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Pascal Brendel: Die Nummer eins ist gerne ein Team-Player

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Alle Augen auf Pascal Brendel: Hoch hinaus - so wie hier bei der WM-Qualifikation in Heidelberg am Reck - ging’s in den vergangenen Monaten für den jungen Wehrheimer. In Antwerpen führt er das deutsche Turn-Team als Nummer eins an.
Alle Augen auf Pascal Brendel: Hoch hinaus - so wie hier bei der WM-Qualifikation in Heidelberg am Reck - ging’s in den vergangenen Monaten für den jungen Wehrheimer. In Antwerpen führt er das deutsche Turn-Team als Nummer eins an. © IMAGO/foto2press

Der 20-jährige Pascal Brendel aus Wehrheim im Taunus wird wegen seines Könnens schon mit Fabian Hambüchen verglichen. Am Wochenende will sich der Turner mit der deutschen Riege bei der WM in Antwerpen für Olympia qualifizieren.

Wehrheim -Was Pascal Brendel draufhat, präsentiert er regelmäßig seinen Anhängern auf Instagram. Kurze Videos zeigen den 20-jährigen Wehrheimer, wie er dank unglaublicher Körperbeherrschung in atemberaubender Geschwindigkeit durch die Luft wirbelt, um nach Salti und Schrauben direkt auf beiden Füßen zum Stillstand zu kommen.

Das Können ist im Turnen das eine. Im Wettkampf das Erlernte auch genauso abzurufen, aber das andere.

Pascal Brendel hat gelernt, mit seiner Nervosität, diesem enormen Druck umzugehen, der dann auf Turnern lastet, wenn sie vor die Wertungsrichter treten. Er hat sich bei den deutschen Meisterschaften in Dortmund zum besten Mehrkämpfer aufgeschwungen, war bei den Europameisterschaften im türkischen Antalya als Achter bester Mehrkämpfer des Deutschen Turner-Bundes.

Am Wochenende wird der junge Mann aus dem Hochtaunus in Antwerpen erstmals als Nummer eins die DTB-Riege bei Weltmeisterschaften anführen. Sein Ziel: sich mit der Mannschaft für Olympia zu qualifizieren. Dazu müsste bei den Welttitelkämpfen in der belgischen Hafenstadt mindestens der zwölfte Rang herausspringen.

„Ich habe mir vorgenommen, mein Ding zu machen und die Mannschaft so gut wie möglich zu unterstützen“, sagt Brendel. Wenn er Team-Player sein könne, turne er noch besser.

So wie im April bei den Europameisterschaften. „Ich muss mich wohlfühlen, und bei der EM hatte ich das Gefühl, dass die Jungs für mich da sind. Dass ich nicht alleine da unten stehe, mir der Rücken gestärkt wird“, sagt Brendel.

Gegen die Nervosität helfen ihm Rituale. Vor dem Wettkampf ginge er immer nochmals duschen, schaue Videos auf Instagram, höre bis zum Einturnen deutschen Hip Hop, „187 Straßenbande“ zum Beispiel. Nach vorne bringe ihn das. Während des Wettkampfes helfe Ablenkung, mit den Teamkameraden auch mal „dummes Zeug“ zu babbeln, wie er lächelnd hinzufügt.

Fast mit dem Turnen aufgehört

„Den Schalter dann von der einen auf die andere Sekunde umzulegen, das kann Pascal schon sehr gut“, lobt Matthias Brendel, „mental ist er stärker geworden dieses Jahr, da kann man ihn schon zu den Top-Leuten zählen.“ Um bei der WM beispielsweise in Einzelfinals einzuziehen, fehle allerdings schon noch das ein oder andere. „Die Inhalte müssen wir noch steigern, dann hat er ganz viel Potenzial.“

Der 52-jährige Matthias Brendel ist inzwischen der Trainer seines Sohnes. Der hätte 2018 als Jugendlicher in Frankfurt fast wegen seines damaligen Coaches mit dem Turnen aufgehört. Sehr schroff sei der mit den Talenten umgegangen. Später hatte kurzzeitig Wolfgang Hambüchen, Vater von Olympiasieger Fabian Hambüchen, Brendel unter seinen Fittichen. Immer noch schaue Hambüchen senior, inzwischen 69 Jahre alt, hin und wieder in der Halle vorbei, gebe wertvolle Tipps. Beim KTV Wetzlar fühlen sich die Brendels wohl.

Vater schult für Karriere seines Sohnes um

Matthias Brendel hat seinen Beruf im Rettungsdienst aufgegeben, ist beim Hessischen Turnverband angestellt. An der Trainerakademie des Deutschen Olympischen Sportbundes in Köln macht er gerade sein Trainer-Diplom. Eine ganz schöne Belastung, auch für ihn. Dank der großen Unterstützung seiner Frau Katharina sei das überhaupt möglich, das Familienleben komplett umgestellt worden, erzählt er.

Das alles läuft freilich nicht konfliktfrei ab, vor allem in der Halle nicht. „Wenn man alleine ist, bekommt es der Papa manchmal ab“, sagt Pascal Brendel. „Mit ihm streite ich mich anders als mit Trainern. Wir können das, was in der Halle passiert, und Familienleben aber strikt trennen.“ Wenn’s beim Training mal kracht, es seinem Sohn zu viel wird, geht Matthias Brendel zur Not einfach mal raus.

Unterstützung von der Schule

Unterstützung erfährt das Ausnahmetalent aus dem Taunus, das einst wie sein älterer Bruder Sascha als Bub bei der SGK Bad Homburg mit dem Turnen begann und jetzt in der 1. Bundesliga für den mehrfachen Deutschen Meister KTV Straubenhardt im Schwarzwald antritt, auch von der Feldbergschule in Oberursel. Dort wurde Brendel von der Schulleitung sogar angeboten, bis zu den Olympischen Spielen im Sommer 2024 ein Sabbatjahr einzulegen. Das hat er dankend angenommen.

Danach wird Pascal Brendel sein Fachabitur nachholen. Am liebsten mit einer Medaille in der Tasche. Davon träumt er, das ist sein großes Ziel.

Wenn er höre, dass er schon mit Fabian Hambüchen verglichen wird, fühle er sich natürlich geehrt. „Ich lasse das aber nicht so an mich ran, versuche, bei mir selbst zu bleiben“, erzählt Pascal Brendel. Und als Ergänzung: „Meine Erwartungen an mich sind eh immer höher als die von allen anderen.“

Druck macht er sich selbst schon genug. Aber das passt schon.

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