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Von Heuchelheim aus im Norden heimisch geworden

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Der aus Heuchelheim stammende Handball-Trainer Dirk Leun im Kreise seiner Spielerinnen vom Buxtehuder SV. © Red

(pie). Dirk Leun, in Lich geborene und in Heuchelheim aufgewachsene, ist Trainer beim Frauenhandball-Bundesligisten Buxtehuder SV. Zuvor hatte er unter anderem den Erstligisten TV Mainzlar trainiert. Derzeit ist seine Mannschaft im Trainingslager in Bensheim.

Herr Leun, Sie hatten eine bewegte Zeit im hessischen Handball. Fast 15 Jahre Trainer beim TV 05/07 Hüttenberg, bei dem Sie auch selbst gespielt haben. Und sie haben die Hochzeiten des Frauenhandballs in Mittelhessen miterlebt.

Ja, ich würde mal sagen, das Jahr 1992 war das erfolgreichste, was wir mit dem TVH im Mädchenhandball hatten. Von der weiblichen E-Jugend bis hoch zu meiner A-Jugend waren alle Meister in der jeweils höchsten Spielklasse. Außer die weibliche B-Jugend, die war in Anführungszeichen nur deutscher Vizemeister, die haben das dann aber ein Jahr später nachgeholt. Beim TV Lützellinden war ich danach ein Jahr als Jugendkoordinator tätig und habe die A-Jugend trainiert.

Und dann ging es zum TV Mainzlar.

Ja, dort habe ich die Frauen von 1999 bis 2004 in der Bundesliga trainiert.

Und 2001 den DHB-Pokal gewonnen. Zusätzlich waren Sie Landestrainer in Hessen.

Ja, ich habe die ganze Nachwuchsarbeit des HHV koordiniert, Lehrgänge geplant, die Finanzmittel verwaltet und war zuständig für die Ausbildung und Weiterbildung der C- und B-Trainer. Wir waren als Landesverband sehr erfolgreich. Das lag aber auch daran, dass die Qualität der Trainer sehr hoch war.

Und dann kam 2008 der Ruf aus Buxtehude.

Ich habe dem damaligen Manager gesagt (lacht): Also ich kann mal mit meiner Frau sprechen, aber machen Sie sich nicht so große Hoffnungen. Aber die war begeistert, weil eine ihrer besten Freundinnen in Hamburg lebt und auch sie sehr meer-affin ist. Dann ist die Entscheidung gereift, nach Buxtehude zu gehen. Im Landesverband gab es schon Grenzen, die man erreicht hat. Ich habe einfach für mich aus dem Bauch heraus entschieden, dass ich gerne wieder in die Bundesliga wollte. In Buxtehude hat alles gepasst und mittlerweile ist es meine 16. Saison.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Frauenhandballs hier in Mittelhessen?

Damals gab es halt einen »Verrückten«, der viel möglich gemacht hat, das war Jürgen Gerlach. Er ist für mich das Zentrum gewesen, oder der Ursprung dafür, dass Frauenhandball in der Zeit generell in der Breite auch sehr hochklassig war in Mittelhessen. Man hat dann gemerkt, wenn dieser Stern verglüht, dass dann alles, was drumherum ist, auch langsam quasi eingeht. Viele haben sich damals auch immer wieder kritisch gegenüber Jürgen und seinen Ambitionen geäußert oder was er alles investiert hat. Aber letztlich haben insbesondere so Vereine wie die SG Kleenheim, teilweise die TSG Leihgestern und damals noch der VfB Gießen davon in der Anfangszeit profitiert. Alle Spielerinnen, die da jetzt nicht mehr auf dem allerhöchsten Niveau spielen wollten, sind dann dahin gegangen. Und obwohl ich nur ein Jahr in Lützellinden war, habe ich sehr viel von Gerlach gelernt, das muss man ganz klar sagen. Er war, insbesondere was Bewegungslehre und Techniktraining angeht, eine echte Koryphäe. So habe ich den Aufstieg und Niedergang eigentlich fast komplett miterlebt.

Mit dem Ende des TV Mainzlar in der 2. Liga wurde der Untergang des Frauenhandballs in Mittelhessen eingeläutet, oder?

Definitiv, aber es gab ja noch mal so ein bisschen Kleenheim in der 3. Liga und ein Jahr 2. Liga, aber das war es auch. Ich habe das natürlich noch aus der Ferne verfolgt und war ein bisschen traurig darüber, wie sehr das dann zurückgegangen ist. Es ist auch im Nachwuchsbereich einfach nicht mehr so viel rausgekommen, wie das früher der Fall war. Es ist schwierig bei der hier herrschenden Konkurrenz, ein Stück vom wirtschaftlichen Kuchen abzukriegen. Offensichtlich hat da der Frauenhandball den Kürzeren gezogen. Wenn man in den Frauenhandball leistungsmäßig investieren will, braucht man Geld und natürlich ist das ein langfristiges Projekt. Ob das immer alle durchhalten in der heutigen schnelllebigen Zeit, ist die Frage. Um höherklassig spielen zu können, musst du dir dann auch externe Spielerinnen holen. Wenn es da im positiven Sinne Bekloppte gibt, die das machen wollen, wäre das schön. Ich glaube, dass es auf absehbare Zeit nur diesen Weg geben kann.

Die TSG Leihgestern hat durchaus Ambitionen und ist in die 3. Liga aufgestiegen.

Jonna Jensen macht dort gute Arbeit. Wie ich gehört habe, ist sie eine sehr engagierte Trainerin. Das ist eine, die im positiven Sinne »bekloppt« ist so wie Jürgen, und das war ich auch. Das ist die Basis, dass du jemanden auf sportlicher Ebene hast, der nicht nur Dienst nach Vorschrift macht, sondern über die Maßen engagiert ist. Und du brauchst die finanziellen oder wirtschaftlichen Mittel. Es ist die Frage, ob so ein Verein wie die TSG Leihgestern in den Leistungshandball reinwachsen kann. Dazu muss man sich echt bekennen.

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