Olivia Gürth hat „abgeliefert“

Welch ein toller Auftritt von Olivia Gürth (Diezer TSK Oranien) bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in München. Die 20-Jährige – zweitjüngste Athletin im Team Deutschland – legte einen ebenso flotten wie mutigen Vorlauf über 3000 Meter Hindernis auf die Bahn des Olympia-Stadions, wurde Achte und verpasste die Final-Teilnahme nur um einige Sekunden.
VON MARION MORELLO
Erst wenige Tage vor dem Start der European Championships aufgrund der Absage der amtierenden Europameisterin Gesa Felicitas Krause als Nachrückerin nominiert, hatte Olivia Gürth von jetzt auf gleich vom Urlaubs- in den Wettkampf-Modus umswitchen müssen. Das gelang ihr hervorragend, denn sie ging am frühen Donnerstagmorgen zwar mit der nötigen Spannung, aber dennoch locker an den Start zum ersten von zwei Vorläufen über 3000 Meter Hindernis. Ihr Ziel war es, möglichst die persönliche Bestzeit zu verbessern (9:47,76 Minuten).
Zunächst etwas zurückhaltend und abwartend laufend, hielt sie die Konkurrenz im Auge. Nach wenigen hundert Metern setzten sich die Türkin Tugba Güvenc und Luiza Gèga (Albanien) ab und zogen das Tempo an. Das Feld jetzt wie eine Kette aufgereiht, Läuferin an Läuferin. Beim vorletzten Wassergraben dann die Schrecksekunde: Die vor ihr laufende Italienerin Martina Merlo geriet ins Straucheln, Olivia Gürth wusste geistesgegenwärtig einen Sturz gerade noch zu verhindern. Doch da tat sich plötzlich die Lücke auf, und die Diezerin schlüpfte hindurch, die kurzzeitige Konfusion ihrer Gegnerinnen ausnutzend, und zog das Tempo an. Auf den letzten 550 Metern schnappte sich Olivia Gürth eine nach der anderen vor ihr Laufenden und erreichte das Ziel in starken 9:50,95 Minuten als Vorlauf-Achte. Der zweite Vorlauf wurde anschließend insgesamt etwas schneller, so dass sie ihre Hoffnung, als eine der drei Zeitschnellsten noch ins Finale zu rutschen, fahren lassen musste.
„Das war schon etwas anderes, als eine kleine Meisterschaft. Ich bin zufrieden, dass ich die Hoffnung aufrechterhalten konnte, vielleicht den Endlauf zu erreichen“, sagte sie später erfrischend locker im Live-Interview mit Claus Lufen in der ARD.