Türk Gücü Friedberg: Das sind die Gründe für den Höhenflug

Türk Gücü Friedberg führt die Tabelle der Fußball-Hessenliga an. Wir nennen die Gründe für den Höhenflug.
16 Punkte, 18:8 Tore - Spitzenreiter! Im Whats App- und Instagram-Status ist das Tabellenbild der Fußball-Hessenliga bei Spielern und Funktionären von Türk Gücü Friedberg derzeit ein beliebtes Motiv. Saisonübergreifend ist die Mannschaft von Enis Dzihic seit dessen Amtsantritt am 17. März in 18 Meisterschafts- und Kreis- und Hessenpokalspielen ungeschlagen. »Sehr, sehr stolz«, sei er, sagt der Ex-Profi, spricht von einer »Momentaufnahme, die wir lange genießen wollen«. Am Freitag (20 Uhr) ist Türk Gücü zum Top-Spiel beim Tabellenzweiten Eintracht Frankfurt II im Hahn Air Sportpark in Dreieich zu Gast. - Das sind die Gründe für den fußballerischen Höhenflug in Friedberg:
Die Offensive: In der Vorsaison hatte Noah Michel die Aufmerksamkeit nahezu komplett auf sich gezogen. 24 Treffer erzielte der Torjäger; fast die Hälfte aller Türk Gücü-Tore und mehr als jeder andere Stürmer in der Hessenliga. Das Spiel der Türken war leicht auszurechnen. Mit Neuzugang Toni Reljic, aus Dreieich gekommen, sind die Kreisstädter nun deutlich schwerer zu verteidigen. Fünf Mal hat Reljic bereits getroffen, auf vier Tore kommt Michel, der sich immer öfter als Vorbereiter zeigt. Die beste Quote hat derweil Hessenliga-Debütant Kodai Hayashi. In nur 60 Einsatzminuten war der Japaner, vom Gruppenligisten SV der Bosnier auf das Burgfeld gewechselt, schon zweimal erfolgreich.
Die Mentalität: Die Mannschaft punktet in Spielen, die sie im Vorjahr verloren hätte. »Wir haben auch das Quäntchen Glück, stecken Gegentore leichter weg und tun uns in der Offensive nicht mehr so schwer wie zu Beginn der vergangenen Saison«, sagt Ex-Profi Patrick Schorr (ein Bundesliga-, ein Zweitliga-Spiel, 101 Drittliga-Einsätze). Dzihic ist es offenbar gelungen, »im Kopf die richtigen Knöpfe zu drücken«, wie er selbst sagt. »Mit jedem Erfolg wächst die Sicherheit.« Vier der bislang sechs Begegnungen waren eng, nicht eine Partie hat Türk Gücü verloren. Beispielhaft sei der Last-Minute-Siegtreffer gegen Dietkirchen genannt. Und auch am Samstag gegen den FC Bayern Alzenau hatte sich die Mannschaft vom überraschenden Ausgleich nicht irritieren lassen. Dzihic spricht vom »Flow. Wenn du oben stehst, gewinnst du solche Spiele, wenn du unten stehst, verlierst du sie.« Fußballerisch sind die Kader wie beispielsweise von Eintracht Stadtallendorf oder auch Eintracht Frankfurt II sicher besser besetzt - »wenn wir aber taktisch-diszipliniert stehen, muss man uns in der aktullen Form auch erstmal schlagen«, sagt Schorr.
Die Qualität: Die erste Elf steht im Prinzip - der Erfolg spricht für sich. Masih Saighani ist die zentrale Figur in der Abwehrreihe, meist mit Alit Usic, Patrick Schorr, Demyan Imek oder Julian Dudda. Im Mittelfeld sorgen Kapitän Daniel Henrich und Peter Jost für Stabilität, und vorne wirbelt das Duo Michel/Reljic, auf Außen unterstützt von Kamil Yikilmaz und Eray Eren. »Es ist schwer zu rotieren, wenn man immer wieder Spiele gewinnt«, sagt Dzihic, der mit Murad Mamudov, Ren Gatamura und Kodai Hayashi aber immer wieder Akzente von der Bank aus setzen kann. Und Spieler wie Jan-Philip Häuser und Semun Biber, im Vorjahr zumeist gesetzt, zumindest aber im Kader, haben bislang noch nicht eine Minute auf dem Spielfeld gestanden.
Der Trainer: Am 17. März hat Enis Dzihic das Traineramt übernommen. In zehn Spielen der Saison 2021/22 hat er den Klub zum Klassernerhalt geführt. In der Saison 22/23 ist die Mannschaft nach sechs Spielen noch ungeschlagen. Erfolge in Kreis- und Hessenpokal erweitern die Serie. Mit dem Ex-Profi an der Seitenlinie ist Türk Gücü seit 18 Spieen unbesiegt. »Enis bringt viel Feuer und Reibung rein, lässt nichts schleifen, lässt keine Zeit zum Ausruhen«, sagt Schorr. Schon bei seinem Amtsantritt hatte Dzihic betont, »eine Riesen-Qualität« von Carsten Weber übernommen zu haben. Jetzt hat er offenbar den richtigen Weg gefunden, das Potenzial auch im Spiel umzusetzen. Mit dem Trainerwechsel sei »der Spaß in die Mannschaft zurückgekehrt«, stellt Sinan Karanfil, der Sportliche Leiter, fest. Während Weber eher für Analytik stand, bringt Dzihic Emotionen und Temprament mit.
Das Burgfeld: Türk Gücü Friedberg kommt langsam in der Kreisstadt an; natürlich getragen vom momentanen Erfolg. Die ersten drei Heimspiele (Erlensee 320 Zuschauer, Dietkirchen 200, Alzenau 307) waren deutlich besser besucht als die ersten drei Heimspiele der Vorsaison, als in Ober-Rosbach gespielt worden war (Dreieich 120, Waldgirmes 140, Hadamar 116). Die Atmosphäre auf dem Burgfeld ist mit der von Ober-Rosbach nicht vergleichbar. Logistisch sei »vieles nicht einfach«, berichtet Schorr aus der Perspektive eines Spielers über die ständig wechselnden Trainingsstätten Friedberg, Ossenheim, anfangs noch Burgholzhausen). »Der Verein gibt sich sehr viel Mühe, ist ehrenamtlich sehr aktiv. Und wenn es sportlich läuft, kann man die Umstände leichter ausblenden.« Am Freitagabend will die Mannschaft für die nächste Überraschung sorgen.
