterau) beim Marathon volles Risiko. Sein Ziel: ein Finish unter der Zehn-Stunden-Marke. »Leider wurde ich nicht belohnt«, blickte der Florstädter zurück. 10:25:10 Stunden und 72. in der M35. »Jetzt gebe ich erstmal wieder auf kürzeren Distanzen Gas.«
Zum ersten Mal auf der Langdistanz unterwegs war Carsten Benner (Triathlon Wetterau). Im Schwimmen und in der jeweils ersten Rad- bzw. Laufrunde lief es für den Friedberger gut. Hart wurde es ab Lauf-Kilometer 36: »Das Schild hat mir mental den Stecker gezogen. Da ging für eine Weile nichts mehr, nur noch Walken«, blickte er zurück. Benner feierte dennoch nach 12:35:31 Stunden den Zieleinlauf auf dem roten Teppich vor dem Römer - Platz 133 in der M50. Einen Tag nach seinem Ironman-Debüt meldete er sich gleich bei der Challenge Roth 2024 an.
Eine neue Herausforderung suchte Silke Schoppe vom ASC Marathon Friedberg. Nach längerer Triathlon-Pause war der Ironman Frankfurt wieder ihre erste Langdistanz. »Der Rolling-Start im Langener Waldsee war genial«, sagte die Friedbergerin. Auf dem Rad musste sie eine Zwangspause einlegen, eine große Tüte verhedderte sich in der Schaltung. Schoppe finishte in 12:56 Stunden als 16. der W50. Damit hätte sie sogar einen Startplatz für die WM auf Hawaii bekommen. »Die Bedingungen waren in Frankfurt für mich perfekt, ich hätte niemals mit dieser Zeit gerechnet«, reflektierte sie. »Daher gibt es kein nächstes Mal.«
Markus Dressler läuft an der Grenze
Kurz vor Waden- und Oberschenkel-Krämpfen bewältigte Markus Dressler (Fun-Ball Dortelweil) die vier Laufrunden in Frankfurt. Mit Sand an den Füßen rannte er die 42,195 Kilometer und musste sich diese danach erstmal im Athletengarten vom Roten Kreuz verbinden lassen. Geplant hatte der 41-Jährige eine Zeit unter zehn Stunden. Beendet hat er den Ironman in 10:41:36 Stunden als 61. der M40. »Der Wind auf der Radstrecke war brutal. Ein platter Reifen hat mich zudem elf Minuten gekostet. Von daher muss es ein nächstes Mal geben«, blickte Dressler auch schon voraus. »Ich habe da eine Rechnung offen, dass ich in der nächsten Altersklasse die ›Sub-10‹ erreiche.«
12:01:28 Stunden benötigte Jürgen Braun. Damit wurde der Fun-Baller 58. in der M55. »Mein schlimmster Moment waren die Lauf-Kilometer 38 bis 41«, sagte der langjährige Triathlet. »Ich hatte massive Rückenschmerzen bei jedem Tritt.« Ende 2021 hatte er einen Bandscheibenvorfall, der Ischiasnerv macht seither Probleme. Bereits in der Vorbereitung verliefen nur wenige Einheiten ohne Beschwerden, und dies setzte sich im Rennen fort: Krämpfe im Waldsee, ein tauber Fuß beim Schwimm-Ausstieg, Rückenschmerzen auf der Radstrecke ab Kilometer 60. Das alles ließ nicht die gewünschte Leistung zu. »Die vielen Supporter und ihre aufmunternden Worte sorgten aber dafür, dass ich mich jedes Mal aus dem Tal herausziehen und letzten Endes finishen konnte«, sagte Braun dankbar.
Wehle nimmt Nachrücker-Platz an
»Eigentlich wollte ich jetzt mal eine Langdistanz-Pause machen«, bilanzierte Christian Wehle vom SV Fun-Ball Dortelweil einen Tag nach dem Rennen. »Nun haben sich die Schmerzen und das Durchbeißen am Ende gelohnt. Die WM ist sozusagen hart erkämpft. Der Startplatz in Nizza freut mich.« Wehle wurde 81. der M55 und beendete den Dreikampf in 12:39:02 Stunden. Er hat am Montag bei der Slotvergabe einen Nachrücker-Platz für die Ironman-Weltmeisterschaften bekommen. Schlimm sei der Wind auf den Rad-Abschnitten zwischen Stammheim und Ilbenstadt auf der Anhöhe Richtung Westen sowie im Bereich zwischen Büdesheim und Niederdorfelden gewesen.
Eine Rechnung offen hatte der Rosbacher Stefan Grabinski-Friehmelt (Eintracht Frankfurt). Er hatte 2019 beim Hitzerennen mit knapp 40 Grad mitgemacht. Ziel war es, schneller zu sein als damals. Mit 12:51:50 Stunden und als 244. in der M35 ist ihm das gelungen. »Der schlimmste Moment war, als ich auf den ersten Rad-Kilometern realisiert habe, dass ich meine Flasche in das Trinksystem meines Trainingspartners geschüttet habe anstatt in mein eigenes«, sagte Grabinski. Also hieß es, sich gut an den bestens organisierten Verpflegungsstellen zu versorgen. »Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis«, erklärte der Rosbacher.