Basketball-Clubs im Hochtaunus: Riesiger Zulauf, aber zu wenig Platz

Heute ist die deutsche Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft durch einen jetzt schon legendären Sieg gegen die USA ins Finale eingezogen. Basketball ist durch sie in aller Munde. Das können die großen Vereine im Hochtaunus nur bestätigen. Der positive Trend bei den Anmeldungen wird jedoch von einer anderen Entwicklung konterkariert.
Hochtaunus -Vor einem Monat gab’s Dennis Schröder, Daniel Theis und Co. zum Anfassen. Das ist nicht einfach so dahergesagt, sondern stimmt wirklich. Am Spielertunnel, aus dem die Basketballer in den Bonner Telekom Dome einlaufen, drängelten sich zahlreiche Kinder vor und nach dem Länderspiel gegen Schweden und streckten ihre Hände aus.
Ob einer der Oberurseler Knirpse auf Tuchfühlung mit einem deutschen Nationalspieler gehen konnte, ist Oliver Knobl, einem der mitorganisierenden Väter im Hintergrund, nicht bekannt. Fan-Trikots hätte sich der ein oder andere Jugendspieler sicher gekauft, weiß er - wenn es sie denn in Kindergröße gegeben hätte. Aber das ist ein anderes Thema.
Viel prägnanter sind die Eindrücke, die an den Nachwuchsspielern der TSG Oberursel (Altersklasse U 8 bis U 12) bei ihrem Länderspielbesuch im Rahmen des „Sommer-Mini-Festival“ des Deutschen Basketball-Bundes in Bonn hängen blieben - und auch an ihren Betreuern.
Die Skyliners in Frankfurt habe er sich schon öfters mal live angeschaut. Aber: „So ein Qualitätsspiel habe ich noch nie gesehen“, sagt Knobl, damals schon beeindruckt, obwohl im deutschen Spiel zu Formtestzwecken gegen die Schweden noch einiges klemmte.
Der 87:68-Sieg vor gut 6000 Zuschauern in der ausverkauften Bonner Arena war der Beginn einer inzwischen vielbeachteten Reise von Gordon Herberts Schützlingen, die sich nach dem 113:111-Sieg im Halbfinale gegen die USA nach überragender Leistung zu Himmelsstürmern aufgeschwungen haben und am Sonntag gegen Serbien (ab 14.40 Uhr, Magenta TV) um den WM-Titel spielen.

In der weltbesten Basketball-Liga der Vereinigten Staaten spielen mittlerweile auch deutsche Spieler eine nicht unwichtige, manchmal sogar gewichtige Rolle: Anführer Schröder (29) lief in der NBA schon für die großen L.A. Lakers auf, spielt jetzt für die Toronto Raptors. 2,03-Meter-Hüne Theis (31), aktuell bei den Indiana Pacers, war mit den Boston Celtics bereits Vize-Meister.
Wenn Moritz Wagner (26), der wie sein vier Jahre jüngerer Bruder Franz bei den Orlando Magic unter Vertrag steht, sagt, „Deutscher Basketball ist endlich sexy“, dann liegt das an Können und Charisma dieser Protagonisten, aber bei weitem nicht alleine nur daran.
„Das bisherige Abschneiden der Deutschen bei der WM ist für mich sensationell - wie sie als Team zusammenspielen . . .“, sagte Liz Rhein von der Homburger TG (HTG), Jugendwartin einer Basketball-Abteilung, die mittlerweile rund 450 Mitglieder zählt, schon vor dem Viertelfinale gegen Lettland mit einem Zungenschnalzen. Generell, davon ist sie überzeugt, treibe der Erfolg immer mehr Menschen zum Basketball und weg von Sportarten, deren Nationalteams derzeit weniger Erfolg hätten wie etwa im Fußball.
Trend hält seit Ende der Pandemie an
Die Bude bekommen Clubs mit Basketball im Angebot - die größten sind im Hochtaunus neben der HTG der MTV Kronberg und die TSG Oberursel - freilich schon seit 2022 eingerannt, seit dem Ende der Corona-Pandemie. Und diese Entwicklung wird durch die Erfolge des Nationalteams, bereits im Vorjahr auf Rang drei bei der Heim-Europameisterschaft, befeuert.
„Nach der Pandemie haben wir einen riesigen Zulauf in der Abteilung erlebt“, sagt Miljenko Crnjac, Sportlicher Leiter und Berufstrainer von Kronbergs Korbjägern. Das war auch dem Kroaten in seinen fast 30 Jahren beim MTV neu. „Basketball ist richtig angesagt“, weiß Crnjac. 14 Jugend-Teams hat sein Arbeitgeber für die in der nächsten Woche beginnenden Saison gemeldet. Um die Entwicklung und Förderung der Kinder sicherzustellen, sei es beim MTV notwendig gewesen, mit Stefanos Antoniades einen zweiten hauptamtlichen Trainer zu installieren.
„Seit Monaten ist der Zulauf extrem“, betätigt auch Abteilungsmanager Aiken Marino, „daher war klar, dass wir zukünftig nicht nur auf Nachwuchstrainer setzen können, die durch ihre schulischen und beruflichen Verpflichtungen auch nicht immer zur Verfügung stehen können.“
Mit der TSG Oberursel ist der Verein im Winter eine Kooperation eingegangen. In deren Abteilung tummeln sich, im 50. Jahr ihres Bestehens, schon 325 Mitglieder. Und es werden immer mehr.
Basketball boomt auch in Oberursel: 14 Teams gehen im Jugendbereich an den Start, rund 200 Kinder und Jugendliche spielen unter den Körben - bei den Jungs erstmals je zwei Mannschaften pro Altersklasse. „Der Zulauf hält ungebrochen an, insbesondere kommen auch immer mehr Mädchen, für die Basketball ein idealer Sport ist“, teilen Jana Meyer, Lili Herzog und Noema Roediger mit, die sich seit Neuestem das Amt des Jugendwartes aufteilen.
Gemeinsam mit dem MTV hatte die TSGO in den Altersklassen U 16 und U 18 als „Taunus Lynx“ einen Versuch unternommen, sich für die Nachwuchsbundesligen zu qualifizieren (sie scheiterten knapp). In der höchsten Nachwuchsspielklasse mischen dafür bald die U18-Mädchen der HTG-Falcons in der Spielgemeinschaft „Südhessen Juniors“ mit. Eine der Voraussetzungen, um leistungsbezogen den Schröders und Theis’ nachahmen zu können, nämlich einen großen Pool an Talenten, weisen die Bad Homburger vor allem im weiblichen Bereich vor. Die HTG kann die Zahlen der Nachwuchsspieler in Kronberg und Oberursel sogar noch toppen.
Doch bei der zweiten Voraussetzung hakt es: Die Jugend benötigt Platz zum Spielen, vor allem, wenn sie richtig gut werden möchte, also mehrmals in der Woche trainieren sollte.
„Wir haben einen Aufnahmestopp mit Ausnahme der jüngsten Altersklasse U 8“, sagt Liz Rhein, „es existiert eine lange Warteliste, weil wir einfach nicht genug Hallenkapazitäten haben.“
Die Situation, sie könnte für die Clubs in Zeiten des Basketball-Aufschwungs so gut sein. „Sie ist schwierig, schwierig“, sagt dagegen Rhein. Deren Verein kann sich immerhin den Luxus gönnen, eine eigene Sporthalle zu unterhalten. Das reicht aber nicht. Auch durch die zusätzlich genutzte Turnhalle des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums könne der immensen Nachfrage nicht Rechnung getragen werden, so Rhein.
Bauliche Mängel und seine Folgen
In den anderen Bad Homburger Hallen tummeln sich nicht selten auch Oberurseler Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus mehreren Sportarten. Das wiederum liegt an einem seit Juni 2021 anhaltenden Engpass, entstanden durch die notwendig gewordene Sanierung der Dächer von inzwischen schon vier Kreissporthallen im Hochtaunus. Nach Oberursel, Stierstadt und Kirdorf wurde wegen baulicher Mängel nun erneut auch die Sporthalle am Taunusgymnasium geschlossen.
Während in Königstein der Kreis als Bauträger hofft, in den kommenden Monaten das Problem gelöst zu bekommen, werden die anderen Hallen noch mindestens bis ins Jahr 2024 hinein nicht nutzbar sein. Auch beim MTV Kronberg - die AKS-Sporthalle war zwischenzeitlich in eine Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert worden - war das Kapazitätsproblem einer der Gründe, weshalb man im Winter den Schulterschluss mit den TSGO-Verantwortlichen überhaupt gesucht hatte.
„Wir können in den Jugendteams zum Teil keine Spieler mehr aufnehmen, es fehlen die Hallenzeiten“, sagt auch Oliver Knobl. Teilweise teilten sich zwei Jugendteams die Spielfläche. Aber das sei ja nicht nur bei der TSG Oberursel so zu vernehmen. Man mache das Beste daraus.
In den Ferien organisierte die Abteilung erstmals ein Basketball-Camp, an dem sich 60 Kinder beteiligten. Das WM-Spiel gegen Finnland sahen sich die Kids vor dem Training mit großer Begeisterung gemeinsam an. Zum Halbfinale gegen die USA trafen sie sich die Nachwuchsspieler dann wieder, um gemeinsam mitfiebern zu können.
So wird das auch am Sonntagnachmittag sein, zum großen Endspiel der Weltmeisterschaft - sagenhafterweise mit deutscher Beteiligung. Die TSGO möchte ihre Spieler zum Public Viewing in die Sporthalle des Gymnasiums Oberursel einladen. Dann könnten die Orscheler Kids ihren Idolen Dennis Schröder, Daniel Theis und Co. wieder zujubeln. Wenn auch nicht hautnah wie in Bonn, aber vor der Leinwand kann auch Unvergessliches prima gefeiert werden.
TSG Oberursel lädt fürs Wochenende zum Team-Cup ein
Die Organisatoren selbst sprechen vom „wohl größten Basketball-Turnier im Rhein-Main-Gebiet“: Am Wochenende lädt die Basketball-Abteilung der TSG Oberursel zum zehnten Mal zu ihrem „Team-Cup“ ein. Gespielt wird am Samstag und Sonntag ab 10 Uhr bis etwa 17 Uhr in der Sporthalle des Gymnasium Oberursel (Berliner Straße 11).
Wenige Tage vor dem Start der neuen Saison in den Amateurspielklassen erwartet Initiator Michael Benner mit seinem Team ein großes Teilnehmerfeld. Eingeladen sind 16 Herren- und 5 Damenteams aus der Region - Mannschaften von der Landesliga bis zur Kreisklasse. Abseits des Parketts, teilt der Veranstalter mit, erwarte Spieler wie Zuschauer ein attraktives Rahmenprogramm mit Musik und jeder Menge Köstlichkeiten. Der Eintritt für die Spiele des Team-Cups ist frei.
