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Wetzlarer Charmeoffensive

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Von: Ralf Waldschmidt

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(ra). Die HSG Wetzlar steht in der Handball-Bundesliga vor wegweisenden Wochen im Kampf um den Klassenerhalt. Am Sonntag gegen den Bergischen HC (16.05 Uhr), eine Woche später beim TVB Stuttgart und am 1. April dann bereits der Kellerduell-Thriller gegen GWD Minden (18.30 Uhr). Höchste Zeit, um nach einem Jahrzehnt im Erstliga-Wohlstand ohne Existenzsorgen alle Kräfte zu mobilisieren.

»Wir. Gemeinsam. Erstklassig«, lautete deshalb das Motto eines Fantreffens, zu dem der Club in seinem 25. Jubiläumsjahr am Mittwoch ins Foyer der Buderus-Arena geladen hatte. 220 Dauerkarten-Inhaber fanden sich ein und schworen sich auf das letzte Saisondrittel ein.

Die über zwei Stunden mit Erklärungs- und Mobilisierungsversuchen, mit offener Aussprache, mit sich unter die Anhänger mischenden Bundesliga-Profis sowie nachbohrender Fragerunde an Trainer Hrvoje Horvat und Geschäftsführer Björn Seipp kamen einer Charmeoffensive von Verein und Mannschaft gleich, obwohl der Veranstaltung sicher noch ein Neu-Kapitän Till Klimpke am Mikro gut getan hätte bzw. Sportchef Jasmin Camdzic an vorderster Front als für die Kaderplanung Verantwortlicher vermisst wurde.

»Uns geht es gerade nicht gut«, gestand Björn Seipp bei nur neun Punkten aus 22 (!) Partien schlaflose Nächte ein - und bezog damit auch die Fans der Grün-Weißen mit ein. »Die letzten beiden Heimspiele waren schwer zu ertragen«, spielte er auf die desaströsen Vorstellungen gegen TSV Hannover-Burgdorf und HC Erlangen an, »wir haben uns die Saison auch anders vorgestellt«, konnte er die Unzufriedenheit vor allem in den sozialen Foren verstehen. »Der Ärger über das, was war, bringt uns jetzt aber nicht weiter. Es geht allein darum, die Liga zu halten. Wir müssen zusammenhalten und zusammenstehen«, appellierte der Geschäftsführer an die Edel-Fans.

Erster Erfolg der zuletzt wieder verbesserten Fan- und Clubkultur, die die Anwesenden offen kritisierten, ist der gut angelaufene Vorverkauf für das Sonntag-Duell gegen den Bergischen HC, der darauf hoffen lässt, dass erstmals wie vor Corona wieder die 4000er-Grenze überschritten wird. Alle 19 Jugendteams der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen werden das Team lautstark zu pushen versuchen. Überdies sind bereits Fanbus-Initiativen für die Partien in Stuttgart und Gummersbach gestartet.

Bei aller gegenseitiger Wertschätzung und angekündigter Unterstützung, bei allen Bekundungen kamen Seipp/Horvat nicht umhin, sich auch tiefergehender Kritik zu stellen.

Spieltaktisch - so gleich mehrere Anhänger - würden die Außen zu wenig eingesetzt. Andere vermissten »einen gewissen Grad an Dreckigkeit«, die Abwehr agiere nahezu körperlos. Das sei gerade im Abstiegskampf unverständlich. Trainer Horvat schloss in den Spielanlage-Vorwurf sogar noch die Kreisläufer mit ein und begründete dies mit deren mangelnder Chancenverwertung, was zum Teil aber Kopfschütteln hervorrief.

Einig waren sich alle Beteiligten, dass bei allen Defiziten das Hauptaugenmerk allein auf den Ligaerhalt gelegt werden muss, nach einem hoffentlich erfolgreichen Abstiegskampf aber noch mal jeder Stein umgedreht werden müsse. Horvat appellierte an die Fans, nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen, wenn etwas schief läuft. Seipp moderierte mit seiner Charmeoffensive die angespannte Situation zeitweise weg: »Wir sind heute hier, weil uns eines verbindet: die Liebe zu diesem Club.«

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