In diesem Jahr ist das anders, und die Radsport-Anhänger aus der Rhein-Main-Region müssen befürchten, dass Simon Geschke am 31. Juli 2022 der letzte Profi gewesen ist, der bei diesem traditionsreichen Rennen oben auf dem Siegerpodest neben der Wicker-Klinik gestanden hat.
Schon länger war bekannt, dass die angespannte Finanzsituation der Stadt Bad Homburg dazu führte, dass der Zuschuss für das Kurparkrennen in Höhe von 50 000 Euro komplett gestrichen wurde – ebenso übrigens wie die 9000 Euro für den Kurparklauf, der stets im Oktober stattgefunden hatte.
„Das war schon sehr ernüchternd, denn die Mitteilung der Stadt kam per Mail ohne ein persönliches Gespräch. Und das nach 16 Jahren harmonischer Zusammenarbeit“, machte RSC-Vorsitzender Uwe Friedrich Janovszki hinsichtlich dieser Entscheidung aus seinem Herzen keine Mördergrube. Im Winter hatte den Verein die Hiobsbotschaft ereilt.
Von einer seitens des RSC angedachten „Light-Version“ für Amateure und Jugendliche nahm der RSC, zwischenzeitlich auf 31 Mitglieder geschrumpft, wieder Abstand. Der organisatorische und auch finanzielle Aufwand für ein solches Rennen wäre kaum geringer gewesen, einmal abgesehen von den wegfallenden Startgeldern für die Stars. Weitere Sponsoren gab es zwar, sie engagierten sich jedoch mit deutlich niedrigeren Zuwendungen als die Stadt Bad Homburg.
Die verbliebenen Mitglieder beschlossen, den RSC aufzulösen und sich als Abteilung der Homburger TG (HTG) anzuschließen. Das Angebot des Großvereins vom Niederstedter Weg mit seinen mehr als 4000 Mitgliedern wurde damit nochmals erweitert, nachdem in den vergangenen Jahren bereits die Tanzsportler, der ESV Blau-Gold, die Sportakrobaten und die Rope-Skipping-Abteilung der TSG Köppern das Angebotsspektrum der HTG vergrößert hatten und von der professionellen Infrastruktur des Traditionsvereins profitieren.
„Wir haben ganz bewusst den Namen RSC beibehalten und auch das Logo übernommen“, erhofft sich HTG-Präsident Ralph Gotta eine Win-win-Konstellation vom Beitritt der über Deutschlands Grenzen hinaus bekannten Radsportler, die durch Peter Rohracker, seit den Nuller-Jahren Sportlicher Leiter des Kurparkrennens, mit der internationalen Radsportszene bestens vernetzt sind. Dies schürt auch Hoffnungen, dass es ab 2024 wieder ein Kurparkrennen geben könnte, wenn in den nächsten Monaten entsprechende Manpower und ausreichende Sponsorengelder akquiriert würden. Zugegebenermaßen nur vage Hoffnungen.
Der Termin für das einzige deutsche Kriterium im Jahreskalender des Radsport-Weltverbandes UCI nach dem Rückzug des RSC ist inzwischen vergeben. Der deutsche Meister Nils Politt (Bora-hansgrohe) startet am Freitag ebenso wie Phil Bauhaus und Nikias Arndt bei der „Schmitter-Nacht von Hürth“, während Simon Geschke und Emanuel Buchmann am selben Tag bei der „Bruckmühler Radsportnacht“ eine Woche vor der am 3. August in Glasgow beginnenden Weltmeisterschaft zu sehen sein werden.