Diese Regelung ist von den politischen Entscheidungsträgern am 2. November zur Eindämmung des Virus verordnet worden. Sie macht aber überhaupt keinen Sinn mehr.
Sportplätze bieten die idealen Voraussetzungen, um sich auch nach den geltenden Corona-Regeln sportlich zu betätigen. Große Areale können bestens in mehrere überschaubare Quartiere eingeteilt werden, in denen sich nur zwei Personen aufhalten. Sie kommen den anderen nicht zu nahe, können schon umgezogen zum Training erscheinen und danach gleich wieder heimfahren respektive abgeholt werden.
Das Infektionsrisiko wäre gleich null. Außerdem verweist nicht nur der Hessische Fußball-Verband auf eine Studie, dass unter freiem Himmel die nicht mutierte Version des Virus erst überspringt, wenn sich zwei Menschen 15 Minuten im Abstand von weniger als 1,5 Metern aufgehalten haben. Also auch größere Trainingsgruppen würden nicht wirklich eine große Ansteckungsgefahr bedeuten.
Wenn mehr Sportler wieder auf die Anlagen dürften, wäre das auch aus psychosozialer Sicht wichtig. Die Spieler könnten sich endlich wiedersehen, gemeinsam aktiv sein. Welche Befreiung das vor allem für Kinder und Jugendliche sein würde nach einem Schultag mit Maskenpflicht. Ihre Laune würde sich schlagartig verbessern – und die der Eltern automatisch auch. Ganz nebenbei könnten die Sportvereine ihren Mitgliedern, die inzwischen in Scharen abwandern, wieder etwas mehr bieten.
In Frankfurt wird das Modell, mit mehreren Zweiergruppen auf einer Sportanlage trainieren zu dürfen, geduldet. Das hessische Ministerium hat in seiner Verordnung für Freizeitangebote und Sport eine Grauzone gelassen. Aus den Formulierungen geht nicht eindeutig hervor, ob auf den weitläufigen Anlagen nur zwei Personen oder mehrere Zweiergruppen aktiv sein dürfen. Damit wurde die endgültige Entscheidung elegant den Kreisen und Kommunen überlassen. Das Land ist fein raus. Und der Bund sowieso.
Im Hochtaunus wirken die politischen Entscheidungsträger wie gelähmt. Sie sind, nachdem Vereinsvertreter längst darum gebeten haben und Nachbar Frankfurt vorgeprescht ist, immer noch nicht zu einer Lockerung für den Trainingsbetrieb fähig. Wie gesagt: Auf den Spiel- und Bolzplätzen der Region toben die Kinder munter miteinander. Dort ist das Infektionsrisiko viel höher als bei Kleinstgruppen auf riesigen Sportanlagen.
Dass Kinder und Jugendliche nach draußen strömen, um sich zu bewegen und sportlich zu betätigen, sobald es das Wetter zulässt, kommt alles andere als überraschend. Verschärft wird dieses Bedürfnis durch die Einschränkungen im zweiten Lockdown. Sich darauf einzustellen und nach alternativen Lösungen zu suchen, dafür war monatelang Zeit. Aber sinnvoll und verbindlich geregelt ist auf Landes- und Kreisebene für die meisten Amateursportler nichts.
Ungenaue Formulierungen und fehlende Flexibilität fallen bei den politischen Maßnahmen während der Corona-Pandemie nicht zum ersten Mal auf. Wenn es um den Amateursport geht, wird oft herumgeeiert. Das lässt folgenden Schluss zu: Der Sport und alles, was damit für die Menschen zusammenhängt, wird seitens der Politik zu wenig wertgeschätzt.
Die Präsidenten der Fußballverbände haben es in ihrem jüngsten Appell völlig richtig formuliert: Der organisierte Amateursport ist nicht Teil des Problems. Er ist ein Teil der Lösungen im Sinne der allgemeinen Gesundheitsförderung.
Dass dieses Thema in den vergangenen Wochen und Monaten brach gelegen zu haben scheint, ist umso unglaublicher, wenn man die neueste Zahlen des Statistischen Bundesamtes betrachtet: Alleine 7,3 Millionen Mitglieder in den deutschen Sportvereinen sind unter 18 Jahre. Und deren Eltern werden demnächst an die Wahlurne gebeten. Das sieht ganz nach einem folgenschweren Eigentor aus.