Türk Gücü Friedberg: Eine Wette zum Wiedersehen

Enis Dzihic trifft mit Türk Gücü Friedberg auf seinen Ex-Klub und einen guten Freund, mit dem er vor dem Erstrundenspiel im Fußball-Hessenpokal eine Wette angeschlossen hat.
(mn/gg). Das ist kein gewöhnliches Erstrundenmatch im Fußball-Hessenpokal! Da trifft Enis Dzihic auf den Klub, der ihn 2019 suspendiert hatte; trotz Tabellenführung. Da treffen mit dem Coach von Türk Gücü Friedberg und dessen Pendant Alexandros Theodosiadis zwei Freunde aufeinander, die einst zusammen als Chef- und Assistenztrainer gearbeitet hatten. Da spielt Türk Gücü Friedberg als Hessenligist bei den Sportfreunden Friedrichsdorf, die gewiss kein gewöhnlicher Gruppenligist sind. Der Vorjahres-Zweite hat gleich eine Handvoll Vorjahres-Hessenligaspieler verpflichtet, um sein Ziel, den Aufstieg, erreichen zu können. Anstoß auf dem Kunstrasen im Sportpark Frieddrichsdorf ist am Freitag um 20 Uhr.
»Ich freue mich riesig auf dieses Spiel. Das ist eine besondere Konstellation«, sagt TGF-Trainer Enis Dzihic. Und so war es auch Sportfreunde-»Macher« Holger Krieg, der seinen früheren Coach über die Ziehung bei der Pokal-Auslosung informiert hatte. Im April 2018 hatte Dzihic die Sportfreunde in der Kreisoberliga übernommen, in der folgenden Winterpause hatte der Ex-Profi schon wieder gehen müssen. Da hatte seine Mannschaft überhaupt nur zwei Partien verloren, waren in vergangenen 16 Spielen ungeschlagen geblieben, hatte die Tabelle der Kreisoberliga Hochtaunus angeführt. Heute kann Dzihic darüber schmunzeln. »Ich liebe Holger. Und ich weiß, wenn ich ihn nachts anrufen würde, weil ich Hilfe brauche, er wäre da.« An einem Weiterkommen lässt der 47-Jährige aber keinen Zweifel. Zumeist vier Trainingseinheiten hat der Hessenligist in den vergangenen fünf Wochen absolviert, dazu in den Testspielen einen überwiegend positiven Eindruck hinterlassen. »So fit kann eine Gruppenliga-Mannschaft überhaupt gar nicht sein.« Darüberhinaus sind die Kreisstädter insbesondere durch die Verpflichtung von Toni Reljic (46 Regionalliga-Spiele, zuletzt Hessen Dreieich) in der Offensive schwerer auszurechnen als in der Vorsaison, in der Hessenliga-Toptorjäger Noah Michel die Aufmerksamkeit allein auf sich gezogen hatte. Ein Weiterkommen ist quasi Pflicht.
Bei den Sportfreunden stapelt zumindest der Trainer noch tief. »Wir sind derzeit bestenfalls erst bei 60 Prozent«, glaubt Theodosiadis. Diese Erkenntnis wurde ihm auch im bislang abschließenden Testspiel beim Mitte-Verbandsligisten FC Turabdin Babylon Pohlheim vor Augen geführt, das seine Mannschaft mit 3:6 verloren hat. »TuBa hat uns ganz schön auseinandergenommen. Na ja, unser Fokus liegt ohnehin nicht auf dem Hessenpokal, sondern ganz klar auf der Gruppenliga.« Elf Neuzugänge muss er erst noch nahtlos zusammenschweißen. »Aber vielmehr weisen noch etliche Spieler einen riesigen Trainingsrückstand auf, weil sie durch Verletzungen über Monate nichts machen konnten - wie etwa der von Rot-Weiss Frankfurt gekommene Justin Pierre.« Für den vom FC Eddersheim mit einem Kreuzbandriss nach Friedrichsdorf gewechselten Anthony Wade wird die Spiel-Ampel sogar noch für längere Zeit auf Rot stehen.
Eine Hinrunde lang hatte Theodosiadis bei den Sportfreunden als spielender »Co« unter Chefcoach Dzihic tätig war: Der Beruf hat die beiden in Eschborn zudem ins selbe Gebäude zusammengeführt. »Enis arbeitet auf der Etage unter mir«, verrät Payment-Dienstleister Theodosiadis bezüglich des bei einer Krankenkasse tätigen Dzihic. »Anfang der Woche haben wir gemeinsam zu Mittag gegessen«, schmunzelt Theodosiadis. Dabei sei eine Pokalwette ausbaldowert worden - der Sieger der Pokalpartie lädt den Unterlegenen zum Essen ein.
Was stimmt den Sportfreunde-Coach optimistisch stimmt: »Ganz einfach: Im Pokal-Wettbewerb ist immer vieles möglich. Wir werden jedenfalls alles geben.« Dabei dürfte er durchaus auf die Vollstreckerkünste der neu verpflichteten Joschua Lyzcarz (vom Gruppenliga-Absteiger SV Gronau) und Vincenzo Borzellino (Spvgg. Fechenheim) bauen, die sich ebenso wie der Ex-Eddersheimer Andre Fliess laut Theodosiadis »mit drei, vier weiteren Jungs schon langsam das nötige Niveau erarbeitet haben«