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Peter Striebl wird zum Rücktritt „überredet“

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Es hat einmal wieder gekracht beim Hessischen Handball-Verband (HHV). Der gesamte Vorstand des Schiedsrichterwesens ist zurückgetreten.

Zurückgetreten ist Verbandsschiedsrichterwart Peter Striebl, der vor zehn Jahren aus dem Bezirk Wiesbaden auf die Verbandsebene des HHV gewechselt war. Der Kiedricher wurde von Rolf Mai, bis April 2014 Präsident des Hessischen Handball-Verbands, und dem damaligen Vorsitzenden des Arbeitskreises Spieltechnik, Gunter Eckart, ins Amt geholt. Nun kam es aber zum Eklat. Neben Striebl gingen auch sein Stellvertreter Engin Akbag (Kassel), der Verantwortliche für die Nachwuchsförderung, Rocco Finger (Großwallstadt), und Sally Kulemann von der TSG Oberursel, die verantwortlich für die Neulingsausbildung ist. Sie folgten Striebl aus Solidarität.

Kulemann, die zudem Schiedsrichterwartin des Bezirks Wiesbaden/Frankfurt ist, äußerte sich zurückhaltend: „Wir waren ein super Team. Bei mir ist so viel Unmut aufgekommen, dass ich sage: Die Arbeit im Bezirk läuft gut. Dort will ich im Ehrenamt in Ruhe arbeiten. Mir geht es um den Sport. Daher bin ich auch zurückgetreten.“ Weitere Aussagen zu den Geschehnissen möchte sie nicht tätigen: „Ich will erst einmal meine Ruhe haben. Es bleibt spannend. Wie es dort weitergeht, werden wir sehen.“

Auf Ablehnung gestoßen

Gunter Eckart (Brombachtal), mittlerweile Präsident des HHV, bezieht hingegen eindeutig Stellung: „Alles hat mit dem Rücktritt von Andreas Laible begonnen. Wir haben Peter Striebl aufgefordert, einen geeigneten Nachfolger zu suchen. Das führte zu Namen, die im Zusammenhang mit dem Rücktritt von Andreas Laible standen und für uns nicht akzeptabel waren.“ Laible (TSG Oberursel) war als Verbandsschiedsrichter-Lehrwart tätig gewesen und hatte als Vorsitzender des Bezirks Frankfurt maßgeblich an der gelungenen Fusion mit dem Bezirk Wiesbaden mitgewirkt.

Vor allem stieß sich das HHV-Präsidium an der Personalie Rocco Finger: „Er hat uns – auch schriftlich – beschimpft. Daher war er für uns nicht akzeptabel“, so Eckart. Striebl hat eine andere Sicht der Dinge: „Ich hatte nach dem Rücktritt von Andreas Laible erhebliche Mühe, die Leute zu halten und vom Rücktritt von ihren Ämtern abzubringen. Finger hat vehement Position für Laible bezogen. Ich war selbst nicht beim Gespräch dabei.“

Finger hatte auf Bitten Striebls neben der Nachwuchsförderung auch kommissarisch das Amt des Lehrwarts übernommen. Frank Sattler, der für die TSG Oberursel in der Bundesliga gepfiffen hat, sollte Beauftragter für die Schiedsrichter-Beobachtungen werden. Stefan Ludwig vom TV Großkrotzenburg, als Schiedsrichter in der Zweiten Bundesliga aktiv, sollte Weiterbildungsbeauftragter werden. „Ich habe dem Präsidium gesagt: ,Schaut euch doch an: Die Halbserie ist einwandfrei gelaufen. Lasst uns doch weitermachen‘“, berichtet Striebl, „doch wir stießen auf Ablehnung. Da hatte sich sogar der Geschäftsführer Günther Dörr eingemischt, der geäußert hat, dass Rocco Finger froh sein könne, dass er Beauftragter des Nachwuchses bleiben darf. Er habe keinerlei Kompetenzen in dieser Sache.“

Eckart sieht die Sache hingegen ein bisschen anders: „Das Ganze ging weiter mit zahlreichen Gesprächen. Sattler und Ludwig versuchten, Laible wieder ins Amt zu holen. Sie hatten uns mitgeteilt, dass sie sonst ihre Tätigkeiten einstellen würden.“

Kluft ist zu groß

Diskrepanzen gab es auch über die von Striebl überdachte Konzeption hinsichtlich der Position des technischen Delegierten. „Der technische Delegierte sollte nicht nur für Ruhe auf der Bank sorgen, sondern auch noch die Betreuung der Schiedsrichter übernehmen. Dies ist laut unserer Satzung gar nicht möglich“, so Verbandschef Eckart, „außerdem wäre das für die Vereine teurer geworden. Das kann man anders regeln.“

Striebl kann diese Einschätzung nicht nachvollziehen: „Die Finanzierung sollte aus unserem Etat erfolgen. Warum soll es einem Beobachter nicht möglich sein, während des Spiels als technischer Delegierter zu agieren und danach mit den Schiedsrichtern über die Partie zu reden?“

Die Kluft zwischen beiden Seiten ließ sich ohnehin nicht mehr schließen. Laut Eckart habe Striebl im Arbeitskreis Schiedsrichter verlauten lassen, dass die Positionen im Ausschuss besetzt seien und dass er zurücktreten würde, wenn sein Konzept und seine personellen Vorstellungen nicht durchgehen würden. Striebl bestreitet dies: „Dies habe ich nur in Gesprächen mit Gunter Eckart und Tobias Weyrauch (der Vizepräsident Spieltechnik, Anmerkung der Redaktion) geäußert.“

Da kein Konsens gefunden werden konnte, schrieb das HHV-Präsidium die aus seiner Sicht vakanten Positionen aus. „Da haben sich Leute gemeldet, die mitarbeiten wollten. Striebl hat aber dem Arbeitskreis Schiedsrichter mitgeteilt, dass die Positionen besetzt sind. Das war zu viel. Ich habe Striebl den Rücktritt nahegelegt. Entweder er wird aktiv, oder wir werden vom Präsidium tätig. Die Kommunikation hat bewusst nicht funktioniert – vonseiten von Striebl.“

Der wiederum will diese Äußerung von Eckart nicht kommentieren. Er sagt nur: „Man hat mich zum Rücktritt aufgefordert, sonst würde ich ein Verfahren wegen verbandsschädigendem Verhalten bekommen, das mich aus dem Amt bringen würde. Man muss ja mal überlegen, dass ich nach Rolf Mai und Andreas Laible nun der Dritte bin, der beim HHV aus dem Amt entfernt wurde. Auch das sollte den Leuten mal zu denken geben.“

Für Striebl ist das Kapitel Hessischer Handball-Verband unter diesem Präsidium beendet: „Sally Kulemann hat mich gebeten, sie im Bezirk als Beobachter zu unterstützen. Das mache ich gerne.“

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