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Merlin Fuß hat sich einen Traum erfüllt

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Von: Thorsten Remsperger

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Gelb und Schwarz sind jetzt seine Farben: Der Wehrheimer Handballprofi Merlin Fuß kommt im Zweitliga-Spiel seines HSC Coburg bei der SG BBM Bietigheim frei zum Wurf.
Gelb und Schwarz sind jetzt seine Farben: Der Wehrheimer Handballprofi Merlin Fuß kommt im Zweitliga-Spiel seines HSC Coburg bei der SG BBM Bietigheim frei zum Wurf. © IMAGO/Marco Wolf

Merlin Fuß wirft in der zweiten Saison für Zweitligist HSC Coburg seine Tore. Wie es dem TZ-Sportler des Jahres 2016 und einstigen Jugendnationalspieler aus Wehrheim ergangen ist.

Wehrheim/Coburg – Wann Profi-Handballer Merlin Fuß Urlaub hat, hängt manchmal auch von anderen Handballern ab. Neulich, als die Weltmeisterschaft in polnischen und schwedischen Sporthallen über die Bühne ging, pausierten die 1. und 2. Bundesliga in Deutschland, also auch Zweitligist HSC Coburg, bei dem der Wehrheimer seit 2021 unter Vertrag ist. Handballfrei nahm sich der 23-Jährige aber nicht wirklich. Er wollte doch immer direkt informiert sein, wie seine ehemaligen Mitspieler mit dem deutschen Nationalteam abschneiden.

„Eine sehr gute WM“ bescheinigte Merlin Fuß dem Team von Alfred Gislason, das mit dem fünften Rang nicht nur die beste Platzierung seit Jahren erreicht, sondern mit seinen Leistungen unter den sportinteressierten Deutschen auch viel Aufmerksamkeit erzeugt hat.

Stolz war der junge Mann aus dem Taunus, der sich in Oberfranken sehr wohl fühlt, vor allem auf zwei Leistungsträger des Teams: Juri Knorr und Julian Köster. Beide Nationalspieler sind im Jahr 2000 geboren. Sie gehörten wie Merlin Fuß, der am 2. Februar Geburtstag hatte, dem hoffnungsvollen Jahrgang an, der 2019 in Skopje bis ins Finale der U-19-Weltmeisterschaft vordrang (und Ägypten den Vortritt lassen musste). Während Juri Knorr schon früh ins A-Nationalteam beordert worden sei, habe er oft mit „Kösti“, so nennt er Julian Köster, zusammengespielt. Gegeneinander auch, zuletzt im Juni, als Kösters VfL Gummersbach nach dem letzten Saisonspiel gegen Coburg die Zweitliga-Meisterschaft und den Aufstieg feierte. Inzwischen gehören Knorr und Köster zu den hoffnungsvollsten deutschen Spielern mit Blick auf die Heim-EM 2024. Für Merlin Fuß absolut zu Recht, denn beide lebten professionell für die Karriere, seien „absolut handballverrückt“ – und beide seien Charaktere, mit denen man sehr, sehr gerne Zeit verbringt. Diese Züge führten zu einem guten Teamgeist, von dem während der WM ja auch oft die Rede war.

Auf Augenhöhe mit Juri Knorr und Julian Köster

Merlin Fuß gibt gerne über die Kollegen Auskunft, es klingt keine Wehmut durch. Mit ein bisschen Glück hätte der Linkshänder weiterhin mit den Knorrs und Kösters auf Augenhöhe spielen können, in der 1. Bundesliga. Durchsetzungsstarke Linkshänder wie er, bärenstark in der Abwehr, sind gefragt. Die ein oder andere Verletzung stand bisher vor allen Dingen aber einer noch positiveren Entwicklung im Weg.

Gegen Ende seiner Zeit beim TV Hüttenberg sagte Fuß beim HSC Coburg zu, der damals noch um den Verbleib in der 1. Bundesliga kämpfte. Keine Entscheidung ohne Risiko. Denn nach dem Abstieg wurde es nichts mit einer direkten Rückkehr, die Gelb-Schwarzen pendelten sich im Mittelfeld der Tabelle ein, obwohl der Mann aus dem Taunus eine überzeugende Debüt-Saison im Bundesliga-Unterhaus hinlegte: mit rund 120 Toren, 80 Assists und viel Einsatzzeit im rechten Rückraum.

In der aktuellen Saison plagte sich Fuß jedoch mit Schulterproblemen herum, die Handball-Pause durch die WM konnte er für die konservative Behandlung eines Sehnenanrisses an der Rotatoren-Manschette seines Wurfarms nutzen. Im ersten Pflichtspiel des Jahres in Eisenach kam der Linkshänder für den Tabellenzehnten schon wieder in der Abwehr zu einem Kurzeinsatz. Zum 35:27-Sieg bei der HSG Konstanz steuerte er am Freitag ein Tor bei.

Merlin Fuß ist guter Dinge, nach einer erneut hohen Fluktuation im international besetzten Team (mit Spielern aus sechs Nationen) in der Rückrunde noch im oberen Drittel angreifen zu können, spätestens in der kommenden Spielzeit. Für die hat der Wehrheimer bereits zugesagt, wie übrigens auch der junge dänische Trainer Brian Ankersen, auf den er wegen dessen analytischen Trainingsplanung und Spielvorbereitung große Stücke hält.

Merlin Fuß: Leben in einer handballverrückten Gegend

Coburg sei eine schöne Stadt in idyllischer Umgebung, die Menschen durchaus handballverrückt. Jedenfalls werde er öfters auf das letzte Spiel angesprochen, wenn er in der Gegend unterwegs sei. Und: „Wenn die Halle voll ist, dann ist die Stimmung richtig geil.“ Hier fühlten sich seine Freundin Leonie, die er in Hüttenberger Zeiten kennengelernt hat, und er pudelwohl. Während sie als Sozial-Assistentin arbeitet und ebenfalls aufs Tor wirft (für eine Bezirksoberliga-Mannschaft), studiert ihr Freund Immobilienmanagement an einer Fern-Universität. Nebenbei, denn Merlin Fuß hat sich seinen Traum vom Profi-Handballer erfüllt, für den er schon als Schüler sehr viel Fleiß, Herzblut und Zeit investiert hatte, ein enormes Trainingspensum absolvierte.

Der frühere Jugendnationalspieler ist der beste Handballer aus dem Hochtaunus seit Jahren. 2016 wurde er zum „TZ-Sportler des Jahres“ gewählt. Die Trophäe habe einen Ehrenplatz, lächelt er.

Ein weiterer Traum von Merlin Fuß ist es, einmal in der 1. Bundesliga zu spielen. „Darauf möchte ich hinarbeiten“, erzählt er. Dann käme es zu einem Wiedersehen mit Juri Knorr und Julian Köster. Auf dem Spielfeld.

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