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In der Weltspitze angekommen

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Von: Thorsten Remsperger

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Tanzten bei den Weltmeisterschaften auf den vierten Platz: die Jazz Small Group „MovingART“ der SG Sossenheim mit der Königsteinerin Katharina Bothe (vorne im Bild).
Tanzten bei den Weltmeisterschaften auf den vierten Platz: die Jazz Small Group „MovingART“ der SG Sossenheim mit der Königsteinerin Katharina Bothe (vorne im Bild). © Pineapple Media

Zwei Titelgewinne, mehrere Topplatzierungen: Was die Königsteinerin Katharina Bothe mit den Jazz-Dancern „movingART“ bei der Weltmeisterschaft in Slowenien erlebte.

Podcetrtek/Sossenheim -Diese Weltmeisterschaften im slowenischen Podcetrtek werden den mehr als 20 Tänzerinnen und Tänzer der SG Sossenheim, darunter auch die Königsteinerin Katharina Bothe, ewig in Erinnerung bleiben. Bei den Titelkämpfen der International Dance Organization (IDO) im Jazz, Modern und Contemporary Dance, gemeint ist zeitgenössischer Tanz, kam der führende hessische Verein auf eine beeindruckende Bilanz: Zwei Weltmeistertitel, zwei Platzierungen unter den Top fünf, einmal unter den ersten zehn und ein elfter Rang.

„Wir sind in die Weltspitze vorgestoßen und haben uns auch international einen Namen gemacht“, meinte Annika Bartels, die mittanzende Sprecherin des Vereins aus dem Frankfurter Westen. „Ein besonderer Dank gilt den Trainerinnen Sonja und Jenny Kron sowie Bundestrainer Andreas Lauck. Ohne sie wäre das nie möglich gewesen.“ Die Sossenheimerin Sonja Kron hatte vor rund 20 Jahren auch die Jazztanzgruppe ins Leben gerufen.

Lehrerin tanzt mit einstigem Schützling

Eine Leistungsträgerin der so erfolgreichen Jazzdancer - schon zwei Formationen (erlaubt sind darin bis zu zwölf Tänzerinnen und Tänzer) gehören der 1. Bundesliga an - ist die 29-jährige Katharina Bothe, die in Slowenien in drei Wettbewerben auf die Bühne trat. Zusammen mit Finn Bergmann, den sie einst selbst als Kursleiterin an der Frankfurter Sport-Uni dazu motiviert hatte, mit dem Tanz weiterzumachen, belegte sie Rang elf unter 23 Duos - die beste deutsche Platzierung.

Der Frankfurter Bergmann wurde in der Male-Jazz-Hauptgruppe in seinem ersten Jahr als Solist mit seiner Choreographie „Temptation“ übrigens hervorragender Fünfter.

Ebenfalls für eine positive Überraschung sorgte bei den Titelkämpfen unweit der kroatischen Grenze, etwa 70 Kilometer von Zagreb entfernt, die Jazz Small Group des Teams „movingART“ (so nennt sich die 1. Mannschaft der SG Sossenheim).

Zu den sieben Tänzerinnen und Tänzern, die als Viertplatzierte zur besten deutschen Kleingruppe avancierten, zählte neben Finn Bergmann, Cora Bergemann, Joachim Lyskawa, Annika Bartels, Leonie Gossel und Lena Rüth auch Katharina Bothe. Mit ihrer Choreographie „On a mission“ das Finale der besten sechs Kleingruppen zu erreichen, war für die Sossenheimer schon ein großer Erfolg gewesen.

Für das herausragende Ergebnis in der WM-Woche sorgte jedoch jenes Bundesliga-Team „movingART“, in dem die Lehrerin der Königsteiner Bischof-Neumann-Schule ebenfalls tanzt. In der „Formation Modern Hauptgruppe“ wurde Katharina Bothe mit ihrem Teamkolleginnen und -kollegen Neunte.

Zwei WM-Titel in der Altersklasse

Erst einmal klingt es merkwürdig, dieses Resultat höher zu bewerten als einen Weltmeistertitel. Von denen holten die Frankfurter nämlich deren zwei mit ihren Small Groups der Altersklasse „classicArt“. In jenen Wettbewerben treten drei- bis siebenköpfige Gruppen an, deren Mitglieder bereits das 30. Lebensjahr überschritten haben.

Freilich zeigten die SG-Teams in der Hauptgruppe 2 nach Einschätzung von SG-Sprecherin Annika Bartels „eine überragende Leistung“. Sie gewannen in Jazz und Modern. Vor allem auf den WM-Titel in letzterer Kategorie sei man besonders stolz, da die Entscheidung, dort zu starten, sehr kurzfristig gefallen sei, sagte Bartels.

Der Mannschaftswettbewerb „Formation Modern Hauptgruppe“ ist jedoch der am härtesten umkämpfte, sozusagen die Königsklasse aller Kategorien. Und in der traten die 14 Tänzerinnen und Tänzer aus Sossenheim als letztes Team aufs Parkett.

„Um überhaupt dabei sein zu dürfen, muss man beim finalen Turnier der Deutschen Meisterschaften unter die besten fünf gekommen sein“, erläuterte Katharina Bothe. Allein das zu schaffen, sei eine Herausforderung. Geschweige denn sich auf dem hohen Leistungsniveau einer Weltmeisterschaft zu behaupten.

Eigentlich wäre das Team, das sich mit seinen Tänzern aus dem Rhein-Main-Gebiet mindestens zweimal pro Woche in Sossenheim zum Training trifft, im Sommer schon bei den Europameisterschaften angetreten. Jedoch sei damals der Flug nach Skopje in Nordmazedonien gestrichen worden, die Anreise wäre danach nicht mehr rechtzeitig möglich gewesen. Umso motivierter trat „movingART“ bei der WM an.

Mit ihrem politischen Stück „In the Name of Democracy“ ging es den Tänzerinnen und Tänzern primär darum, das Publikum zu bewegen. Der ein oder andere Tanzsport-Fan aus dem Hochtaunus durfte das Stück übrigens schon genießen. Im Sommer war die Gruppe im Rahmen eines Shownachmittags zu „20 Jahre Sportschule M. Farnung“ im Theater des Homburger Kurhauses aufgetreten - und hatte mehrere hundert Zuschauer schwer beeindruckt. Auch die Jury bei den Weltmeisterschaften honorierte die sportliche Eleganz der experimentellen Choreographie, aber auch den Mut für ein Thema, das zum Nachdenken anregt.

Besser als der Deutsche Meister

Die Belohnung war die Qualifikation für das Halbfinale der besten zwölf Teams. Und nach der zweiten Perfomance stand jener neunte Rang in der Endabrechnung zu Buche. Damit war „movingART“ von der SG Sossenheim besser platziert als der Deutsche Meister aus Ludwigsburg.

„Das ist ein großer Erfolg für das Team, das sich dieses Jahr als erste hessische Formation für die WM qualifiziert hat“, erklärte eine stolze Annika Bartels. „Eine tolle Sache“, resümierte auch Katharina Bothe, „wir haben zwar schon bei internationalen Meisterschaften teilgenommen, aber bisher eher, um uns von anderen Gruppen inspirieren zu lassen.“

Mit den bisher größten internationalen Erfolgen dürfte auch die Erwartungshaltung an die eigenen Leistungen in der kommenden Saison steigen. „movingART“ und „subsTANZ“, die zweite Sossenheimer Mannschaft, werden sich ab sofort auf ihre Auftritte in der 1. Bundesliga vorbereiten. Das Heimturnier wird am 25. März in Zeilsheim sein. (rmü/rem)

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