TSG Ober-Wöllstadt will Schießbuden-Image ablegen

Bei der TSG Ober-Wöllstadt hat man eine schwere Rückrunde vor sich. Der Klassenerhalt ist weit entfernt. Mit einem Spielertrainer-Trio will sich das Schlusslicht aber jetzt anders präsentieren.
(lab). Das erste Jahr in der Fußball-Gruppenliga Frankfurt-West sollte für die TSG Ober-Wöllstadt ein Abenteuer werden. Man wollte gallig auftreten, giftig sein. Auch mal besser eingeschätzte Gegner ärgern. Nach einer desolaten Hinrunde steht der Aufsteiger allerdings abgeschlagen auf Rang 17. Man hatte so viele Probleme: Massenweise Ausfälle, drei verschiedene Trainer - und sicherlich auch die fehlende Einstellung. Wöllstadt holte nur einen Sieg. Doch der Club gibt nicht auf und will sich in der Rückrunde steigern. Besteht noch Hoffnung auf Besserung bei der TSG Ober-Wöllstadt?
Wenn ja, dann muss man diese Hoffnung jetzt noch erzeugen. Die Winterpause brachte nicht den großen (personellen) Umbruch. Und dieser wäre womöglich auch die falsche Reaktion gewesen. Dennoch gibt es Änderungen: Ertan Sen ist nicht mehr Trainer der Mannschaft - schon vor der Winterpause war klar, dass er aus beruflichen Gründen aufhören wird.
Das neue Trainergespann aus Nico Loppe, Lars Menzel und Nils Kitler ist ein anderer Weg. Die drei haben kaum Erfahrung als Coach und sind im Durchschnitt unter 30 Jahre jung. Dafür herrscht eine enge Bindung zur Mannschaft. Loppe und Menzel spielen seit mehreren Jahren in Ober-Wöllstadt, Kitler stieß zu Beginn der jetzigen Saison dazu. »Das Trio teilt sich die Aufgaben untereinander auf. Die Initiative ist auf jeden Fall da«, sagt Jörg Linke. Natürlich habe man auch extern nach Trainern geschaut, betont der Spielausschuss-Leiter. Den Wunschkandidaten, einen etablierten Coach mit gutem Netzwerk, habe man allerdings nicht bekommen.
Lars Menzel nach Pause zurück
So obliegt es dem neuen Trio, die Mannschaft Woche für Woche auf Trab zu halten. Denn das schien in der Hinrunde verloren gegangen zu sein - was auch durchaus logisch erscheint bei einer derartigen Niederlagenserie. »In der Aufstiegssaison war unser Kader nicht bedeutend größer. Aber bei Erfolg ist eben jeder da, da wird eher mal was verschoben. Bei Misserfolg ist die Couch näher«, erklärt Linke. Man habe appelliert an das Team und rede viel miteinander. Der Kader soll stabiler werden, auch wenn sich quantitativ wenig verändert hat.
Drei Spieler sind weg: Rafael Adege, Niyazi Yigin und Serge Amouzong. Alle drei spielten nur ein halbes Jahr für die TSG. Es habe zwischen Verein und Spielern nicht gepasst, so Linke. Bei den Neuzugängen setzt man Hoffnungen in Taulant Balaj, der aus Beienheim zurückgekehrt ist. Lars Menzel ist nach langer Verletzungspause ebenfalls wie ein Zugang zu betrachten. Bünyamin Bakanhan, Cousin von Mithat Bakanhan, sowie Levent Bayram und Furkan Türk sollen dem Team vor allem Breite verschaffen.
Was kann diese Mannschaft also leisten? Man will mit besserer taktischer Ausrichtung verhindern, dass man die Spiele schon zur Pause herschenkt. Das war in der Hinrunde zu oft der Fall. »Häufig haben wir in der ersten Halbzeit die Tore kassiert, dann aber eine deutlich bessere zweite Hälfte gespielt«, sagt Linke. Man wird Glück brauchen und an die absolute Leistungsgrenze gehen müssen. Und dann will man wieder punkten, seine Gegner ärgern und nicht mehr die Schießbude der Liga sein.
Darüber, dass der Klassenerhalt ein großes Stück entfernt liegt, ist man sich bewusst. Sollte sich die Absteigerzahl der Gruppenliga durch eventuelle Frankfurter Absteiger aus der Verbandsliga verringern, wäre der Ligaverbleib jedoch etwas näher. »Es wäre schön, wenn wir in den Kampf um den Ligaverbleib noch eingreifen können«, hofft Linke. Eine überraschende Aussage - aber in Wöllstadt könnte sie der Motivation zuträglich sein.
Denn bisher war die Gruppenliga für die TSG nicht der erhoffte Mehrwert. Die Mannschaft ist eher eingesackt. Die Spieler haben sich nicht gesteigert. Was man braucht, sind Spaß und Stimmung. Und diese generiert man nicht nur durch Siege, sondern mitunter auch durch knappe Niederlagen, durch Kampf. Wenn es am Sonntag bei der Usinger TSG losgeht, hat man die erste Chance, aus dem Sumpf der Hinrunde hinauszufinden.