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Türk Gücü Friedberg: Dreikampf um die Meisterschaft mit Eintracht-Reserve und dem FC Gießen

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Von: Pedro Acebes Gonzalez

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Türk Gücü Friedberg um Masih Saighani (2.v.r.) geht als Hessenliga-Dritter in die Winterpause. © Timo Jaux

Nach dem Abstieg des FV Bad Vilbel hält nur noch Türk Gücü Friedberg die Wetterauer Fahne in der Hessenliga hoch. Bislang können die Spieler um Trainer Enis Dzihic zufrieden sein.

Mit 20 Vereinen und wieder in eingleisiger Form startete die Fußball-Hessenliga Ende Juli in die Spielzeit 2022/23. Nachdem es in der Vorsaison pandemiebedingt noch zwei regionale Vorrundengruppen mit anschließenden Auf- und Abstiegsrunden gegeben hatte, kehrte der Verbandsspielausschuss des Hessischen Fußball-Verbandes nach einem Votum der Vereine zum traditionellen Ligamodus zurück. Mit dem FC Gießen stieg ein Verein nach dreijähriger Klassenzugehörigkeit aus der Regionalliga Südwest ab. Die drei aus den Verbandsligen aufgestiegenen Clubs SV Weidenhausen, TSV Steinbach Haiger II und SV Unter-Flockenbach betraten Neuland, denn sie spielen erstmals in Hessens Beletage. Und dann war da noch die nicht von allen Vereinen gewünschte Aufnahme der wiedergegründeten U21 von Eintracht Frankfurt. Eine Änderung der Statuten erlaubte den Quereinstieg des Bundesliga-Nachwuchses in die höchste hessische Spielklasse.

Daten und Fakten: 788 Tore wurden bislang erzielt, das sind genau 3,5 Treffer pro Spiel. Die meisten Tore (67) erzielte Tabellenführer Eintracht Frankfurt II, der mit 22 auch die wenigsten kassierten. Die wenigsten Tore (23) markierte der Vorletzte SV Neuhof, während der SV Unter-Flockenbach und der TuS Dietkirchen trotz 57 Gegentreffer auf den Plätzen 14 bzw. 16 überwintern. In der Heimtabelle liegt Gießen vorne. Die Elf von Trainer Daniyel Cimen blieb im heimischen Waldstadion unbezwungen, holte zehn Siege und musste sich erst im November mit zwei Remis begnügen. Kaum etwas vor heimischer Kulisse bekam Neuhof zustande. Sieben Punkte aus zehn Heimpartien konnte man ergattern. Auswärts trumpfte die U21 der Eintracht mit 25 Punkten auf, dagegen holte das Trio Viktoria Griesheim, Rot-Weiß Hadamar und Unter-Flockenbach auf fremden Plätzen nur je fünf Zähler.

So lief es für die Spitzenteams: Dass sich die Qualität der U21 von Eintracht Frankfurt auf lange Sicht durchsetzen würde, war zu erwarten. Das Team von Trainer Kristjan Glibo leistete sich aber schon zu Saisonbeginn zwei Niederlagen und geriet im Herbst noch einmal in eine Schwächeperiode. Diese leistete sich Gießen zu Beginn der Runde, brach bei der 0:5-Niederlage bei Eintracht II im August ein, um sich dann mit einer Serie von 17 ungeschlagenen Partien bis zum 2:4 in Dietkirchen kurz vor Weihnachten selbst zu übertreffen. Neben Türk Gücü Friedberg, das sich konstant unter den Top drei hielt, war noch das Abschneiden des FSV Fernwald bemerkenswert, der auf Rang vier überwintert.

Diese Clubs haben enttäuscht: Eintracht Stadtallendorf, im Sommer noch als Vizemeister in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Südwest gescheitert, führte die Tabelle bis Oktober noch an, geriet dann aber mit sieben Niederlagen aus zehn Spielen auf den abstürzenden Ast und hat als Rangachter nichts mehr mit dem Aufstieg zu tun. Vor allem aber auch Bayern Alzenau als ehemaliger Regionalligist war deutlich mehr als Rang zehn zugetraut worden. Und Clubs wie der FC Eddersheim, der 1. FC Erlensee, TuS Dietkirchen und der SV Neuhof, im letzten Jahr noch in die Aufstiegsrunde gerutscht, sehen sich im Kampf um den Klassenerhalt. Dies hatte auch zwei Trainerwechsel zur Folge. In Hadamar wurde Stefan Kühne durch Ralf Schuchardt ersetzt. In Eddersheim kam man zur Erkenntnis, über die Saison hinaus nicht mehr mit Christian Lüllig zusammenarbeiten zu wollen, worauf die sofortige Trennung erfolgte.

Das sind die Torjäger: Felix Erben vom SC Waldgirmes führt die Torschützenliste mit 17 Treffern an. Unter den Top Five der Torjäger befinden sich mit Toni Reljic (16) und Noah Michel (14) zwei Stürmer von Türk Gücü Friedberg. Der erst 18-jährige Spanier Ignacio Ferri Julia, genannt »Nacho«, hat nicht nur aufgrund seiner 15 Tore schon einen Profivertrag bei den Riederwäldern in der Tasche. Auf einem Level mit Michel steht Dietkirchens Maximilian Zuckrigl (14 Treffer).

So war die Zuschauerresonanz: 66 779 Zuschauer passierten die Sportplatztore in den 217 Partien bis zur Winterpause. Den besten Schnitt weist die Eintracht-Reserve mit 1098 im Ahorn-Camp-Sportpark zu Dreieich auf, gefolgt von den 595 Zuschauern, die regelmäßig an den Chattenloh nach Weidenhausen pilgerten, wo der Aufsteiger aus dem Werra-Meißner-Kreis gerade zu Beginn der Runde von der Euphorie getragen wurde. Durch den Umzug vom Ober-Rosbacher Eisenkrain an das Friedberger Burgfeld stieg auch die Resonanz bei Türk Gücü von 130 in der Vorsaison auf aktuelle 242 Besucher im Schnitt. Den schwächsten Zuschauerschnitt verzeichnete das Stadion des SV Neuhof mit 106 Zuschauern pro Partie.

So lief es für Türk Gücü Friedberg: 44 Punkte, Rang drei. Türk Gücü mischte getragen vom Sportplatzwechsel an das Burgfeld von Beginn an oben mit. Unter der Regie von Trainer Enis Dzihic gelang der Start mit 16 Punkten aus den ersten sechs Partien, im Spätsommer kamen regelmäßig über 300 Zuschauer an das Burgfeld. TGF wurde nach den Jahren im Rosbacher »Exil« wieder als Friedberger Club wahrgenommen. Als Tabellenführer fuhren die Kreisstädter am 2. September an einem Freitagabend zur Eintracht-Reserve, wo es eine 2:5-Niederlage gab. Doch diese schüttelten die Dzihic-Schützlinge schnell ab, blieben vier weitere Male unbesiegt. Mit der 0:4-Pleite beim FSV Fernwald setzte eine Niederlagenserie von drei Partien ein, das Heimspiel gegen Gießen (1:2) und das Auswärtsmatch beim SV Steinbach (2:4) gingen auch verloren. Doch die Friedberger, bei denen Neuzugang Toni Reljic und Noah Michel zusammen 30 der 56 Tore erzielten, zeigtenü immer wieder Charakter und gewannen mittlerweile witterungsbedingt auf dem Kunstrasen weitere Heimspiele. Auch seinem Ruf als Pokalmannschaft wurde Türk Gücü gerecht. Selbstredend wurde im Kreispokal auch mit knappen Ergebnissen bei A-Ligisten das Viertelfinale erreicht. Im Hessen-Pokal zog TGF ins Achtelfinale ein, unterlag vor 1700 Zuschauern dem Regionalligisten Kickers Offenbach mit 1:3. Türk Gücü hätte womöglich als Spitzenreiter überwintern können, wenn man sich nicht Aussetzer wie das 1:6 in Walldorf oder das 1:2 gegen Neuhof geleistet hätte, wo Reljic seinem Team mit der Roten Karte einen Bärendienst erwies. Unter dem Strich hat die Mannschaft aber bisher eine gute Runde gespielt, gehört mit zu den Aufstiegsanwärtern.

Das sind die Aussichten: Durch die vorzeitigen Vertragsverlängerungen von Trainer Dzihic, den Torjägern Reljic und Michel sowie den Führungsspielern Patrick Schorr und Alit Usic sendete die Vereinsführung ein Signal, dass der Weg von Türk Gücü fortgesetzt wird. Wohin dieser führen kann? Platz eins ist sieben Punkte entfernt, die auf Platz zwei stehenden Gießener nur vier Zähler. Viel wird im Aufstiegskampf von den direkten Duellen abhängen. Am 4. März erwartet Gießen im Waldstadion die U21 der Eintracht. Zwei Wochen später gastiert die Zweitvertretung des Bundesligisten am Burgfeld (18. März) und Türk Gücü muss Ende April nach Gießen. Bereits Mitte April müssen die im Kampf um die ersten beiden Plätze beteiligten Vereine ihre Bewerbungsunterlagen zur Regionalliga einreichen, wenn sie denn ihr Aufstiegsrecht wahrnehmen möchten. Der Meister steigt direkt auf, der Zweite spielt eine Aufstiegsrunde mit den Vizemeistern der Oberligen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz/Saar.

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