„Gefühlslage ist beschissen“: TG Friedberg verspielt 7-Tore-Führung und scheitert an Auswärtstorregel

Wie bitter! Die TG Friedberg kann ihr Sieben-Tore-Polster aus dem Hinspiel der Aufsstiegsspiele zur Handball-Landesliga nicht nutzen.
(pls). Unfassbare Leere, Spieler, die ihre Köpfe im Trikot vergraben und fast schon erstarrt dreinblicken. Am Samstagabend hat die TG Friedberg im alles entscheidenden Rückspiel um den Aufstieg in die Handball-Landesliga Mitte der Männer auf die wohl bitterste Art und Weise erfahren müssen, wie grausam der Sport manchmal sein kann. Schlussendlich unterlag das Team von TG-Trainer Micha Razen vor 700 Zuschauern in der Kelkheimer Eichendorfhalle der TSG Münster II mit 30:37 (17:15). Münster II holte damit die Sieben-Treffer-Hypothek aus dem Hinspiel auf, und konnte schließlich - aufgrund eines einzigen (!) Auswärtstores mehr - nach zehnjähriger Abstinenz die Rückkehr auf die Verbandsebene feiern.
Im Jahr des 140-jährigen Vereinsbestehens verbucht die TSG somit einen Doppelaufstieg. Drei Akteure der Gastgeber waren schon vor zwei Wochen an gleicher Stelle am Aufstieg der ersten Mannschaft in die Oberliga beteiligt.
TG-Coach Razen zeigte sich im Anschluss des Aufeinandertreffens tief getroffen und rang um Worte: »Die Gefühlslage ist beschissen. Heute waren wir 40 Minuten um einen Tick die bessere Mannschaft und hatten alles so gut wie im Griff. Unsere Deckung war gut und das Rückzugsverhalten top. Es schmerzt einfach nur.« In Bezug auf die Auswärtstorregelung, die den Kreisstädtern mit zum Verhängnis wurde, verlautbarte er: »Regeln sind, wie sie sind. Da können wir nichts ändern. Im Fußball wurde sie abgeschafft, im Handball eben nicht.«
Dabei schien es lange Zeit, dass es ein Festtag für die Anhänger der TG Friedberg werden würde. Das Razen-Team wurde von einer Entourage aus rund 150 lautstarken und mit vom Verein eigens angefertigten Klatschpappen ausgestatteten Fans begleitet, die schon 90 Minuten vor dem Spiel ordentlich einheizten. In der Halle gaben sich beide Lager keine Blöße und brachten die »blaue Hölle« zum Kochen. Stimmungstechnisch und von der Unparteiischen-Besetzung her war das Match oberligareif. Sportlich entwickelte sich von Beginn an eine harte, aber nicht überhart geführte Partie. Technische Fehler, ein Mehr an Nervosität und vor allem die Mentalität waren spielentscheidend.
Die Heim-Sieben erwischte einen Start nach Maß und der im Hinspiel noch fehlende Julien Sorhagen (bester Werfer des Tages) traf zu einer frühen Drei-Tore-Führung der TSG - 4:1 (6.). Doch die TG arbeitete sich rein, blieb durchsetzungsfähig und ging erstmals in Front - 11:10 (17.). Auch dank Torhüter Radu Balazs nahm der Gast den Zwei-Tore-Vorsprung mit in die Pause. Zu diesem Zeitpunkt musste Philipp Engel bereits ersetzt werden. Der TGF-Motor war mit einem Muskelfaserriss ausgeschieden (15.).
Ab der 40. Minute wechselte das Momentum dann aber schlagartig. »Münster hat mit einer offenen Deckung agiert. Das hat uns den Stecker gezogen«, bemerkte Razen. Zudem war Alexander Molzahn von den Gästen nicht in den Griff zu bekommen.
Fehlpässe en masse und schwache Abschlüsse der Friedberger sowie der brutal starke Tempohandball der TSG in Kombination - es war an diesem denkwürdigen Handball-Abend der Genickbruch für die Gäste, die mit der Schlusssirene in ein Tal der Tränen stürzten, während bei Münster alle Dämme brachen.
TSG Münster II: Tim Albat, Arnold; Schreiber, Löw (5), Frank (4), Molzahn (3), Sorhagen (9), Heller (2), Zelser, Winzer Manso (6), Jökel, Mollath (5/4), Gerntke (3), Lodders.
TG Friedberg: Balazs, Biaesch; Cadar (5), Sattler, Wolf (7), Pat Engel (2), Ploner (1), Philipp Engel (4), Brehm (2), Durchdewald (3/3), Jonscher (3), Milius, Methner (2), Seibert (1).
Im Stenogramm / SR: Hartmann/Thomsen (Bensheim/Auerbach). - Zuschauer: 700. - Strafen: 14:10 Minuten. - Siebenmeter: 4/5:3/3.