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Marius Erk: Wie ein Stedter Bub zum Eishockey-Meister wurde

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Von: Thorsten Remsperger

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Wenn er am Puck ist, gibt er immer Vollgas: Marius Erk vom EC Bad Nauheim.
Wenn er am Puck ist, gibt er immer Vollgas: Marius Erk vom EC Bad Nauheim. © IMAGO/Eibner-Pressefoto/Maximilian Rist

Marius Erk ist in Oberstedten aufgewachsen, wohnt in Bad Homburg und darf als bester Eishockeyspieler aus dem Hochtaunus gelten. Mit den Löwen Frankfurt stieg der 26-Jährige in die DEL auf, spielt jetzt wieder für den EC Bad Nauheim. Im Gespräch mit der TZ gibt er Einblicke in seine Karriere.

Bad Homburg – Der Mann trägt Bart, war ja klar. Gehört zum Erscheinungsbild eines Eishockeyspielers wie der Puck zum Schläger. „Dafür fehlen mir keine Zähne, da habe ich wohl bisher Glück gehabt“, sagt Marius Erk und bedient gleich mal ein zweites Klischee, das man mit Spielern der rasanten und nicht ungefährlichen Mannschaftssportart auf Schlittschuhen in Verbindung bringt.

Nein, in der Jugend habe er sich mal mehrere Bänder am Knöchel gerissen, zudem auf dem Eis schon zwei Gehirnerschütterungen zugezogen. Bei einem Spieler seiner Güteklasse – Marius Erk, Verteidiger des EC Bad Nauheim, befindet sich in seiner siebten Profisaison in der DEL 2 und hat 354 Spiele absolviert – kann man tatsächlich von Glück reden, dass er bis dato recht glimpflich davongekommen ist.

Seine Freundin Lisa mag seinen Sport und seinen Bart sowieso, es sei denn, es geht in die Play-offs. „Zum Leidwesen von ihr muss ich dann meinem Bartwuchs freien Lauf lassen“, sagt Marius Erk lächelnd. Zurzeit liegen seine Roten Teufel auf Rang sechs, dem letzten Platz, der für die direkte Teilnahme an den Play-offs berechtigt. Für mindestens Rang zehn, die Qualifikation für die Pre-Play-offs, sollte es auf jeden Fall reichen.

Marius Erk: Großer Erfolg mit den Löwen Frankfurt

Erk freut sich schon auf die Zeit im März, wenn es in den Ausscheidungsserien der DEL 2 auf dem Eis „noch einmal schneller, noch einmal körperbetonter zur Sache geht“. Es könne sogar sein, dass sonst glattrasierte Mitspieler kaum mehr wiederzuerkennen seien, witzelt er. Besonders, wenn es weit geht. So wie mit den Löwen Frankfurt, mit denen der Abwehrspieler 2022 Meisterschaft und Aufstieg in die DEL feierte. Das erlebte er nach dem Sieg gegen die Ravensburg Towerstars euphorisiert und mit Rauschebart. 38 Tage hatte er den Rasierer nicht in die Hand genommen. Dafür dann den Meisterpokal.

Marius Erk, geboren in Bad Soden, aufgewachsen in Oberstedten und jetzt mit seiner Freundin Lisa und Hündin Lia wohnhaft in Bad Homburg, liebt seinen Sport. Das ist ihm beim Interviewtermin in einem Bad Homburger Café deutlich anzumerken. Papa Axel stammt aus Nidda und schaute schon als Junge im Bad Nauheimer Colonel-Knight-Stadion den unerschrockenen Cracks auf Kufen zu. Später nahm er seinen Sohn zu den Löwen in die Frankfurter Eissporthalle mit. Doch der wollte nicht nur zuschauen. „Mit vier oder fünf habe ich mir schon eine komplette Eishockeyausrüstung gewünscht“, erzählt Marius Erk.

Ab auf die Eisbahn am Hotel Böttcher

Durch den Wald sei er früher zur Eisbahn am Hotel Böttcher in Dornholzhausen gelaufen und habe geübt. Es dauerte nicht mehr lange, da trainierte Klein-Marius in Frankfurt. Erst in der Laufschule, dann in den Jugend-Teams der Löwen. „Heute ist das für mich auf Schlittschuhen wie normales Laufen, da denkt man gar nicht mehr drüber nach.“ Als Kind sollte man es aber unbedingt schon erlernt haben, um später auf hohem Niveau Eishockey spielen zu können, rät er.

Marius Erk trägt Bart, nicht nur in den Play-offs. Mit den Löwen Frankfurt wurde er Zweitliga-Meister.
Marius Erk trägt Bart, nicht nur in den Play-offs. Mit den Löwen Frankfurt wurde er Zweitliga-Meister. © BEAUTIFUL SPORTS/Gawlik via www.imago-images.de

Dass der „Stedter Bub“ Talent hatte, fiel den Scouts der Adler Mannheim schon früh auf, „mit 12 oder 13 wollte ich damals aber noch nicht von zu Hause weg“, erzählt Erk. Im Alter von 16 Jahren aber schon: ins Sport-Internat des 1. FC Köln, wo auch die Eishockey-Talente der Kölner Haie ihr Abitur machen.

Seine Zeit in der Domstadt möchte er nicht missen, auch weil er Lisa kennenlernte. Aber auch auf seine nächsten Stationen blickt Erk, ebenfalls begeisterter Mountainbiker und Tennisspieler, gerne zurück. Nachdem er in Köln den Beschluss gefasst hatte, es als Profi zu versuchen, wechselte er zum EC Bad Nauheim. Um nach einem Jahr mit Förderlizenz bei Drittligist EHC Neuwied spielend, in den beiden nächsten Spielzeiten 84 Partien in der zweithöchsten Spielklasse zu absolvieren.

2018 folgte die Rückkehr zu seinem Stammverein an den Frankfurter Ratsweg. Vier weitere Jahre in der DEL 2 krönte Erk mit dem Titelgewinn. In der dritten, zweiten, aber auch ersten Reihe hatte er bei den Löwen gespielt und auch im Aufstiegsrennen seine Einsatzzeiten bekommen. Einen Anschlussvertrag für die DEL erhielt er jedoch nicht. Für Marius Erk eine Enttäuschung.

Marius Erk: Die Rückkehr zum EC Bad Nauheim

Eine superschöne Zeit habe er bei den Löwen gehabt, und „der Aufstieg ist der größte Erfolg meiner Karriere“, sagt der 26-Jährige, „ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich gerne in Frankfurt geblieben wäre.“ Mit den Erkenntnissen von heute sei es für die persönliche Entwicklung aber „die beste Entscheidung“ gewesen, vor dieser Saison nach Bad Nauheim zurückzugehen.

Harry Lange, früher Mitspieler, jetzt EC-Trainer, habe sich sehr um ihn bemüht. Als „ein sehr guter Schlittschuhläufer, der immer 100 Prozent gibt“, lobt ihn sein Coach, „er ist defensiv stark und hat offensive Qualitäten.“ Erk, der neben seiner Laufbahn ein Online-Studium in BWL absolviert, übernimmt auf dem Eis mehr Verantwortung als noch in Frankfurt. Es bereitet ihm Freude, jüngere Spieler zu führen.

Erst „Raufbolde“, dann Teamkollegen

Der Mann aus dem Taunus verteidigt nun gemeinsam mit Philipp Wachter. Beide waren in der Vorsaison als Gegenspieler auf dem Eis noch heftig aneinandergeraten, es flogen Fäuste. „Machen wir das jetzt in jedem Training?“, habe er Wachter bei seiner Rückkehr gefragt. Großes Gelächter. „Auch wenn es brutal aussieht, unser Sport läuft fast immer sehr fair ab“, lächelt Erk, „auch nach einem solchen Fight klatscht man sich später wieder ab.“

Begeistert ist der Neu-Bad-Homburger von der Atmosphäre im Colonel-Knight-Stadion. Dort, wo sein Papa schon als Kind die Spiele anschaute und jetzt natürlich wieder. „Wir haben eine unglaubliche Fanbase“, schwärmt Erk, „die Stimmung ist immer bombastisch – egal, ob wir gegen den Ersten oder den Letzten spielen.“

48 von 49 möglichen Saisonspielen hat Erk absolviert, dabei fünf Tore erzielt, zehn Vorlagen gegeben, 22 Strafzeiten abgesessen. In der Hauptrunde befinden sich die Teams im Endspurt. Am 3. März um 19.30 Uhr spielen die Roten Teufel nochmals vor heimischem Publikum (gegen die Eispiraten Crimmitschau). Die Play-offs beginnen am 16. März. „Die wollen wir auf alle Fälle erreichen“, meint Marius Erk. „Für mich persönlich ist das Halbfinale das Ziel und gerne mehr.“ Als Zweitliga-Meister könne er sich ja schlecht pessimistisch äußern.

Von Lisa hat er die vollste Unterstützung. Auch wenn ihr Freund im ungünstigsten Fall bald wieder den ungeliebten Rauschebart tragen wird. Nächstes Jahr wollen die beiden heiraten. Gefeiert wird natürlich nach den Play-offs.

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